Ideaxchange
Desi bekommt Zweifel an ihrem Projekt. Sie hätte doch lieber im sozialen Bereich gearbeitet. Aber jetzt ist es zu spät und bei einem Filmeabend mit neuen Freunden, vergisst sie die Zweifel.
Am Freitagmorgen sollte ich mich mit Janka in der Innenstadt treffen um dort Aiesec bei einer Präsentation von verschiedenen NGOs zu vertreten. Statt dann aber mit dem Bus in die Stadt zu fahren, bekam ich einen Anruf von irgendeinem Typen, der mir sagte, dass er mich mit dem Auto abhole. Schön, so hatte ich mir die Busfahrt erspart. ;-) Gegen acht Uhr stand er dann mit einem schicken Anzug bekleidet vor seinem Auto. Ich kam mir schon leicht „underdressed“ vor, in meinen Jeans, und fragte mich schon krampfhaft worüber ich mich mit diesem Anzugschnösel denn nun die ganze Zeit über unterhalten sollte. Na ja, ich machte mich also auf zum Auto und strecke ihm meine Hand zur Begrüßung aus, doch schwupp die wupp wurde ich schon umarmt und mit Küsschen begrüßt. Huch, der Typ ist ja doch ganz nett. ;-) Cutie (so heißt er, ich weiß aber nicht, ob der Name so richtig geschrieben ist, aber allein von der Aussprache her, findet er im englischsprachigen Raum sicher den ein oder anderen amüsierten Blick *g*) stellte sich mir vor und erklärte sofort, dass er diesem Anzug nur trägt, weil er gleich noch ein Meeting habe. Das wäre dann also auch geklärt. ;-)
Im Auto sitzen noch zwei weitere Mädels. Joana aus Rumänien und ein Mädel aus der Slowakei, deren Namen ich natürlich gleich vergessen habe. In der Innenstadt Bratislavas, vor dem großen Tesco-Supermarkt, findet die Ideaxchange-Verantstaltung statt. Zahlreiche NGOs stellen sich dort vor und dekorieren ihre kleinen Stände. Aiesec hatte, was die Deko angeht, nicht sehr viel zu bieten, außer ein paar Flyern und Reisebüchern aus verschiedenen Ländern, aber dafür fielen wir besonders durch unsere Kleidung auf. Eine trug eine traditionelle Tracht von den Philippinen, die andere einen witzigen Australien-Hut und Joanna und ich präsentierten uns in ägyptischen Gewändern. Ich muss zugeben: dieses Kleid stand mir ganz und gar nicht. Ich sah viel mehr aus wie in einem Kartoffelsack gehüllt. Aber in einem hübschen Kartoffelsack. ;-)
Nachdem unser Stand fertig dekoriert war, machten Joanna und ich uns auf um die anderen Stände zu erkunden. Leider wurde sie mir auf dieser Tour immer unsympathischer, denn sie suchte scheinbar nur nach einer Möglichkeit wieder ins Ausland zu kommen. Statt sich großartig für die NGOs zu interessieren, fragte sie nämlich ständig nach, ob diese auch Volunteers ins Ausland versenden. Mir kam es dabei weniger so vor, als dass sie ans helfen dachte, als ein paar schöne Wochen in einem Entwicklungsland zu verbringen. Wirklich: Ich hasse solche Leute!!
Auch ich würde gerne in einem Entwicklungsland fahren, aber mir geht es dabei vor allem darum Menschen zu helfen oder zu unterstützen. Alles andere ist für mich reinster Volunteer-Tourismus und ethisch gesehen einfach nicht tragbar. Aber gut, ich will mich jetzt hier nicht weiter aufregen.
Ich verbrachte also den ganzen Tag dort und ich war wirklich froh, dass ich um 17Uhr wieder Zuhause war. Zum einen waren dort hauptsächlich ältere Leute, für die Aiesec ohnehin nichts ist. Traf ich dann auf eine jüngere Person gab es zumeist Sprachschwierigkeiten. Beherrschte mein Gegenüber dann de Englische Sprache, konnte ich immer noch nicht viel über Aiesec erzählen, weil noch nicht so viel darüber weiß. Ich war also extrem gelangweilt.
An irgendeinem Punkt meinte dann diese Joanna mir sagen zu müssen, dass ich doch etwas mehr Enthusiasmus zeigen solle. Aber mal ehrlich, wie soll ich von etwas begeistert sein, was ich quasi nicht wirklich kenne?! Janka hat mich in Schutz genommen, weil sie total verstehen kann, dass ich diese Aiesec-Begeisterung logischerweise noch nicht verkörpern kann. Ich glaube aber, dass selbst wenn ich mehr über diese Organisation weiß, ich immer noch nicht in Jubelstürme ausbrechen werde. Es ist zwar super cool was die so machen mit den ganzen verschiedenen Ländern und Kulturen, aber ich wäre wohl begeisterter von einem Projekt, wenn es sich sozial engagieren würde. Das ist nämlich mein 'Problem' an dem Projekt, dass ich nicht soooo sehr gebraucht werde und keine "gute Tat" (ach, das hört sich irgendwie blöd an, aber ihr wisst schon was ich meine) vollbringe. Meine Volunteer-Zeit in Italien hatte mich richtig glücklich gemacht. Ich wurde gebraucht, die Kinder habe ich richtig in mein Herz geschlossen und ich wusste, dass meine Arbeit da wirklich Sinn macht und gut ist. Hätte ich den Platz bei AIESEC lieber doch nicht annehmen sollen?
Filmabend
Abends war dann ein Filmeabend bei Inge und Jakob (beide aus Dänemark) angesagt. Zusammen mit Sherisse und Vaida fuhr ich zunächst zu Sherisses Büro. Bei Inge und Jakob angekommen lernte ich mal wieder neue Gesichter kennen. Unter anderem eine Praktikantin aus Schweden, die für drei Monate in Bratislava ist. Sie war sehr nett, also unterhielt ich mich mit ihr den ganzen Abend. Der Film (The Break-Up mit Jennifer Aniston und Vince Vaughn - sehr schön ;-)) und die Gesellschaft der anderen ließ mich den blöden Tag und die Zweifel über mein Projekt zunächst mal vergessen.