Ich belausche Istanbul - die Augen verschlossen
Eine Hommage an die Stadt am Bosporus - Eindrücke, Gerüche, Geräusche, der leichte Wind in den Bäumen. Weltenbummler dichtet frei nach Orhan Veli ein Gedicht auf seine Heimat auf Zeit.
Ich belausche Istanbul, meine Augen verschlossen.
Zunächst weht ein leichter Wind,
Ganz sanft bewegen sich
Die Blätter in den Bäumen.
Weit, ganz weit in der Ferne,
Die unaufhörliche Klingelei der Wasserverkäufer.
Ich höre Istanbul zu, meine Augen geschlossen.
Ich höre Istanbul zu, meine Augen geschlossen.
Während die Tauben fliegen,
In die Höhe steigen und dem Schiff folgen,
Weil eine Frau Brotkrümel
In die Luft schmeißt.
Im Horizont verschwimmt die Stadt.
Ich höre Istanbul, meine Augen verschlossen.
Ich belausche Istanbul, meine Augen lieber offen.
Hektik auf den Straßen,
Taschendiebe unterwegs.
Auf der Haupt-Flaniermeile
Die Istanbul 2010 Bahn mit Livemusik
Und der Geruch der Lavendel.
Ich rieche Istanbul, die Augen verschlossen.
Ich rieche Istanbul, die Augen fast blind.
Der Bus überfüllt,
draußen scheint die Sonne.
Der Schweißgeruch verbindet alle miteinander.
Und am Ende des Goldenen Horns,
steht das Wasser - Es stinkt.
Ich rieche Istanbul, die Nase voll.
Ich höre Istanbul, meine Augen verschlossen.
Auf den Straßen Musik, soweit die Ohren reichen,
Gesang, verschiedene Sprachen, Menschen,
Unterwegs, das Leben tobt,
Die Bars, die Clubs, die Partys, die Konzerte.
Gute Gespräche, gute Musik.
Ich höre Istanbul, die Beine bewegen sich.
Ich belausche Istanbul, die Augen verschlossen.
Das Meer rauscht, die Wellen erzählen
Vom Orient und vom Okzident.
Geschichte ist überall spürbar.
Vergangenheit wirkt, die Zukunft zieht.
Melancholie und Ruhe in der Hektik.
Ich höre Istanbul, blicke in die Vergangenheit.
Ich höre Istanbul, die Augen verschlossen.
Ein Mann überquert die Straße,
Ein Kind verkauft Taschentücher,
Eine Frau flucht und der Mann bleibt stehen.
Ein Auto kommt angerast.
Das Kind ruft,
Öffne deine Augen, kannst du denn nicht sehen?
Ich belausche Istanbul, meine Augen verschlossen.
Ein Vogel fliegt, voller Sehnsucht
Auf der Galatabrücke, ich weiß es nicht.
Der Mond glitzert auf dem Wasser.
Ich spüre, was Sehnsucht bedeutet.
Ich verstehe dich und dein Pulsschlag.
Ich höre Istanbul...
(Frei nach Orhan Veli)
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