Horizont – erweitert.
Was ich nach fast drei Wochen in den Niederlanden erlebt und gelernt habe.
erlebt.
Die Tage, die ich nicht im Centro Cultural verbracht habe, habe ich genutzt um zusammen mit Lara weiter die Gegend zu erkunden. Wir haben zum Beispiel einen Ausflug nach Zaanse Schans, einem wunderschönen Ort nördlich von Amsterdam, gemacht. Dort gibt es mehrere noch funktionierende Windmühlen und kleine Museen und Lädchen, die man besichtigen kann. Bei perfektem Sonnenschein haben wir die Landschaft genossen und uns den Bauch mit Käse vollgeschlagen (wenn man umsonst etwas probieren kann, sind Lara und ich immer sofort zur Stelle…).
Außerdem sind wir diese Woche mit dem Fahrrad zum Meer gefahren. Das hat so ungefähr zwei Stunden gedauert, wobei man es sicherlich auch in kürzerer Zeit schaffen kann, denn wir haben uns ein paar Mal verfahren. Der Blick aufs Meer war eine super Belohnung für die abenteuerliche Fahrradtour. Bei gefühlt mindestens 36 Grad verbrachten wir dann den Tag am Strand (wer hätte gedacht, dass ich dieses Jahr nochmal Sonnenbrand bekomme?). Für den Rückweg haben wir uns dann für den Zug entschieden, den ganzen Tag in der Sonne zu liegen ist schließlich ganz schön anstrengend.
Gestern sind wir mit dem Zug nach Gouda gefahren und wie der Name schon sagt, war auch dort der Käse immer in Reichweite. Wieder verbrachten wir eine halbe Stunde damit, die verschiedenen Sorten zu probieren. Ich hab mich ein bisschen wie im Paradies gefühlt und hab am Ende doch auch ein Stück mitgenommen, weil nur probieren kommt ja irgendwie komisch. Während Gouda noch ein ziemlich gemütliches Städtchen war, war unser nächstes Ziel eher eine wuselige Großstadt. Nachmittags sind wir dann nämlich weiter nach Utrecht gefahren. Aber auch Utrecht hat mir total gut gefallen, überall gibt es einladende Cafés und Restaurants oder kleine Lädchen. Ich hoffe, ich habe nochmal die Gelegenheit, mir das alles genauer anzusehen. Mittlerweile gucke ich schon immer die zu verkaufenden Immobilien in den Städten an, bisher habe ich mich aber noch nicht entschieden wo ich hinziehen werde, weil hier ist es fast überall schön :D Nee ok keine Sorge, vorerst bleibt Deutschland meine Heimat.
Aber auch rund um mein zu Hause auf Zeit habe ich mich weiter umgeschaut. Morgens war ich zum Beispiel mal schwimmen und hatte dabei meine erste Konversation auf Niederländisch, ohne dass ich zugeben musste, dass ich eigentlich gar kein Niederländisch kann. Ich hab zwar nur ein Satz gesagt, aber immerhin, der Mann an der Kasse hat es mir abgekauft.
gelernt.
In den letzten Tagen habe ich vor allem viele Menschen kennengelernt. Es ist immer sehr interessant sich mit den Leuten zu unterhalten, die ins Centro kommen und ihre Geschichten zu hören, warum sie in Amsterdam gelandet sind. Das ist echt total unterschiedlich, manche sind einfach aus Abenteuerlust hier, andere hatten in ihrem Heimatland keine Perspektive mehr und sind hier um eine Arbeit zu finden. Oder die Leute haben hier Verwandte, die sie besuchen und überlegen, vielleicht in Amsterdam zu bleiben - es gibt alles. Ein großer Teil der Hispanohablantes, die im Moment zum Centro kommen, sind ursprünglich aus Kolumbien. Manchmal kommt mir es vor, als ob halb Kolumbien nach Amsterdam ausgewandert ist. Woran das liegt, dass die Kolumbianer so stark vertreten sind? – keine Ahnung. Beim Gespräch mit einem Mädchen (auch aus Kolumbien) hat sich herausgestellt, dass sie direkt bei mir um die Ecke wohnt und auch noch so alt ist wie ich! Das hat mich mega gefreut und wir haben uns dann gleich für den nächsten Morgen zum Joggen verabredet. Wir sind die rondje sloterplas gelaufen, also einmal um den ganzen See. Leider spüre ich ziemlich die Nachwirkungen (Muskelkater!) aber hier gilt, wie in allen anderen Bereichen auch, das Motto „cada día mejor“ – „Jedes Mal ein bisschen besser“.
Außerdem habe ich einen weiteren Freiwilligen im Centro kennengelernt, der aus Tunesien kommt. Ab Montag kommt nochmal jemand neues, und zwar aus Deutschland! Das wird bestimmt lustig, ich bin gespannt wie sich unser Team so weiterentwickelt.
Mittlerweile haben Lara und ich uns dazu entschieden, die Englischkurse nicht mehr zusammen zu geben, sondern Lara übernimmt das untere Level und ich das mittlere. Denn ich habe gemerkt, dass ich nicht dazu fähig bin, Englisch auf Spanisch zu erklären, was man ja im Level 1 machen muss. Da kriege ich dann doch irgendwie ein Knoten ins Hirn und deshalb mache ich jetzt Level 2, denn da sprechen wir nur Englisch im Unterricht. Mittlerweile gewöhne ich mich an das Lehrersein und habe echt Spaß dabei, mit meinen „Schülern“ Englisch zu lernen – ich lerne schließlich auch eine Menge dabei. Ich muss aber immer noch lachen, wenn jemand während der Stunde sagt „Eh teacher, I have a question“, weil es doch ein bisschen absurd für mich ist, eine Autoritätsperson zu sein.
Nach fast drei Wochen im Ausland kann ich sagen, mein Horizont ist erweitert – um viele Kilometer. Ich habe schon jetzt unglaublich viele Dinge gelernt, die man oft gar nicht in Worte fassen kann. Ich habe mit Menschen geredet, mit denen ich sonst wahrscheinlich nie in Kontakt gekommen wäre, ich lerne praktische Dinge, die ich vorher noch nie gemacht habe, ich lerne mich in einer fremden Stadt zurechtzufinden, ich habe anderes Essen, andere Lebenssituationen, andere Sprachen, andere Verhaltensweisen und andere Sichtweisen kennengelernt.
Und das alles, obwohl ich doch gar nicht so weit weg von zu Hause bin.