Heimatgefühl in der Fremde
Nach fast zwei Monaten fern von Zuhause beginne ich mich zu fragen: Was ist eigentlich diese Heimat? Was macht sie aus? Und wenn es sie gibt: Wo ist sie?
Zunächst einmal eins vorweg: Ich bin der Meinung man kann sich überall zuhause fühlen. So fühle ich mich mittlerweile auch in Tel Aviv mit meinen zehn Mitbewohnerinnen und meinem (bitte nicht wörtlich nehmen) Gefängniszimmer zuhause. Doch wenn ich an meine Heimat denke, ist das Gefühl ein anderes. Köln ist für mich nicht nur einfach ein Zuhause, es ist ein Lebensgefühl. Vor allem durch den Kontrast zwischen sich-die-Stadt-auf-eigene-Faust-angucken und das Anschauen einer Stadt mit Hilfe einer ansässigen Person, habe ich festgestellt, wie wenig das Touristenleben mit dem wahren Leben zu tun hat, denn die Ecken, die einem die Locals zeigen, sind nicht die, die man im Reiseführer finden kann. Genau das Gleiche gilt auch für mich, wenn ich mir überlege, was Köln ausmacht: Denn für mich ist es nicht der Kölner Dom (obwohl er natürlich ein Prachtstück ist). Generell hat sich mir die Frage aufgeworfen, wo Touristen hingehen, wenn sie nach Köln gehen. Zoo Flora? Seilbahn? Hohenzollernbrücke? Altstadt?
Natürlich sind Touristenattraktionen Teil einer Stadt, da sie Aspekte der Historie und der Kultur widerspiegeln, aber sie sind nicht die Essenz. Was ich mit meiner Heimat verbinde, ist das Gefühl, wenn ich durch die Stadt laufe und die Leute beobachte, die im Park sitzen, sich auf dem Fahrrad abmühen oder einfach ihre Einkäufe erledigen. Oder das Gefühl, mit Freunden im Café zu sitzen und aus dem Leben zu erzählen. Selbst Karneval, der tausende Touristen anzieht, ist für mich nur deswegen so besonders, weil ein Gefühl von Zusammenhalt besteht, das man als Außenstehender nicht nachvollziehen kann.
All diese Sachen habe ich begonnen außerhalb dieser vertrauten Welt wertzuschätzen, auch wenn ich zugeben muss, dass es nicht zwangsläufig bedeutet, dass ich sie vermisse. Doch selbst bereits jetzt stellt sich heraus, wie viel Reflexion dieses Freiwilligenjahr mit sich bringt, so wohl über das, was bisher in meinem Leben geschehen ist, als auch über das, was im Moment geschieht. Und dass es genau so, wie es gerade ist, richtig ist.