Freiwilligendienst vom Feinsten
Am Wochenende haben Eloise und ich bei einer Weihnachts- Lebensmittel- Sammelaktion für Bedürftige mitgearbeitet. Das klingt zwar sehr romantisch, aber nach 6 Stunden Herumstehen im zugigen Supermarkteingang vergeht einem irgendwann der Sinn für Weihnachtsromantik ein wenig...
Von Freitag bis Sonntag haben Eloise und ich jeweils täglich fünf bis sechs Stunden in einer Filiale der polnischen Supermarktkette "Biedronka" verbracht, um als Volunteers bei der "Świąteczna Zbiórka Żywności" der "weihnachtlichen Sammlung von Lebensmitteln", die von der Bank Żywności, also der Lebensmittelbank organisiert wurde, mitzuarbeiten. Da wir nicht genau wussten, was uns erwatet, waren wir beide am ersten Tag viel zu dünn angezogen und haben innerhalb kürzester Zeit ziemlich gefroren, weil wir im Grunde die ganze Zeit zwischen den sich ständig öffnenden Eingangstüren und dem Kühlregal für Fertigsalate standen und Flyer an alle hereinkommenden Leute verteilt haben. Die Flyer sollten die Leute über unsere Aktion informieren und dazu anhalten, lang haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Zucker, Schokolade, Konserven oder Öl einzukaufen und am Ausgang als Spende in einen unserer Einkaufswägen zu legen.
Dort wurden die Spenden zwei mal pro Tag von Mitarbeitern der Bank Żywności abgeholt, um irgendwo zwischengelagert und schließlich an Weihnachten an die ärmsten der Armen verteilt zu werden. An sich, wie gesagt eine gute Idee. Der Haken für uns war nur die unangenehme Temperatur am Einsatzort, das lange Stehen, das doofe Gefühl, sowohl den Mitarbeitern im Supermarkt, als auch den Kunden gehörig auf die Nerven zu gehen, die böse Erkältung, die ich seit Samstagmorgen mit mir herumtrage und die Tatsache, dass sich kein Mensch auch nur einmal bei uns oder den anderen freiwilligen Helfern bedankt hätte. Das alles gibt dem ganzen leider einen etwas bitteren Beigeschmack und auch Eloise meint, sie fühlte sich wie gerädert und bräuchte dringend ein Wochenende zur Erholung, obwohl heute erst Dienstag ist. Trotzdem haben wir eine Menge Lebensmittel gesammelt, von denen wir das, was nach Weihnachten übrig ist, in ALF behalten dürfen und die Erfahrung war die Mitarbeit auf jeden Fall wert. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob ich mich auf die nächste Sammelaktion Mitte Januar freue...
Heute hatte ich dann auch endlich meine lange und mit reichlich Nervosität vorbereitete kulinarische Heimatpräsentation. Das heißt im Klartext, ich habe die Kinder in ALF mit Linsen, Spätzle, Saitenwürstchen (jedenfalls, mit dem, was Polen für Saitenwürstchen halten) und Hefezopf beglückt und nebenher mithilfe einer Powerpoint Präsentation und zwei Plakaten über Brezeln und Ritter Sport die Schwäbische Küche vorgestellt. Auf Polnisch. Jedenfalls habe ich das versucht, wie viel davon angekommen ist, weiß ich nicht so genau. Was dabei bei mir angekommen ist: Die Mitarbeiter wollen meine Präsentation auf die Homepage stellen, die Kinder haben das Essen gegessen, obwohl Linseneintopf echt nicht schön aussieht, auch polnische Kinder mögen Würstchen und Hefezopf und wenn Ritter Sport sich damit rühmt, auf der ganzen Welt beliebt zu sein, hat die Firma nicht ganz Unrecht:)
Ich habe zwar von Anfang bis Ende nur durchgearbeitet und war reichlich nervös, aber alles in allem ist es, glaube ich, ganz gut gelaufen.
Morgen backe ich dann Ausstecherle und Vanillkipferln mit den Kindern...
Was weniger erfreulich ist, ist, dass Michał, der einzige englischsprechende Mitarbeiter in ALF, im Januar vermutlich die Stelle wechseln wird, da er ein besseres Jobangebot in seinem eigentlichen Wunschbereich bekommen hat. Das können Eloise und ich ihm zwar keineswegs verdenken und wir freuen uns auch für sein Glück. Trotzdem verstehen wir uns beide sehr gut mit Michał und sind daher bei dem Gedanken, mit den polnischen Mitarbeitern alleingelassen zu werden und den einzigen männlichen Mitarbeiter, unsere Hauptkontaktperson und Ansprechpartner zu verlieren, mehr als etwas beunruhigt.
Aber jetzt sehen wir erst einmal, was der Advent und Weihnachten noch so mit sich bringen und dann wird es schon irgendwie weitergehen.
Liebe Grüße,
Kora
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