Frühling!
Mein überfälliger Beitrag zum Frühlingsbeginn: Ein Besuch in Bratislava, slowakische Osterbräuche und vieles mehr.
Wie die Zeit verfliegt, habe ich euch wieder anderthalb Monate warten lassen. Blogschreiben liegt mir wohl nicht allzu sehr.
Dabei hatte ich gleich nach meinem letzten Eintrag schon gutes Programm, denn eine Woche vor Ostern rückten schon drei Hasen aus heimischen Gefilden an, um mir Schokoladeneier vorbeizubringen. Den Besuch hatte ich natürlich schon freudig erwartet und geplant. Da ihr Zug in Bratislava ankam, wollten wir gleich zwei Tage in der Hauptstadt verbringen und quatierten uns günstig in einem nettem Hostel ein. Bratislava hat zwar nicht das meiste zu bieten und ich hatte ja auch schon etwas gesehen, aber langweilig wirds nicht wenn man nach sieben Monaten Freunde wiedersieht.
Mit dem Zug ging es dann weiter, oder für mich zurück nach Banská Bystrica. Die Woche dort haben wir dann entspannt angehen lassen, nur zweimal quälten wir uns früh raus. Mitte der Woche um den Krížna, einen Berg in der Großen Fatra zu erklimmen und am Samstag für eine Tagestour nach Banská Štiavnica.
Ersteres misslang zwar, da wir beim Aufstieg den falschen Weg einschlugen und so irgendwo hinterm Berg landeten, aber trotzdem war es eine nette Wanderung. Im Schnee, der nach halber Strecke noch den Weg bedeckte, fanden wir Bären- und Luchsspuren und bei einer Hütte hatten wir eine Sitzgelegenheit für unser Mittagessen. Auf dem Rückweg kam dann sogar noch die Sonne, die zuvor von Wolken verdeckt war.
Nach neun Tagen voller Spaß verabschiedete sich mein Besuch am Ostermorgen wieder Richtung Heimat. Heimweh bleibt so bei mir kein Thema, so oft wie hier Leute vorbeikommen habe ich das Gefühl gar nicht so weit weg zu sein und der nächste Besuch hat sich ja auch schon angekündigt.
Da wir schoneinmal in der Osterzeit sind, will ich die Osterbräuche hier etwas erläutern. Osterfeuer gibt es keine und auch das Ostereiersuchen gibt es wenn überhaupt nur für kleine Kinder. Die Slowaken haben die Tradition dafür zu sorgen, dass die Frauen schön und glücklich bleiben und weiterhin gut kochen können. Dazu gibt es zur Osterzeit zwei Wege, die abhängig von der jeweiligen Region zum Einsatz kommen, manchmal auch beide:
1. Die Frau wird mit einem Eimer eiskaltem Wasser übergossen. Alternativ dazu, kann sie auch in einen Fluss geworfen werden.
2. Die Frau wird mit einer Rute geschlagen. Diese kann man sich kaufen oder aus Weidenzweigen selber bauen. Sie sind oft noch mit bunten Schleifen verziert.
Wie gesagt, oder auch beides. Gesehen habe ich dieses Geschehen allerdings nicht, denn die meisten Frauen bleiben zu Hause, wo so dann "Besuch" bekommen. Aus, ich nehme mal an, Dankbarkeit gehört es sich, nach vollzogenem Ritual noch eine Kleinigkeit zu spendieren. Das kann Geld, Schokolade oder ab dem richtigen Alter auch Schnapps sein. Um Integration bemüht, habe ich dann auch meine Kollegin mit Wasser bespritzt und dafür dann sogar ein Lebkuchenei bekommen.
Der April ging dann mit immer besser werdenem Wetter zu Ende, sodass sich der Mai schon richitg sommerlich daherkam. Oft gehen wir nun für eine Stunde in einen der Parks um Frisbee oder Indiaca zu spielen. Die Stadt ist wieder erwacht, die Restaurants stellen Tische und Stühle raus, Mountainbiker und Touristen tummeln sich überall und Baustellen werden fleißig beackert. Passend dazu gibt es in vielen großen Städten das sogenannte Majáles, ein kostenloses OpenAir-Konzert. Tolle Musik und Bier für einen Euro, da durfte ich natürlich nicht fehlen.
Einen Tag später startete dann die jährliche Eishockey-WM. Bei den wichtigen Spielen waren die Kneipen natürlich voll und dieses Jahr fand man dort zumeist frohe Gesichter und überschwingliche Freude nach den Spielen. Die Slowakei schaffte es bis ins Finale und lies Kanada und Tschechien in den Finals hinter sich! Zehn Jahre nach dem einzigen Weltmeistertitel war die Chance also wieder zum greifen Nahe. Im Finale wartete Russland und das erste Tor der Partie gelang sogar den Slowaken, doch nach 5 Toren der bärenstarken Russen war wohl allen bitter bewusst, dass es nur zur 2. Silbermedaille reicht. Das Spiel endete 2:6 und trotzdem gab es für die engagierten Spieler viel Applaus.
Im Hostel ist es etwas ruhiger geworden, da ich diese Woche leider gleich zwei Kollegen veraschieden musste. Meine Kollegin und Nachbarin hat sich aufgemacht um drei Monate in einem Hostel in Oslo zu arbeiten. Und mein französischer Mitfreiwilliger ist zurück in Brest um seinen Vater zu unterstützen, der überraschend an der Hüfte operiert werden musste und jetzt Hilfe braucht. Für Juni ist allerdings eine neue Kollegin aus Frankreich angekündigt, die über den Sommer hier arbeitet.