Ist das überhaupt möglich, Weihnachten in China? Teil I
Wie immer mit einiger Verzögerung..
Zuerst muss gesagt sein, dass man sogar in China merkt, wenn Weihnachten vor der Tür steht, denn alle Kaufhäuser werden vollgehängt mit Glitzerzeugs, Weihnachtskugeln und Lametta, und im einen oder anderen Geschäft läuft „Jingle Bells“ in Dauerschleife. Allerdings erinnert das eher an American Christmas, denn alles sah für meinen Geschmack viel zu künstlich, kitschig und glitzrig aus. Dass es vielleicht insgesamt schwierig ist beim Weihnachtsschmuck das gute Maß an Behaglichkeit, Leuchten und Schmuck zu treffen, ist eine andere Geschichte. Jedenfalls habe ich mich bei einigen meiner chinesischen Freunde erkundigt und sie meinten Weihnachten wäre eigentlich mehr eine Einnahmequelle für die Kaufhäuser, da es zu dieser Zeit viele Angebote und Rabattaktionen gibt. Dazu ein kleiner, lustiger Fakt am Rande: Der Tag der Singles in China am 11.11. jedes Jahr ist übrigens gleichzeitig der Tag der größten Rabattaktion des Jahres. Ist das Klischee Frustshopping hier beheimatet? Ich habe eher das Gefühl, Shopping, auch im Internet, ist bei den jüngeren Generationen eigentlich zu jeder Zeit allgegenwärtig.
Weihnachten wird jedenfalls in den Familien nicht gefeiert, am Abend des 24. und 25. Dezembers habe ich nur viele junge Leute auf der Shoppingmeile im Zentrum gesehen, die sich leuchtende Haarreifen und Blumenkränze gekauft haben und damit durch die Stadt gezogen sind. Wohin auch immer ich hingesehen habe, überall kleine und große, blitzende Lichter. Eine Weihnachtsstimmung wie in Deutschland hat sich aber bei mir trotz Weihnachtsfeier im Sprachlernzentrum nicht so richtig eingestellt. Die zu organisieren war dabei aber sogar mit ziemlich vielen weihnachtlichen Traditionen verbunden. Zuerst habe ich einen Adventskalender aus kleinen Spielen und Aufgaben für die Kurse vorbereitet. Es gab Memory, Wunschlisten schreiben und bemalen und mit den Wünschen „Koffer packen“ spielen und so weiter. Dann kam es tatsächlich auch zum Plätzchen Backen, wofür die Lehrpraktikantin Yuan und ich im Schweiße unseres Angesichts mit einem chinesischen, zusammengeflickten Karren den Backofen eines der deutschen Lehrer in einen Klassenraum transportiert haben. Einen Backofen hat in China übringens üblicherweise niemand, denn Backen gehört absolut nicht zur chinesischen Küche. Also haben wir eine Woche lang fast jeden Nachmittag Plätzchen gebacken, einmal mit den Schülern zusammen als Backstunde. Das kam bei den Schülern sehr gut an, es wurde fleißig geknetet, ausgestochen und hinterher verziert.