INTERVIEW: "Unsere Freundschaft ist alles"
Kommunikation zwischen Leuten mit einem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund - dafür interessiert sich die Italienerin Marina Kalligianni.
Kommunikation zwischen Leuten mit einem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund - dafür interessiert sich die Italienerin Marina Kalligianni. Während ihres Studienaufenthalts in Berlin und auch während ihres Europäischen Freiwilligendienstes im griechischdeutschen Kulturzentrum Filia führte sie Interviews über interkulturelle Freundschaften zu erfahren. Die Gespräche fanden in den Monaten Januar und Februar 2003 statt.
Izaskun Hernanz aus Ponferrada in Spanien spricht über ihre Freundschaft mit Iris Büchner aus Ecuador, die an der Freien Universität Berlin studiert.
[frage]M: Wie war es am Anfang mit Arbeit und Leben hier?[/frage]
I: Mir ist es schwer gefallen. Die deutsche Kultur ist sehr unterschiedlich von dem, was ich bis dahin kannte. Ich bin eine sehr soziale und extrovertierte Person, aber es ist mir schwer gefallen hier Freundschaften zu schließen. Die Leute waren mir ein bisschen zu kalt oder sehr anders von dem, was ich kenne. Es war ein bisschen schwierig am Anfang, bis man die Leute kennen gelernt hat, denen man auch vertrauen kann.
[frage]M: Wie hast du Leute kennen gelernt?[/frage]
I: Ich bin aus Spanien aus beruflichen Gründen hierher geschickt worden. Bei der Arbeit habe ich die ersten Kontakte zu den Menschen geknüpft, die ich mag und mit denen ich auch bis heute befreundet bin.
[frage]M: Möchtest du heute über eine gute Freundin sprechen?[/frage]
I: Ja. Sie heißt Iris und sie ist eine meiner besten Freundinnen in Berlin. Ich habe sie ungefähr vor zwei Jahren kennen gelernt. Sie ist nach Deutschland gekommen um, zu studieren. Sie studiert an der Freien Universität Lateinamerikanistik. Sie kommt aus Ecuador. Ihre Mama kommt aus Ecuador, ihr Papa kommt aus Deutschland. Aufgrund der Arbeit von ihrem Papa haben sie alle drei oder vier Jahre ihren Wohnort gewechselt. Sie hat praktisch schon fast überall gewohnt, zurzeit in Berlin. Sie kam direkt aus Argentinien, aus Buenos Aires, als ich sie kennen gelernt habe. Sie hatten dort die letzten fünf Jahre gewohnt.
[frage]M: Wie habt ihr euch kennen gelernt?[/frage]
I: Wir haben uns ganz zufällig kennen gelernt. Das ist schon wieder eine Lebensgeschichte. Sie hat auch in der Stadt in Spanien, aus der ich komme, schon mit ihren Eltern gewohnt. Zu dieser Zeit kannte ich sie natürlich nicht. Zu dieser Zeit habe ich in Amerika gewohnt, aber sie hat meinen Bruder kennen gelernt. Der hat mich hier besucht und sie sind wieder durch E-Mail in Kontakt gekommen. Einmal stand sie vor der Tür und wollte meinen Bruder besuchen. Mein Bruder ist jetzt in Spanien, aber sie ist hier geblieben und seitdem sind wir befreundet.
[frage]M: Eigentlich kommt ihr aus zwei verschiedenen Ländern. Hat die Sprache eine sehr große Rolle bei eurer Freundschaft gespielt?[/frage]
I: Ja, in meinem Fall hat es eine große Rolle gespielt, weil ich keinen anderen Mensch hatte, mit dem ich Spanisch sprechen konnte. Man redet einfach anders, man ist einfach, wer man ist, muss nicht aufpassen, was man sagen will, was man vermitteln will, was man sagen kann oder will. Für mich war es ein großer Vorteil, dass ich mit ihr meine eigene Sprache sprechen konnte und ich fühlte mich wohl damit.
[frage]M: Sind die Kulturen verschieden zwischen Spanien und Ecuador?[/frage]
I: Eigentlich schon. Südamerika hat mit Spanien viel Gemeinsames, aber es ist sehr weit weg. Von daher ist es ein Land mit tausend Millionen Kulturen darin. Wir reden über eine Person, die ihr ganzes Leben in anderen Ländern gewohnt hat. Sie ist eine Ausländerin, sie hat in Spanien gewohnt und in drei oder vier verschiedenen Ländern in Südamerika. Ihre Eltern wohnen jetzt in Polen. Sie ist eben sehr offen, eine Person ohne Vorurteile, ohne Kultur oder mit einer ganz großen Kultur. Ein Mischmasch von vielen anderen Kulturen gleichzeitig.
[frage]M: Was macht ihr, wenn ihr etwas unternehmt?[/frage]
I: Wir gehen total gerne aus, Tanzen, Disko, Freunde treffen, Bier trinken. Wir haben auch so kulturelle Phasen, wo wir nur Ausstellungen besuchen. Sie besucht mich bei der Arbeit, macht viel mit und sie mischt sich total ein.
[frage]M: Ist der Begriff Freundschaft in euren Kulturen auch der gleiche?[/frage]
I: Er ist gleich und das ist eine der wichtigsten Sachen. Unsere Freundschaft ist alles. Wenn man woanders wohnt und deine Familie nicht da ist, dann sind Iris und ein paar andere Freundinnen die Familie, die ich hier habe. Ich sorge für sie, wenn sie krank ist, und sie macht es mit mir genauso. Wir haben nicht nur Spaß zusammen, wir machen vieles zusammen.
[frage]M: Du arbeitest in zwei Kulturzentren. Merkst du, dass diese Kulturzentren bei dieser Verständigung von Menschen helfen?[/frage]
I: Das ist das Ziel unserer Arbeit. In der Schlesischen 27 arbeiten wir mit Kindern und in Kunstprojekten. Wir arbeiten mit einer Zielgruppe von türkischen und arabischen Jugendlichen, die mit der deutschen Kultur nicht klar kommen können. Wir sorgen dafür, dass sie in Kontakt mit Kindern oder Jugendlichen in deren Alter, mit anderer Kultur, mit anderer Sprache, mit anderer Religion kommen. Dass sie praktisch von klein auf lernen, dass es halt andere Sachen auf der Welt gibt und dass ihre Kultur nicht unbedingt das Beste ist. Man muss nur auf eine Basis vom Respekt kommen.
[frage]M: Schön! Möchtest du noch etwas sagen?[/frage]
I: Iris, te quiero.