International Day of Peace
Reden ist silber, Handeln ist Gold.
Meine Eindrücke vom internationalen Friedenstag in der Niederlande.
Vorgestern war der 21.September ein ganz besonderer Tag denn es war „International Day of Peace“. Die Entstehung dieses Tages geht auf die UN-Generalversammlung zurück die traditionell am dritten Dienstag im September stattfindet. 1981 fiel der Tag der Vollversammlung auf den 21.September und die Generalversammlung verkündete, dass dieser Tag offiziell benannt und gefeiert werden soll als Weltfriedenstag (International Day of Peace) und genutzt werden soll, um die Idee des Friedens sowohl innerhalb der Länder und Völker als auch zwischen ihnen zu beobachten und zu stärken. Am 7. September 2001 legte die UN-Generalversammlung dann einstimmig fest, dass der Weltfriedenstag ab 2002 jedes Jahr weltweit am gleichen Tag, dem 21. September, gefeiert werden soll. An sich klingt es nach einem bedeutsamen Event, wie wenig Beachtung dieser Tag dennoch in der Bevölkerung erfährt sollte ich an diesem Tag das erste mal bewusst erleben.
Dieses Jahr war das Motto der Friedenswoche bzw. des Friedenstages eine Art Klagemauer für den Frieden. Dabei sollten Passanten ihre Gedanken und Wünsche zum Thema Frieden auf einen Zettel schreiben und diesen dann an unsere Friedensmauer anhängen. Tatsächlich haben sich auch einige getraut an unserer Aktion teilzunehmen und ihre Gedanken auf einem Zettel festzuhalten.
„Meer Lifde!“ (Mehr Liebe) fordert eine Passantin. „Make Love not War! Denk na!” oder „Er is geen weg naar vrede. Vrede is de weg.!“ (Es gibt keinen Weg zum Frieden. Friede ist der Weg! (Gandhi) ) steht auf den Zetteln. Aber auch persönlichere botschaften wie: „Voor alle mensen in de wereld: Veel geluk, vrede en gezondheid.“ (Für alle Menschen auf der Welt: Viel Glück Frieden und Gesundheit)
oder auch: „Acepteer mensen hoe ze zyn. Geef hulp als dat kann. Dan zou alles beter gaan.“ (Akzeptiert Menschen wie sie sind. Helft wo ihr könnt. Dann wird alles besser gehen.)
So haben wir einige schöne Gedanken sammeln können und doch kamen gleichermaßen auf jeden Passanten der einen Gedanken niederschrieb mindestens 10 andere die entweder gar nicht bereit waren sich unser Anliegen anzuhören oder wiederum kein Interesse daran hatten etwas aufzuschreiben.
Nun so wirklich überrascht hat es mich ehrlich gesagt nicht denn ich habe selbst, vor 2Jahren, eine Woche bei TALK2Move gearbeitet und auf der Straße versucht Unterstützer für Hilfsprojekte zu gewinnen und kannte demzufolge die ablehnende Haltung der breiten Masse, was solche Aktionen auf der Straße anging und dennoch hatte ich geglaubt, dass doch mehr das Angebot annehmen würden, ihre Gedanken in die Öffentlichkeit tragen zu können.
Nun stellt sich natürlich die Frage warum das nicht der Fall ist. Beziehungsweise darüber hinaus die Frage ob wir vielleicht einfach so sind: Reden ist einfach aber Handeln…? Und lieg vielleicht genau da das Problem unserer Gesellschaft, nicht nur was Frieden angeht sondern generell? Sind wir einfach nicht Manns genug für unsere Ideen einzustehen und verstecken uns lieber hinter der Meinung der breiten Masse?
Unumstritten wollen alle den Frieden, doch wer ist bereit dafür auch einzustehen, wenn schon die Bereitschaft fehlt die Forderung allein auf einen Zettel zu schreiben.
Ein wenig habe ich das Gefühl, dass diesem an sich so bedeutungsvollem und wichtigem Tag nicht mal annähernd die Beachtung geschenkt wird die er nicht nur verdient sondern auch dringend nötig hätte!
Schon bei mir selbst merke ich wie sehr dieser Tag untergeht, denn auch ich wusste das Datum dieses Ereignisses nicht. Vielleicht ist es an der Zeit dem International Day of Peace zu der Bedeutung zu verhelfen die ihm eigentlich zusteht und den Menschen in Europa wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass Reden vielleicht den ersten Grundstein legt aber nur mit der entsprechenden Handlung wirklich eine Änderung bewirkt werden kann.
Eine Veränderung die für uns Europäer aus rein kriegstechnischer Sicht vielleicht nicht nötig erscheint, aber allein schon durch die neue Flüchtlingsproblematik auch wieder in unser Sichtfeld rücken sollte.
Wer Krieg sähet erntet Flüchtlinge und wer allein für den „eigenen“ Frieden bereit ist zu handeln wird auch diesen bald verlieren.
Vielleicht wird es langsam Zeit für uns, uns stärker für den weltweiten Frieden einzusetzen, bevor die Notwendigkeit dafür dadurch sichtbar wird, dass unser eigener Frieden an unserer Tatenlosigkeit scheitert.
Glücklicherweise gibt es auch die Gegenseite, positive Beispiele, das heißt Menschen die sich für den Frieden einsetzten, in Gestalt von Flüchtlingshilfe bei dem Roten Kreuz oder Spenden oder persönliches Engagement durch die Aufnahme einer Flüchtlingsfamilie.
Ich bin heute durch einen Zeitungsartikel darauf aufmerksam geworden, dass auch hier in der Niderlande ein Rotes Kreuz existiert, das aktiv bei der Flüchtlingsversorgung mithilft. Der Artikel hat mich nachdenklich gemacht. Viele Menschen engagieren sich schon, aber Hilfe wird weiterhin benötigt.
Durch meine persönlichen Erfahrungen am 21. habe ich beschlossen selbst aktiver mitzuwirken und werde mich heute als Freiwilliger Helfer bei dem Niederländischen Deutschen Roten Kreuz melden. Ich hoffe das ich auch von meinem Arbeitgeber hier die Chance bekomme an ruhigeren Tagen einen Tag frei zu nehmen um bei dem verteilen von Kleidern oder ähnlichem zu helfen.
Ich hoffe, dass ich durch den persönlichen Kontakt mit den Flüchtlingen einen noch besseren Bezug zu diesem Thema aufbauen kann und somit vielleicht auch besser in der Lage bin andere Menschen für ein solches Projekt zu begeistern.
Begegnung und der Abbau von Vorurteilen gegenüber allem Fremden wird in unserer Zeit wichtiger denn je, denn nur so können wir den Grundstein für ein dauerhaftes friedliches Zusammenleben garantieren und auch besser die dringende Notwendigkeit der Problembehandlung von Konflikten sehen die vielleicht noch außerhalb unseres Horizonts liegen.