Große Emotionen
Ein Jugendtheaterfestival voller Abenteuer – und großer Abschiede…
Eine aufregende und aufwühlende Zeit !
Am Wochenende vom 2. und 3. Juli veranstalteten wir unser großes Jugendtheaterfestival „touSENScène“. Am Vorbereiten waren wir dafür aber schon monatelang. Die Tage vorher wurden dann aber doch nochmal intensiver – und konkret. Mit verschiedenen unserer Leute, meiner Tutorin Anne, der Theaterlehrerin Anne-Marie und meiner Kollegin Typhène sowie Guillaume aus einer der Theatergruppen war ich in den Tagen vorher das Theater im Nachbarort La Chapelle de Brain um- und einräumen, schmücken und vorbereiten, meine, mit den Jugendlichen aus dem Collège gemachte Ausstellung aufhängen, Stühle aus der Garage eine schmale Treppe rauf ins Theater tragen (120 Stück !), Kulissen einräumen, Kostüme aufhängen… damit am Wochenende auch alles lief. Aufgeregt waren wir trotzdem ein bisschen, wenn auch bei Weitem nicht wie Anne-Marie.
Am Samstagmorgen ging es dann los – mit Sommerwetter. Ich spielte Taxi für meine Jugendtheatergruppe mit unserem Kleinbus – und schon da begann diese einzigartige Stimmung, die ein Festivalwochenende ankündigt. Angekommen wurden wir schon aufgeregt begrüßt und kurz darauf kamen auch die anderen drei Jugendtheatergruppen an. LASSO, mit denen ich schon zusammenarbeite, Guémené und Pancé, jeweils begleitet von mehr oder weniger begeisterten Betreuern. Den ganzen Vormittag über verbrachten wir mit einem professionellen Schauspieler aus La Fédé und Anne-Marie auf dem Theaterworkshop für die Truppen, währenddessen ich eine halbe Speicherkarte Fotos gemacht und Filme gedreht habe. Mit Phrasen und Gefühlen wurde sich aufgewärmt, an kurzen Szenen und Texten geübt, von denen der letzte ironischerweise „Wir werden gefilmt!“ hieß. Und wieder war ich beeindruckt, was man mit Jugendlichen alles auf die Beine stellen kann. Aber auch der Trainer war super nah an den Jugendlichen dran, mit so einem Spaß am Theater.
Mittags haben wir draußen in der Sonne gepicknickt, bevor es mit der Generalprobe aller Truppen weiterging. Ich habe alle Gruppen begleitet, schon allein, weil nicht klar war, wann und ob ich abends überhaupt die Gelegenheit kriegen würde. Ich habe schöne Fotos und Filmchen bekommen – aber eins weiß ich jetzt: ich kann Regisseure nicht ausstehen, wenn sie dabei sind, ihre Jugendlichen nach ihrem Willen springen zu lassen. Lasst sie machen, sie spielen doch genial!
Eine der freiwilligen Helfer – zwei Mütter und eine der Erwachsenentheatergruppe sowie die Frauen vom Kostümverleih waren gekommen – hatten schließlich die Idee, alle Helfer in Kostüme zu stecken. Und so fand ich mich in einem gold-weißen Kleid wieder – und ich schwebte beim Fotografieren und Filmen im siebten Himmel.
Den Abend eröffnete meine Theatergruppe. Ich war mit hinter der Bühne, mit einer aufgeregten Anne-Marie und dem Ablauf in der Hand. Es ist spannend, wie ganz anders die Jugendlichen direkt vor ihrem Auftritt sind. Der Selbstsicherste ist plötzlich ein Nervenbündel, die Schüchterne, die auch noch beginnen muss, ungewöhnlich ruhig. Aber alles ging gut, von lustigen über ernste bis zu ironischen Dialogen und Monologen, Gesprächen und Welterklärungen und sogar unserer Fast-Nackt-Szene, bei der wir hinter dem Vorhang schon ein bisschen Angst hatten, was Clément daraus macht. Und danach haben sie Anne-Marie und mich sogar auf die Bühne gerufen.
Zusammen sind wir draußen gesessen, essen und reden. Da merkte ich erst, wie ich mit aufgeregt gewesen war. Zum dritten und letzten Auftritt des Abends, „La chantatrice chauve“ von LASSO, bin ich mit den beiden Müttern, die zum Helfen gekommen waren. Und obwohl oder gerade weil ich es schon aus den Proben kannte, war es absolut genial. Abends haben wir aufgeräumt, standen draußen redend und zufrieden. Und ich habe zurück Taxi gespielt, für ein paar bis nach Hause.
Sonntagmorgen sind wir wieder zusammen zum Theater gefahren. Vormittags spielte die Theatergruppe „Casus Délires“ ihr (professionelles) Theaterstück „Qu’est-ce?“ – „Was ist das?“. Ein Zwei-Mann-Stück beinahe ohne Worte, dafür aber der Musik, die die Geschichte erzählt, während der andere Pantomime spielt. Und es war genial gemacht! Ich dachte nicht, dass mich das packen würde, aber das hat es und ich habe mit dem Publikum, das gemischt allen Alters war gelacht und mitgefiebert.
Danach haben wir schnell umgeräumt und die „Scène ouverte“ – eine offene Bühne – vorbereitet. Ein Team aus einem Ferienworkshop ist aufgetreten, Pierre von LASSO mit einem selbstgeschriebenen Text, eine Gruppe Kinder aus dem Dorf, Salomé aus meiner Theatergruppe mit Gitarre und dem Lied „Grenade“ von Bruno Mars (an dem wirklich ihr Herz hing), die Truppe mit Impro-Theater… Es kamen wirklich unterschiedlichste und schöne Geschichten! Nach einer kurzen Mittagspause ging es auch schon wieder weiter, Publikum begrüßen, Fotos in Kostümen machen, schminken, vorbereiten, Text wiederholen.
Während der ersten beiden Truppen saßen wir zusammen draußen, Sonne und Ruhe genießen. Dann ging es wieder hinter die Bühne und auch heute lief es ohne Probleme. Ich bin stolz auf sie!
Zum Abschluss riefen wir alle Truppen noch einmal zusammen, um ehrliches Feedback zu hören. Wir räumten noch gemeinsam auf und konnten uns dann ewig nicht losreißen. Es ist nicht nur für mich das Ende des gemeinsamen Jahres, auch für die Jugendlichen wird die Gruppe nicht so bleiben, verschiedenste Pläne warten. Auf dem Heimweg im Bus haben wir Kontakte getauscht und versprochen, dass wir nochmal einen Abschluss machen, weggehen oder sich in der Stadt treffen…
Kurz darauf musste ich meine liebe Stefania verabschieden… Wir haben uns abends alle getroffen, saßen draußen, haben geredet, ein bisschen getrunken. Ein paar Leute kamen vorbei – und wir haben uns verabschiedet. Meine liebe Mama-BesteFreundin-Nachbarin-Geschichtenerzählerin-Lebenskünstlerin, sie wird mir fehlen ♥
Am Tag drauf hatten wir unser Vorbereitungstreffen für meinen europäischen Jugendaustausch „InterNatureNet“ – für den ich vom 15. bis 25. Juli unterwegs und in Eichstätt bin – und haben endlich unsere Teilnehmer kennengelernt. Es ist eine bunte Gruppe aus total unterschiedlichen Leuten – aber mir scheint sie genial. Wir haben ein paar Spiele gespielt, über den Austausch geredet und geplant. Ich freu mich! Unsere Vorbereitungen laufen seit dem Festival auch auf Hochtouren. Mit Typhène und Olivier planen wir, kaufen Tickets, schreiben Listen… Ich bin gespannt und bin sicher, das wird genial.
Am Donnerstag war dann der nächste Abschiedsabend, Franzi fährt. Wir haben gemeinsam schon den Abend vorher und den Nachmittag geweint –und sie kam gar nicht mehr raus. Aber abends waren wir trotzdem schön weg – zum Spiel Deutschland gegen Frankreich. Wir hatten uns immer noch nicht richtig entschieden, Franzi zog mit Deutschland auf dem einen und Frankreich auf dem anderen Arm los. Die erste Halbzeit verbrachten wir in unserem Stammpub, wo wir uns nach dem Elfmeter doch einige Sprüche – aber lieb gemeint – anhören mussten. Mitten in der Stadt trafen wir dann auf eine Tanzgruppe, die traditionell bretonisch tanzte – und das fanden wir dann doch spannender, so dass wir das zweite Tor auch nur von weitem hörten und uns dachten, na jetzt ist es eh entschieden. Trotzdem sahen wir uns das Ende im Public Viewing an, wo schließlich lautsingend gefeiert wurde. Und irgendwie freuten wir uns mit, im Siegerland feiern ist schon schöner – vor allem bei lauter genervten SMS aus Deutschland ;)
Weil diese Heimatfeierstimmung aber doch nicht so unsres war, haben wir den Abend bei uns weitergelebt – und das bis spät nachts, weil wir uns nicht losreißen konnten. Morgens sind wir mit zum Bahnhof, verabschieden… Obwohl – oder gerade weil – wir uns beide am Anfang nicht gefreut hatten, als wir hörten, dass da eine andere junge Deutsche ist, sind wir sehr zusammengewachsen. Du fehlst mir sehr ♥
Das folgende Wochenende bin ich ruhig angegangen. Ich war draußen, im Café, lesen, sonnen, schreiben, abends mit Martha und Meryem in der Bar – und sonntags natürlich das Finale im Public Viewing sehen. Das hat sich dann allerdings schnell aufgelöst…
Langsam wird es eng…