Interkulturalität - ein Wort mit vielen Verzweigungen
"Workshops in Irland gibt es wie Sand am Meer." Und zu den unterschiedlichsten Schwerpunkten. Chrissi hat selber zwei davon besucht und sich mit den stellenweise kontroversen Themen beschäftigt.
Workshops in Irland gibt es wie Sand am Meer.
In fast jeder Stadt, in der man ein Jugendzentrum findet, wird auch wenigstens einmal im Jahr ein Workshop abgehalten. Die Vielzahl an Workshops in Irland ist gigantisch. In Waterford finden allein mehr als 20 bis 30 Bildungsprogramme für Jugendarbeiter im Jahr statt. Und unsere Stadt gehört noch zu den kleinen Städten. In Cork, Galway und Dublin finden einmal die Woche Seminare für Jugendarbeiter statt. Die irische nationale Jugendbehörde organisiert und sponsort die Trainings.
Und das Beste: Zu 90% sind die Workshops kostenlos und Frühstück, Mittagessen und Kaffee und Kuchen sind inklusive. Also ebenfalls für umsonst. Ist das nicht der Wahnsinn?
Das ist auch zum Teil der Grund, warum die Kurse immer super schnell und bis auf den letzten Platz voll sind.
Alle Workshops sind in einem Traingskalender zu finden. Die Themen wurden in mehrere Teilgebiete eingeordnet. Es gibt Developing Education (von Schauspielunterricht bis Verständnis in globaler Erwärmung), Health (Drogenarbeit, Selbstzerstörung, Mobbing, Sexualität), Self-Training (wie z.B. Ausbildung zum Sportlehrer), Interkulturalität, Kunst und Politik.
Ich finde das System echt klasse. In diesem Jahr habe ich an zwei Workshops teilgenommen. Einmal gab es einen vierwöchigen Drogenkurs, der mich interessierte, und dann gab es noch einen Workshop für Interkulturelles Lernen, Migration und Rassismus. Der Drogenkurs war sehr informativ. Man lernte etwas über die verschiedenen Arten von Drogen, welche Drogen in Irland im Trend sind und man lernte zudem verschiedene Wege kennen, wie man am besten sein Wissen weitervermitteln kann.
Das andere Training gefiel mir jedoch besser. Es war in Cork und es dauerte nur einen Tag lang. Warum hat man so viele Vorurteile gegen Ausländer? Wie verhandelt man mit illegalen Einwanderern? Wie kann man Einwandern das Leben leichter gestalten? Das waren einige Fragen unseres Workshops. Wir haben viel über aktuelle Themen, über Irland als Sozialstaat und Ideen zur Aufklärung und über ein ausgeglichenes Zusammenleben zwischen verschiedenen Nationalitäten diskutiert. Interkulturalität ist ein ganz neues Thema in Irland. Bis vor Jahrzehnten war Irland ein reines Emigrationsland. Die Population sank und seit einiger Zeit durch den Wirtschaftsboom beeinflusst, wird Irland förmlich von Immigranten überflutet. Eine Abteilung für Migration war damals in Irland nicht nötig. Erst seit geringer Zeit versuchen die Menschen ein System aufzubauen, um die Einwanderwelle unter Kontrolle zu halten.
Für die Iren kam der neue multikulturelle Alltag zu plötzlich. Viel Zeit, um sich auf die neuen Insulaner einzustellen, blieb nicht. Und so wusste keiner wirklich damit umzugehen.
Heute werden Konferenzen gehalten und man versucht aus dem einstigen Monokulturstaat einen Immigrations-freundlichen Sozialstaat zu schaffen, der allerdings gewisse Grenzen bewahren will.
Das kann man auch verstehen, oder?
In dem Workshop haben wir Leute kennengelernt, die aus anderen Ländern kamen und oft hören mussten, dass sie den Iren die Arbeit rauben. Ich finde solche Äußerungen nicht gerechtfertigt. Andere Iren gehen dafür nach Australien oder Amerika, um sich ein neues Leben zu schaffen. Als EVSler wird man manchmal auch so behandelt. Aber Vorurteile kenne ich auch gut von zu Hause. Damals hatte ich auch ein anderes Bild. Ein paar deutsche Restaurants sind pleite gegangen und dann gab es fast nur noch ausländische Restaurants. Und wer bekam die Schuld? Die ausländischen Restaurants. Aber wer ging denn dort hin? Wir.
Durch mein Jahr bin ich viel offener geworden und denke viel mehr über bestimmte Dinge nach. Die verschiedenen Kulturen interessieren mich sehr. Aber dennoch kann ich gewisse Meinungen auch gut nachvollziehen und außerdem ist es hart, wie man richtig mit Flüchtlingen und illegalen Einwandern umgehen soll. Wie z.B. in Spanien, wo die Afrikaner über Gibraltar nach Spanien rüber kommen, um dort ihr Leben zu verbessern. Was soll man machen? Sie flüchten aus einem fürchterlichen Lebensumstand und versuchen ein normales Leben zu führen. Ist es dann richtig sie wieder nach Hause zu schicken? Falls man das zu Hause nennen kann. Was soll man machen?
Kann man die Verhältnisse in Afrika verbessern oder die Flüchtlinge bergen und diese unterstüzen?
Jeder hat ein Recht auf Sicherheit und Freiheit!
Diskriminierung, Vorurteile und Rassismus gibt es überall auf der Welt und um mich ein wenig dafür einzusetzen, habe ich mir in den letzten Wochen selber ein Programm über Interkulturalität ausgedacht und dieses mit einer weiteren EVS-Präsentation verlinkt.
Mein Ziel ist, den Mitgliedern und Eltern zu zeigen, dass obwohl wir alle unterschiedlich sind, wir doch alle letzten Endes eins sind. Oh ja, und durch die EVS-Präsentation (fast vergessen!) versuche ich alle jungen Erwachsenen genauer über den europäischen Freiwilligendienst zu informieren und hoffentlich dadurch mehrere junge Bürger bei dieser Aktion zu involvieren.