Irgendwie englisch-international
Grey macht einen Abstecher nach Hortobágy, zu ihrem On-Arrival-Training. Zwischen dem Kennenlernen neuer Leute, lustigen Begebenheiten und neuen Erfahrungen hat sie eine sehr gute Zeit.
09.10 - 13.10.09
Schon einmal was von Hortobágy (Hortobadj) gehört? Nein? Ich bis zu diesem Wochenende auch nicht. Da war diese Stadt, die mitten in einem Nationalpark im Osten Ungarns, ca. 35 km von Debrecen entfernt, liegt, eine Stadt wie jede andere auch. Jetzt werde ich damit in Zukunft Erinnerungen an ein multilaterales Treffen verbinden, dem ersten EVS Club.
Anderen Freiwilligen – den Eingeweihten ;) – wird dieses Seminar eher unter derm Namen "On-Arrival-Training" geläufig sein.
Im Endeffekt ist es aber immer dasselbe: Ein Haufen junger Leute aus allen Ecken Europas kommt für ein paar Tage zusammen, um Ungarn zu entdecken, Probleme anzusprechen und informiert zu werden. Sie alle verbindet eine Gemeinsamkeit: Sie leisten einen Europäischen Freiwilligendienst in Ungarn. Ohne es verherrlich zu wollen, die Erfahrung war klasse!
Ich habe jetzt noch einen Englischhänger, weil ich fünf Tage fast ununterbrochen Englisch gesprochen habe. Da freut sich jeder Englischdozent. Wieder habe ich einmal festgestellt, wie wichtig gutes Englisch ist. Ohne hätte ich mich nie und nimmer so gut mit Senol aus der Türkei, Mario aus Spanien, Levi aus der Ukraine oder Vera aus Serbien unterhalten können. Man merkt schon jetzt, dass es ziemlich multikulti zuging – jedoch nicht für alle. Die Spanier blieben weitestgehend unter sich, sprachen auch dann nur Spanisch ohne zu Übersetzen, wenn ein Nichtspanier unter ihnen saß. Das fand ich persönlich sehr schade.
Das Programm bestand im Großen und Ganzen aus Outdoor-Activities, wie Treasure Hunting (wir mussten als Gruppe eine Kutsche durch einen Slalom ziehen, mit einem Boot Flaschen einsammeln und mit einer well, einer Wasserpumpe aus einem alten traditionellen Brunnen, Wasser schöpfen – das war mal anstrengend!), Handarbeit (wobei Holz, Glas, Stoff und Leder zur Auswahl standen), zwei Museen (zum Nationalpark und der Hirtentradition Ungarns), einer Fahrradrally durch die Puszta und einer Kutschfahrt durch die Puszta mit anschließendem "Reiten".
Abends kam die Gruppe dann mehr oder minder vollständig zu einem Lagefeuer zusammen, bei dem es heißen Wein, Gesang und Gespräche gab. Einige machten auch feuchtfröhliche Abstecher in das Pub. Ich persönlich fühlte mich in der Gruppe relativ schnell wohl. Andererseits war ich ständig unter Dampf. Es liegt mir nicht fünf Tage am Stück kaum Rückzugsmöglichkeiten zu haben. Vor allem abends war ich müde, sodass ich eher schweigsam war – was mir dann wieder Unmut brachte, weil ich mich unterhalten wollte. Erwähnenswert sind wohl noch die Eintagsfliegen, die zuweilen bei solchen Seminaren ihren Dienst aufnehmen. Ah ja, das war ein Insider. =)
Während ich mit der Truppe sehr zufrieden war, sammelte das Hotel Minuspunkte. Jetzt wird wohl jeder denken: Ha! Typisch Deutsche – kommt nicht mit bescheideneren Umständen klar. Hätte ich damit ein Problem, hätte ich nicht diesen Freiwilligendienst antreten dürfen. Nein, ich habe nicht mit einem Vier-Sterne-Hotel gerechnet. Aber ich finde dann doch, dass Hotels eine gewisse Sauberkeit aufweisen sollten und daran haperte es hier meiner Meinung nach. Anders als viele meiner Kollegen, fand ich das Essen dagegen nicht so schlimm. Es war typisch ungarisch fettig, aber sonst vollkommen in Ordnung. Ich war total begeistert, dass nicht zwei Mal am Tag Fleisch aufgetischt wurde.
Auf der Heimfahrt haben Piroska, meine Mitbewohnerin, und ich auf dem Bahnhof von Debrecen dann noch Leander aufgegabelt. Er ist 22, Philipino, hat aber zwei Jahre in Thailand gelebt und ist jetzt nach Rumänien gekommen, um dort Medizin zu studieren. Er hat ein paar Freunde in Ungarn besucht und durfte dann nicht mehr nach Rumänien ausreisen, weil er kein Visum für Ungarn hatte. Statt nach Hause zu kommen, hat man den armen Kerl im Gefängnis festgesetzt. Als wir ihn treffen, ist er gerade auf dem Weg nach Budapest und schließt sich uns an. Während der Zug, ein scheinbar etwas älteres Modell, gen Hauptstadt rattert unterhalte ich mich ein wenig mit ihm.
Die Geschichte wird aber dann doch etwas kompliziert. Man hat ihm nämlich angeboten im Konsulat zu übernachten. Nur leider wissen wir nicht so genau, an welchem Bahnhof wir überhaupt ankommen. Ich telefoniere also mit dem Konsulatsmenschen und es stellt sich heraus, dass dieser Kerl Deutsch-Ungar ist. Sehr lustig. Weniger lustig ist dann aber, dass wir am falschen Bahnhof landen. Nachdem wir eine halbe Stunde in der Kälte warten – plötzlicher Wintereinbruch – und ich meinen halben Kaffee verschüttet habe (es ist schon 19 Uhr), wendet sich aber trotzdem alles zum Guten und wir liefern Leander bei einem Barnabas ab.
Wir selbst brauchen dann noch fast drei Stunden, bis wir zuhause sind (leider waren die Toilettenhäuser auf der Busstrecke Budapest/ Pécs alle zu, sodass wir noch ein echtes Naturerlebnis in der Kälte hatten). In solchen Momenten liebe ich es, eine Freiwillige zu sein. Man trifft ganz unerwartet Leute, hört die unglaublichsten Geschichten und sammelt Erfahrungen und Eindrücke. Mein Fazit des ersten EVS Clubs ist daher rundherum sehr positiv. Ich freue mich schon auf Natalies Besuch und den gemeinsamen Abstecher nach Budapest zu Vera und der Climate Change Party. Wird bestimmt klasse! Und ich freue mich auch darauf die anderen zu besuchen – und hoffe, dass wir es auch schaffen, in Kontakt zu bleiben….
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