Herzzerreißende Herzlichkeit
Dieser Moment, wenn dich eine Romafamilie nach einem Tag ins Herz schließt und direkt halb in die Familie aufnimmt... :))
Heute habe ich wohl so viel über Vorurteile und Offenheit gelernt, wie viele in ihrem ganzen Leben nicht. Aber von vorne...
Nachdem ich am Donnerstag und Freitag die drei Lebensläufe von Ervin, Timi und Szilvia, drei erwachsene Mitglieder einer Romagemeinde hier in unserer Nähe, von Englisch auf Deutsch übersetzt habe, waren diese so dankbar, dass sie Rita (meine Vorgesetzte), Nicolas (meinen Mitfreiwilligen) und mich direkt zu sich nach Hause einluden. Dort aßen (und tranken!!) wir dann gemeinsam zu Abend und es war wunderschön, ein Teil dieser kleinen Gemeinschaft zu sein. Für die Roma hat das gemeinsame Essen und das Familienleben generell den vielleicht höchsten Stellenwert im Leben. Man unterstützt sich gegenseitig und teilt, was man hat... auch, wenn es manchmal nicht besonders viel ist.
Szilvia und Ervin, die in einer wirklich schönen, kleinen Wohnung leben, erzählten uns, dass sie ihr ganzes Leben sehr hart für das, was sie heute besitzen, gearbeitet haben. Das Geld, das sie verdienen, müssen sie mit vielen Familienmitgliedern teilen, denen es aufgrund von Krankheit oder Arbeitslosigkeit nicht so gut geht. Daher ist es ihr Traum, in einer Fabrik in Wien zu arbeiten, auch um ihren beiden Töchtern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Ervin und Timi sind unfassbar begabte Musiker und leben für ihre Familientraditionen, allerdings erzählten sie uns auch, dass sie von der Musik nicht leben können. Auch, weil viele ihrer Konzerte kostenlos sind, so z.B. auch das, das sie vor kurzem in einem Gefängnis gaben.
Mich haben diese Menschen wahnsinnig inspiriert und die Herzlichkeit, mit der sie uns empfangen haben, war für mich, als Deutsche, die aus einem Land kommt, in dem oft schlecht über Roma und Sinti geredet wird, wirklich herzzereißend schön und gleichzeitig etwas unangenehm. Ich schämte mich dafür, dass es nicht nur in Deutschland und Ungarn, sondern generell gesehen so viele Vorurteile gegenüber den Roma- und Sintigemeinden gibt. Szilvia sagte, dass sie es spüren könne, wenn die Leute auf der Arbeit hinter ihrem Rücken über sie reden und ich bin dankbar für alles, was ich heute über die Offenheit gegenüber Fremden lernen durfte.
Es lohnt sich ab und an hinter die Fassade zu sehen, sich die Meinungen und Probleme der Leute anzuhören und sich so sein eigenes Bild zu machen. Was ich damit sagen will ist Folgendes: Seid offen für neue Begegnungen und Erfahrungen und glaubt nicht alles, was man euch erzählt! Letztlich sind alle Menschen gleich, wir haben alle unsere Probleme, manche mehr, manche weniger, aber es sollte unsere Pflicht sein, alle so zu akzeptieren, wie sie sind! --> Offenheit zahlt sich letztlich immer aus!!!!