It’s teatime! (Teil 2 von 2)
Über das englische Lieblingsgetränk: Wie es nach Europa kam und sein Herstellungsprozess.
Der Weg nach Europa
Aus China brachten die Niederländer erstmals 1610 „Tai“ nach Europa. Im Laufe des 17. Jahrhunderts verbreitete er sich dann in allen Ecken Europas. Zur gleichen Zeit gelangte über die Seidenstraße der „cha“ nach Russland und wurde auch dort gut angenommen. 1669 gründeten die Engländer die „East India Teacompany“, die sich binnen kurzer Zeit zum mächtigsten Teemonopol der Welt entwickelte. - Der Ausfuhr chinesischen Tees unterlag bis dahin strengen Exportregelungen, so durfte nur mit Silbermünzen gezahlt werden. Da das aber für die Handelspartner ein großes Handelsdefizit bedeutete, begann die „East India Teacompany“ illegalerweise mit in Indien billig hergestelltem Opium zu tauschen. Der Teehandel entwickelte sich nun endlich als lukrativ für die europäische Seite. Der chinesischen Regierung missfiel das, vor allem wegen des wirtschaftlichen Verlustes und auch in Besorgnis über die steigende Opiumsucht in der chinesischen Bevölkerung. Der Konflikt mündete in einem totalen Einfuhrverbot von Opium: Die Engländer antworteten in einem See-Angriff auf China, und die Chinesen mussten nach drei Jahren des Krieges gegen die deutlich überlegene britische Militärkraft gezwungenermaßen den ersten „ungleichen“ Vertrag unterschreiben. Entscheidend war die Abtretung Honkongs als Kolonialgebiet Englands, wodurch England unabhängig von der chinesischen Teeproduktion wurde. 1842 war England Besatzungsmacht in Indien, Ceylon und Honkong, drei der wichtigsten Teeproduktionsländer damals. Durch das Einschleusen eines englischen Botanikers erlangten sie Wissen über die Teeproduktion, die Fermentation des Tees und konnten mit diesem eigene Plantagen in ihren Kolonien aufbauen und in Europa verkaufen.
Herstellungsprozess: Wie aus grünem Tee schwarzer wird
1. Pflücken: Die grünen Teeblätter werden streng nach der Regel „two leaves and the bud“ („die beiden obersten feinsten Blätter und die Knospe“) gepflückt. 2. Welken: Um die frisch gepflückten Teeblätter für die Weiterverarbeitung geschmeidig zu machen, werden sie zum Welken auf langen Welkgestellen ausgebreitet, wo sie mit Ventilatoren belüftet werden. In dem 10-20h langen Trocknungsprozess verlieren die Blätter je nach Anbaugebiet zwischen 30 und 70 % ihrer Feuchtigkeit. 3. Rollen: Um ein qualitativ hochwertiges Ergebnis zu erzielen, sind Erfahrung und Sauberkeit beim Rollprozess unabdingbar. Durch das Rollen (20-60min) werden die Zellwände der Blattzellen aufgebrochen und der Zellsaft kann austreten. Dieser entwickelt in Reaktion mit dem Luftsauersstoff (Fermentation) die ätherischen Öle, die dem Tee sein Aroma verleihen. Zudem verändert sich die Farbe der Blätter. Diesen Oxidationsprozess kann man auch bei einem angebissenem Apfel beobachten. 4. Fermentation: Der beim Rollen eingesetzte Oxidationsprozess wird hier verstärkt: In speziellen Feuchträumen werden die Blätter ausgebreitet und bei 40ºC Lufttemperatur 2-5h zusätzlich mit Wasser befeuchtet. Die Fermentation sorgt dafür, dass der Tee sein charakteristisches Aroma, welches wir beim Kochen des Tees wiederfinden, entwickelt und seine kupferrote bis braune Farbe annimmt. 5. Trocknen: In Trockenöfen werden den Blättern ihre restliche Feuchtigkeit entzogen. Durch die Hitzezufuhr (20min bei Heißluft von 85-95°C) wird die Fermentation abgebrochen. Der Zellsaft trocknet dabei an den Blättern und verleiht dem Tee seine dunkle Farbe, die Blätter verfärben sich von kupferrot zu dunkelbraun bis schwarz mit 5-6% Restfeuchtigkeit. Später, beim Teeaufguss, löst sich der am Teeblatt angetrocknete Saft wieder auf und ergibt unseren kupferrot leuchtenden und aromatischen Tee. 6. Sortieren: Über Schüttelsiebe wird der Tee nach Blattgraden sortiert. Je Flächengröße des Teeblatts bzw. seiner Fragmente unterscheidet man verschiedene Gradierungen.