Ich zeige Besuchern meine (inzwischen nicht mehr wirklich) neue Heimat- in der ich selbst auch immer wieder Neues entdecke und gezeigt bekomme
Ich entschuldige mich erst einmal, dass ich so lange nix geschrieben habe…wie ihr dem Titel entnehmen könnt, hatte ich in den letzten Wochen beinahe dauerhaft Besucher hier und habe daher einfach nicht die nötige Ruhe gefunden…heute klappt es damit hoffentlich ;)
An dem Wochenende, nachdem ich in London war (mein Gott, ist das schon wieder lange her), besuchten mich zwei Schulfreundinnen. Jessi macht auch gerade einen Freiwilligendienst (allerdings in der Nähe von Oxford) und Alisa ergriff die Gelegenheit uns beide zu treffen und nebenbei noch etwas von England zu sehen. Samstags zeigte ich den beiden York und den darauffolgenden Sonntag verbrachten wir, da das Wetter beschlossen hatte sich klischeemäßig zu verhalten, ganz entspannt zuhause.
In der folgenden Woche kam am Mittwochabend Lucy, eine Schülerin, die in Marske Hall Praktikum macht - wir veranstalteten eine Horrorfilmnacht – und am Donnerstag durften Soraya und ich uns glücklich schätzen in eine weitere britische Tradition eingeweiht zu werden: Afternoon Cream Tea!! Wie ihr wisst sind die Briten ja bekannt für ihre Teetrinkerei, aber ein afternoon cream tea geht weit über eine simple Tasse heißes Wasser mit einem Tropfen von Milch hinaus. Becky hatte uns für den Nachmittag zu sich nach Hause eingeladen und als wir nach unserer English Class bei ihr eintrafen, fielen uns beiden beinahe die Augen aus dem Kopf. Auf einem Tisch im Garten türmten sich Sandwiches verschiedener Art, Fruit Scones mit clotted cream, Cheese Scones, kleine Törtchen mit Erdbeeren und Bananen, Custard Slices – Becky hatte den ganzen Tag in der Küche verbracht, nur um uns mit diesen traditionellen Köstlichkeiten verwöhnen zu können. Wieder einmal war ich überwältigt von englischer Gastfreundlichkeit! Also saßen wir in der Sonne, aßen viel zu viel (danach lagen wir alle drei vollgefressen in Beckys Bett und konnten uns nicht mehr rühren) und tranken selbstgemachten Aprikosen- und Apple pie-Wein dazu (pappsüß und macht Kopfschmerzen, eher nicht mein Geschmack :p). Falls ihr euch erinnert habe ich am Anfang immer gejammert, dass wir keinen Kontakt zu einheimischen Jugendlichen bekommen…wie ihr seht hat sich das inzwischen erledigt – solche Dinge brauchen einfach immer Zeit und ich habe das Gefühl, dass ich jetzt zum Ende hin nochmal sehr viele nette und interessante Leute kennenlerne und sehr viel engeren Kontakt mit denen, die ich bereits kenne, bekomme – was super ist, aber mich natürlich auch gleichzeitig etwas traurig macht, da meine Rückreise abzusehen ist.
Einen ersten Abschied gab es dann bereits am nächsten Wochenende, an dem wir in unserer Dachwohnung schon wieder deutsch(sprachigen) Besuch empfingen: Matthias und Julie, die ich nun schon mehrmals getroffen habe, obwohl sie ihren Freiwilligendienst im Süden Englands machen. Diesmal hatten wir mehr Glück mit dem Wetter (die Engländer sagten mir eine Hitzewelle voraus) – bei strahlendem Sonnenschein, allerdings in Kombination mit unglaublich starkem Wind, ging es barfuß am Strand nach Saltburn, wo ein Picknick in den Valley Gardens und eine hot chocolate bei „Chocolini´s“ auf uns warteten…nach einem feurigen Yenga-Wettkampf am Abend machten wir bei einem nächtlichen Strandspaziergang eine tolle Entdeckung: selbst nachts um 12 ist immer noch ein Streifen Licht am Himmel zu sehen! Da merkt man erst wie weit man eigentlich im Norden ist – die Tage sind gerade einfach unglaublich lang, hell wird es nämlich auch schon wieder gegen drei nachts! In Middlesbrough (wie allgemein in England) leben sehr viele Inder und Pakistani und in diesen Tagen fand dort gerade das „Mela-festival“ statt: ein Straßenfest mit indischer Musik, Akrobaten, Ständen mit allem möglichen an indischer Kleidung, Schmuck etc. und dem Haupgrund, weshalb es uns sonntags dorthin zog…einer Vielzahl von Essensständen :D Auch Neus war mit von der Partie und so genossen wir alle ausgiebig die Sonne und das leckere Essen :) Ja und am Montag hieß es dann erst einmal Abschied nehmen…für die beiden ist nämlich bereits das Ende ihres Freiwilligendienstes gekommen und heute befinden sie sich schon wieder in ihren Heimatländern. Das machte mir bewusst, dass es für mich auch gar nicht mehr so lange ist…die Zeit verfliegt nur so, weil ich auch die ganze Zeit beschäftigt bin und nach einem erschrockenen Blick in meinen Kalender stellte ich fest, dass ich noch etwa 11 Wochen in England bin!!
Ja und die versprochene „Hitzewelle“ hielt dann auch wirklich noch ein paar Tage an und bescherte mir einige Endorphinflashs beim Joggen (es ist so viel genialer bei Sonne laufen zu gehen, ich merke richtig, wie meine Energie sich verdoppelt) sowie einen meiner Lieblingsarbeitstage in Marske Hall. Wir verbrachten den gesamten Tag im schönen Garten des Wohnheims, sonnten uns ausgiebig, aßen Eis und hörten Musik. Verrückt wie wenig es doch eigentlich braucht um Menschen entspannt und glücklich zu machen :)
Lucy kam noch einmal zu Besuch und hatte diesmal eine andere Art von Horror im Gepäck: Bean Boozled! Das sind Jelly Beans, bei denen es für jede Farbe zwei Geschmacksrichtungen gibt: eine „normale“ gute und eine widerliche :p Die Bohnen sehen komplett identisch aus und lassen sich auch im Geruch nicht unterscheiden, was ich natürlich als allererstes ausprobiert habe. So ist es reine Lotterie ob man beispielsweise Schokoladenpudding oder Dosenhundefutter, Tutti Frutti oder Kotze, Butterpopcorn oder faule Eier erwischt. Also ich kann euch nur raten: solltet ihr jemals in die Versuchung kommen diese Dinger auszuprobieren, überlegt es euch gut. Ich hätte nicht gedacht, dass sie wirklich so eklig schmecken können…beim faulen Ei war ich kurz davor mich zu übergeben. Ansonsten ist aber schon sehr lustig ;)
Auch am nächsten Wochenende kamen Soraya und ich kaum zum Durchatmen: die große Summer Fair des Wohnheims stand an, DAS Fundraisingevent des Jahres, bei dem wir auch diesmal erfolgreich waren und insgesamt 3800 Pfund zusammenbekamen: mit Craftständen, BBQ, Schokoladenbrunnen, Hüpfburg und Kinderschminken, Tombolas und und und…als wir abends endlich fertig waren mit Abbau und Tische schleppen waren wir fix und fertig. Da war es ganz gut, dass wir am darauffolgenden Sonntag bei einem Sunday Dinner bei Ruth und ihrer Familie erst einmal etwas entspannen konnten (auch wenn uns ihre Jungs auf dem Trampolin doch ganz schön auf Trapp hielten).
Was dann noch so bis jetzt passiert ist (eine gaaaaanze Menge) erfahrt ihr im nächsten Eintrag...das Ganze ufert hier sonst einfach zu sehr aus :p