Irisch - Verlust der Nationalität?
Irisch als eine der drei gälischen Sprachen wird in Irland kaum noch gesprochen. Schuld daran ist die zeitweilige englische Herrschaft und damit die Übernahme der englischen Sprache. Heute ist Irisch ein Kulturgut.
„Dia duit“ heißt so viel wie „Gott sei mit dir“ und bedeutet „Hallo“ auf Irisch. Dennoch trifft man als Urlauber viel wahrscheinlicher auf ein englisches „Hello“ zur Begrüßung. Englisch ist neben Irisch die zweite Amtssprache der Republik Irland, wird jedoch von der bedeutenden Mehrheit im Alltag gesprochen. Nur noch in wenigen Teilen Irlands, welche man als Gaeltacht bezeichnet, ist Irisch als Erstsprache verbreitet. Diese kleinen Gebiete liegen überwiegend an den westlichen Küstengebieten Irlands. Dennoch ist Irisch laut der Verfassung, Artikel 8, die Hauptamtssprache („an phríomhtheanga oifigiúil“). Seit 2007 ist die nationale Sprache der Republik Irlands sogar eine der 24 Amtssprachen in der Europäischen Union. Allerdings gibt lediglich 1 % der Bevölkerung an, diese Sprache tatsächlich zu sprechen. Immerhin 30 % geben an, die Sprache zu beherrschen. Als Urlauber in Irland trifft man täglich auf die Spuren der Nationalsprache: Straßenschilder oder Ortsnamen. Da ist es nicht verwunderlich, dass Verwunderung aufkommt, wenn man niemanden tatsächlich Irisch sprechen hört. Wie kommt das?
Irisch, auch Gaelige, genannt ist eine der drei gälischen Sprachen. Vermutlich wurde Ende des 4. Jahrhunderts erstmals Irisch unter keltischem Einfluss gesprochen. Die Sprache entwickelte sich mit der Zeit und wurde nach der Annahme des Christentums vom Lateinischen beeinflusst. Entscheidend für den Sprachverlauf ist jedoch der Einfall der Normannen im 12. Jahrhundert. Was sich zuerst lediglich auf den Eingriff in die irische Kirche beschränkte, entwickelte sich mit der zet zu einer Fremdherrschaft unter der englischen Krone. Der Anfang dieser Zeit war jedoch gekennzeichnet von sprachlicher Stabilität und literarischer Schaffung. Lediglich zu administrativen Zwecken wurde eher Französisch oder Englisch angewendet. Bis zum 19. Jahrhundert übernahmen sogar irischstammige Normannen, wie Einsiedler aus Schottland, Teile der irischen Kultur. Erst mit der großen Hungersnot 1845-49 ging Irisch als Erstsprache zurück, viele Iren verhungerten oder emigrierten, was den Verlust von mehr als ein Drittel der Irisch sprechenden Bevölkerung bedeutete. Dies unterstützte auch das Verbot Irisch zu sprechen von 1830 mit Einführung der Schulpflicht. Englisch galt fortan als Sprache, die man erlernen musste, um etwas erreichen oder jemand sein zu können.
Mit der Unabhängigkeit Irlands 1922 begann der sprachliche Wiederbelebungsprozess, was hier als deutlich zeigt, dass die Iren trotz der jahrelangen Fremdherrschaft ihre Nationalität nicht aufgegeben haben. Heute sprechen immerhin 94.000 Bürger Irlands Irisch-Gälisch aktiv, auch wenn davon höchstens 70.000 Muttersprachler sind. In der Öffentlichkeit wird Irisch immer noch zur Benennung von Positionen genutzt, beispielsweise im Parlament. Die Sprache hat für das Land eine große Bedeutung – über nationale Identität, Förderung des Miteinander, aber auch Abgrenzung z.B. gegenüber Nordirlands. Auch auf kultureller Ebene ist irisch immer noch bedeutsam, von Pubs über Radiosender. Und als Urlauber sollte man zumindest wissen, was die Buchstaben auf den Toiletten zu bedeuten haben. Denn „M“ steht hier für „Mná“ und damit für Damen, „F“ dagegen für „Fir“ und damit für Herren. Damit bleibt zumindest die ein oder andere Peinlichkeit erspart.