"I make it vor, you make it nach"
So ein sprachübergreifendes Kauderwelsch kann nur ein gut gelaunter Chorleiter von sich geben. Denise und Robert haben es erlebt, bei einem Musikprojekt gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt.
So hört es sich an, wenn uns unser Chorleiter mit breitem Grinsen zum Mitsingen auffordert. Erstaunlicherweise versteht jeder sofort, was gemeint ist.
Wir sind in Aachen beim „Internationalen Musikprojekt 2004 gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt“ in Haus Eich. Hier sind 26 Leute zusammengekommen aus Italien, Polen, Spanien und Deutschland. Durch ein paar Umwege sind wir auf das Projekt gestoßen und gleich von Beginn an mit viel Spaß dabei. Hier kann jeder mit jedem Musik machen und dabei seine eigenen Erfahrungen einbringen.
Die Musik steht im Mittelpunkt dieser zwei Wochen. Man kann wählen, in welcher Gruppe man startet, z.B. in der Klassik, bei der Rock- oder bei der Songgruppe. Wir selbst sind in der Jazzgruppe gelandet und mit dieser Entscheidung sehr zufrieden. Wir sind begeistert, auf was für geniale Musiker man hier stoßen kann. Dabei ist es im Musikprojekt noch nicht einmal nötig, ein Instrument spielen zu können. Einige sind auch mit dabei, die beim Singen in der Songgruppe riesig viel Spaß haben.
Entgegen unserer Erwartung war die Stimmung von Anfang an sehr locker. Größere Probleme zwischen den verschiedenen Nationen oder Missverständnisse bei der Sprache sind bisher (bis auf ein paar kleine Ausnahmen - siehe Überschrift) ausgeblieben. Vielleicht liegt dies auch am Thema des internationalen Musikprojekts. Hier gibt es ganz viele Denkanstöße und Arbeitsrunden zu der Frage, wie man in Europa mit Gewalt und Fremdenfeindlichkeit überhaupt umgehen kann.
Dazu gehörten zum Beispiel am Anfang ein Brainstorming und ein Austausch darüber, welche Erfahrungen wir mit Gewalt in den verschiedenen Ländern eigentlich selber gemacht haben. Bei einem Ausflug ins benachbarte Ausland nach Holland und Belgien haben wir ein Militärfort aus dem Zweiten Weltkrieg besucht und später einen Soldatenfriedhof gesehen. Dort konnte man den Wahnsinn des Krieges hautnah erleben. An einem Abend gab es den Spielfilm „American History X“ im Open-Air-Kino auf der Hauswiese. Den haben wir uns gemeinsam angeguckt. Darin gibt es ein paar ziemlich eklige Szenen, in denen Neonazis brutal zuschlagen. Der Film ist ziemlich beeindruckend, wir haben hinterher noch lange darüber gesprochen.
Bei einem Anti-Gewalt-Training mit ganz vielen wilden Spielen haben sich dann ein paar von uns blaue Flecken geholt. Dabei gab es verdammt gute Tipps, wie man in Situationen die Kontrolle behalten kann, in denen man selber bedroht wird. Auch die Musik, die wir spielen, hat oft mit dem Thema zu tun.
Spaß gemacht hat auch der Radio-Workshop mit Robert. Wir haben zwischendurch immer wieder Interviews und Aufnahmen gemacht und am Ende der ersten Woche ist eine einstündige Sendung über unser Musikprojekt entstanden. Am Dienstagabend haben wir dann alle zusammen am Radio gesessen und die Sendung angehört, als sie bei Radio Aachen im Bürgerfunk ausgestrahlt worden ist.
Bei dem Superwetter macht das Projekt einfach riesig viel Spaß. Mittlerweile haben sich viele Freundschaften entwickelt, die bestimmt aufrechterhalten werden können. Wozu gibt’s schließlich Emails, und besuchen kann man sich auch. Wir hoffen, dass wir noch eine weitere schöne, lustige und aufschlussreiche Woche in Haus Eich verbringen werden.
Denise und Robert
P.S: Wer Spaß an Musik hat und gerne Leute aus anderen Ländern treffen möchte, für den ist hier der absolut richtige Platz!!!