Ich bin so toll, ich bin so dumm
Mein Dienst, meine Einstellung, meine Gedanken.
Ich bin Freiwillige in einem neuen Land. Ich bringe mit mir nichts als Neugier und Motivation. Ich werde bezahlt, werde umsorgt.
Und warum bin ich hier? Um zu lernen, zu erfahren. Und außerdem dachte ich mir so, dass ich mit meiner Erfahrung und meinem Hintergrund neue Impulse und Ideen für das Projekt bringen kann. Diese Einstellung stellt sich mir als egozentrisch und arrogant heraus. Was weiß ich? Und wichtiger, denke ich, dass ich etwas besser weiß? Das was ich durch Bildung gelernt habe, ist nicht die einzige wahre Wahrheit, noch ist meine Weltsicht die Einzige. Mein Anspruch etwas Neues einzubringen trägt zum Teil auch ein Selbstbild in sich, dass ich Dinge besser wüsste. Aber im Grunde weiß ich nichts über das hier und über die Arbeit. Doch ich denke ich könnte so was wie „helfen“?
Ich bin eine Praktikantin, die die Organisation etwas unterstützen kann. Hauptsächlich jedoch bin ich zum Lernen hier. Ich habe das Ziel Neues kennen zu lernen und mich darauf einzulassen. Ich möchte mich auch darin üben dieses Neue nicht gleich zu bewerten. Denn jede Bewertung setzt das für mich Bekannte als Standard und Normalität voraus. Alles Andere ist fremd oder komisch, weil es bis jetzt nicht in meinem Leben vorkam, deshalb erscheint es mir als nicht normal. Ich möchte nicht nur das Fremde, sondern auch mich selbst kennenlernen und hinterfragen. Wie ist meine Prägung? Was ist für mich normal? Und ist das wirklich normal?