Indianerstolz
Noch zweimal muss Laurin die Zähne zusammenbeißen und ins Krankenhaus. Klar, dass so etwas nicht gerade der guten Laune förderlich ist.
Nur noch zweimal ins Krankenhaus! Ich sitze auf meinem Stuhl und starre an die Decke. Ich frag mich, was passieren würde, wenn ich einfach mal die ganze Angst und den ganzen Schmerz herausschreien würde. Ja, es tut weh, verdammt noch mal. Und ich vertraue den Ärzten hier nicht. Okay, ich vertraue auch keinen Ärzten in Deutschland. Und es macht überhaupt keinen Spaß. Die können sich ihre blöden Spritzen selbst worein stecken und dann sehen, wie man sich am Besten hinlegt.
Aber natürlich heule ich nicht, weder vor Schmerz noch vor Angst und geh auch alleine ins Krankenhaus, und nein ich brauche niemanden, der mit mir geht und Händchen hält, und ich kann auch den ganzen Tag alleine zuhause bleiben, dass macht mir nichts aus, mir geht’s ja gut, und hey, lass das liegen, ich hab ja nichts zu tun, ich kann aufräumen.
Kein Jammern und kein Selbstmitleid. Ich bin ja erwachsen. Wenn ich etwas übers Erwachsenwerden gelernt hab, dann ist es, dass Erwachsensein Alleinsein heißt. Und dass es nicht Tapferkeit ist, die einen morgens aus dem Bett und ins Krankenhaus treibt, sondern zwingende Notwendigkeit. Und Resignation.
Okay, ich bin ein verdammtes Weichei, ich geb’s ja zu. Aber es ist auch total unfair, ich bin von Warmduschern umgeben, aber die einzige, die krank wird. Vielleicht sind kalte Duschen doch nicht so gesund (ja, wir haben warmes Wasser. Aber es ist rot)