Ich puzzle mir mein Abenteuer.
Drei Wochen Griechenland. Schon drei Wochen!? Zwischen Sonnenbrand und Siesta kam die Erkenntnis: Ich lebe mein Abenteuer.
Heute bricht angeblich meine vierte Woche hier in Griechenland an. So ein Quatsch! Es war doch erst gestern, als das Flugzeug in Athen landete und mich einem fremden Land, fremden Leuten und einem fremden Leben auslieferte. Oder etwa nicht?
Leider lügt mein Kalender nicht. Oder zum Glück? Soll ich jetzt froh darüber sein, dass es nur noch 159,5 Tage sind, bis ich meine Liebsten wieder in die Arme schließen kann, oder sollte es mich traurig machen, dass schon so viel Zeit verstrichen ist?
Denn wenn ich mir drei volle Wochen bildlich vorstelle (sofern man sich ein Bild von dem Element Zeit machen kann), dann denke ich, dass das schon eine stolze Dauer ist, die ich hier in Volos zugebracht habe. Wobei ich bis dato noch keine großen Abenteuer erlebt habe. Wo bleiben denn all die spannenden Erlebnisse, die atemberaubenden Geschichten und die bedeutenden Erfahrungen, die mir prophezeit worden?
Klar, habe ich das ein oder andere bereits dazu gelernt. Zum Beispiel, dass ich auf meinem kurzen Arbeitsweg eine ziemlich hohe, wenn nicht sogar riesige, Chance habe, in einen Autounfall verwickelt zu werden. Denn: Die Griechen fahren wie die Irren! Und natürlich habe ich mittlerweile begriffen, dass Sonnenschutzfaktor 20 im griechischen September nicht der Aggressivität der Sonne gerecht wird. Außerdem verstehe ich inzwischen, was es heißt, wenn die Griechen ihre Arbeit niederlegen und einen Streik beginnen. Dass mein morgendliches Müsli aufgrund dieser Aufstände jemals hätte ausfallen können, hätte ich mir in meinen schrecklichsten Albträumen nicht vorgestellt. Ich habe zudem auch ein paar Worte Griechisch gelernt. Wortkombinationen, die besonders häufig genannt werden, prägt man sich bekanntlich schnell ein. Zum Beispiel kommen einem immer wieder die Worte "then xéro" zu Ohren. Übersetzt heißt das so viel wie "Ich weiß nicht/Keine Ahnung". Man gewöhnt sich aber schnell an die mangelnde Organisation und Absprache hierzulande. Wer braucht denn schon ein durchdachtes Konzept oder einen berechneten Zeitplan? Die Griechen nicht. Viel wichtiger ist die strikte Einhaltung der regelmäßigen Kaffee- und Raucherpausen sowie das Beherzigen der Siesta.
Das klingt alles nicht sehr begeistert und macht auch nicht den Anschein, als hätte ich von einem mitreißenden Abenteuer zu erzählen. Oder aber ich verstehe erst jetzt, was es eigentlich heißt, wenn einem ein Erlebnis widerfährt. Denn all diese kleinen Dinge, die mir neu sind, all die griechischen Sitten, die ich lieben lernen muss und jenes ungewohnte Leben, das sich in meinen Händen befindet, sind Abenteuer. Erst die vielen kleinen Puzzlestücke ergeben ein Ganzes. Mein Abenteuer.
Commentaren