Im Feierrausch
Kurzes Update zwischen Weihnachten und Sylvester, Arbeit und freien Wandertagen,...
Hi guys,
Zwischen all den Festlichkeiten, darauf folgenden Putzaktionen und Versuchen wieder in den normalen Alltag zurückzugleiten habe ich mir hier die erstbeste freie Stunde geschnappt um ein kleines Update aus Nordirland zu geben. Die letzten zwei Wochen war mal wieder einiges los: DIe altbekannte vorweihnachtliche Hektik hatte eingesetzt, inklusive (vergeblichen) Versuchen in Zeiten von Corona- und Brexit-Chaos Post aufzugeben, vielen Stunden in der Küche beim Vorbereiten von zahlreichen Festtagsessen und so manchen Überstunden bei der Arbeit mit den unendlich aufgeregten Residents.
Bevor ich aber einen kleinen Einblick in meine Weihnachtstage geben will, möchte ich unbedingt noch von meinem letzten freien Tag vor Heiligbend berichten, an dem wir eine wirklich wunderschöne Wanderung unternommen haben! Ursprünglich wären wir wohl eine ganze Gruppe and Freiwilligen gewesen, die diesen Tag als Chance genutzt hätten vor dem nächsten Lockdown nochmal einen gechillten freien Tag an der frischen Luft zu verbringen, aber als der Plan aufkam, den allerersten Zug um halb sieben in der Früh zu nehmen, schrumpfte die Zahl der Wanderfreudigen doch erheblich und letztendlich schafften es nur drei Mädels, inklusive mir, besagten Zug zu erwischen, was unserem Enthusiasmus allerdings keinerlei Abbruch tat. An diesem Tag wurde mir die unglaubliche Freiheit die uns durch die kostenlose Nutzung des öffentlichen (Nah)Verkers geschenkt wurde nochmal so richtig bewusst: ohne uns um irgendetwas anderes als warme Klamotten und unserer Versper kümmern zu müssen, stiegen wir morgens etwas außer Atem und gut gelaunt in den erstbesten Zug und erreichten nach kaum zweieinhalb Stunden Fahrt und nur einmal umsteigen die Nordküste Nordirlands. Und diese ist wirklich wunderschön und bietet Bilder wie aus einem Reiseführer entnommen (Ich häng unbedingt ein paar kleine Impressionen in die Bildergalerie)! Ich habe glaub ich kaum jemals auf einer einzigen Wanderung so viele unterschiedliche Landschaften gesehen, wie letzte Woche: endlose Sandstrände und raues Meer, wilde Klippen, saftige Weiden inklusive der obligatorischen Schafherden mit lustigen bunten Farbsprenklern im Fell und der ein der anderen malerischen Ruine, vereinzelte Steinhäuschen, ein kleiner See auf einem Felsplateau und mystische Wälder. Wir wanderten den ganzen Tag nach Lust und Laune herum, machten Picknick Pausen, legten zwischendurch auch mal einen strammen Marsch ein (nicht nur die Landschaften, auch das Wetter war seeehr "irisch" ;) ), und hielten uns mit Singen und Reden bei bester Laune, sodass ich ehrlich überrascht war, dass der Schrittzähler meiner Mitfreiwilligen am Ende des Tages ganze 25 Kilometer anzeigte! Wann immer wir auf den herrlich wenig touristisch "verseuchten" Pfaden anderen Wanderern begegneten, hielten wir an um ein kleinen Schwätzchen zu führen und uns fiel wirklich extrem positiv auf wie entspannt, hilfsbereit und interessiert ausnahmslos alle waren, mit denen wir sprachen. Gegen Ende der Wanderung hatten wir dann noch eine besonders nette Begegnung: schon zuvor hatten wir uns immer wider gewundert, was für Art von Tier die dunklen Flecken auf den grünen Hängen eines kleinen Berges wohl sein mochten und als wir dort angekommen um eine Felsspitze marschierten stand plötzlich ein kleines, robustes Pony mitten auf unserem Pfad, während bestimmt sechs andere nur wenige Meter davon entfernt seelenruhig grasten! Als wir abend auf eine angenehme Art müde, sehr schlammig und etwas ausgefroren wieder in einen Zug Richtung Belfast stiegen waren wir uns einig, dass dies nicht unser letzter Ausflug an die Nordküste gewesen sein wird!
Die darauffolgenden Tage ähnelten einem regelrechten Marathon an Partys, gutem Essen und reichlichen Geschenkübergaben. Zwar arbeitete ich zwischen Heiligabend und dem 27. jeden Tag zumindest die Hälfte, aber ob man das an Weihnachten wirklich als "Arbeit" bezeichne kann ist fragwürdig. Jeden Tag gab es mindestens ein großes "Christmas-Dinner" und außer Essen, Geschenke Bewundern und vielleicht dem ein oder anderen Spaziergang wurde auch mit den Residents nicht viel unternommen. Die große Weihnachtsfeier mit allen Freiwilligen hatten wir auf den zweiten Weihnachtsfeiertag, den nordirischen "Boxing-Day" gelegt, was definitiv eine gute Entscheidung war, da so wirklich alle Zeit hatten und nicht wie an den Tagen davor bereits ein großes Dinner in ihren jeweiligen Häusern intus hatten. Die einzigen, die mir in diesen Tagen etwas leid taten waren die Freiwilligen, die gerade erst angekommen und daher noch in Insolation waren! Ihnen war anzusehen, dass sie Weihnachten sicher viel lieber im Kreis ihrer Familie, oder zumindest unter den anderen Freiwilligen verbringen wollten, aber aufgrund des nahenden Endes der Übergangssphase des Brexit wurde ihnen doch eindrücklich dazu geraten, vor dem gestrigen Stichtag einzureisen. Bis in ein paar Wochen wieder Freiwillige abreisen werden sind wir jetzt etwa 30 (!) Co-Worker, was irgendwie ganz schön abgefahren ist!
Kaum war ich mental dazu übergegangen, die weihnachtliche Festzeit für beendet zu erklären, nahte auch schon das nächste große Fest: Auch wenn Sylverster hier in Nordirland nicht so groß gefeiert zu werden scheint wie ich es aus meiner Heimat gewohnt bin (Feuerwerke scheinen hier zum Beispiel auch unabhängig von Covid kein großes Ding zu sein) haben wir doch gestern Abend gebührlich Party gemacht - in meinem Fall sogar drei Mal! Erst mit den Residents des Hauses, in dem ich am Vormittag arbeitete, dann mit einem großen Abendessen und Spielen in einem anderen Haus, in dem ich manchmal bin und anschließend natürlich noch mit den Freiwilligen in Causeway. Ich habe den Eindruck, dass dieser Jahreswechsel vielleicht noch etwas stärker als sonst von vielen Menschen als Chance des Neustarts gesehen wird und der Wunsch nach Normalität vielleicht so präsent ist wie sonst selten zuvor. Hoffen wir, dass sich jene Wünsche bewahrheiten und ich bin wirklich gespannt, was 2021 so für Veränderungen und Mentalitäten mit sich bringt! Seit letztem Sonntag ist hier in Nordirland wieder ein relativ strenger Lockdown (leider inklusive Verbot für uns Frweiwillige den ÖPV zu nutzen) und Gerüchte gehen um, dass mit Lockerungen gerechnet werden kann, sobald der Anteil der geimpften Bevölkerung "ausreichend hoch" ist.
Meinen Neujahrstag habe ich bisher gebührend entspannt angehen lassen, die Überbleibsel der gestrigen Party sind schon zum größten Teil beseitigt und in etwa einer Stunde muss ich zu meiner ersten Arbeitsschicht im neuen Jahr aufbrechen, die wohl mal wieder in eine kleine Party ausufern wird, wie mir irgendeine Eingebung verraten hat...;)
In diesem Sinne bleibt mir nur noch eines zu sagen:
Happy New Year, everyone !!!