Frei!
DoroL gönnt sich einen freien Tag und treibt Sport. Außerdem hat sie eine Volleyball-Mannschaft gefunden, der sie sich in nächster Zeit anschließen will. Doch es gibt auch nachdenkliche Momente.
Jaa, da staunt ihr was? Heute ist Freitag und ich habe einfach mal schon frei! Der Socialinis Centras hat nämlich heute didelis susirinkimas, Halbjahres-Evaluations-Meeting vom gesamten Zentrum und da muss ich nicht teilnehmen, das würde mich nur überfordern. Beim Halbjahres-Evaluations-Meeting von meinem Projekt war ich natürlich dabei. Aber ich war trotzdem nicht faul, hab heute schon Sport gemacht. In meiner Gruppe ist nämlich Larisa und Larisa ist ein bisschen sehr übergewichtig (auch wenn sie das nicht so ganz wahrhaben will :-)) und deswegen ist jeden Freitag ihr "sporto ir dietos diena". Also wird zuerst in einer anderen Behinderteneinrichtung, die eine Mucki-Bude haben, Sport getrieben und anschließend gibt’s zum Essen nur Orangen und Brot. Normalerweise geht Olga immer mit, aber da die sich heute nun mal meeten muss, habe ich das für sie übernommen. :-) Und es war ein großer Spaß, Larisa ist nämlich unheimlich vom Erfolg ihrer Übungen überzeugt. Da macht sie zum Beispiel drei Sit-Ups, stellt sich anschließend vor den großen Spiegel, streicht sich zufrieden über ihren (natürlich immer noch dicken) Bauch und sagt vollkommen überzeugt: Jo, labai gerai, dabar as jau biski plona! (Sehr gut, jetzt bin ich schon ein bisschen dünn!) Na klar... Meine Aufgabe besteht dann darin, sie vom Gegenteil zu überzeugen und zum Weitermachen anzutreiben :-).
Gestern Abend waren wir im Kino, für unschlagbare sechs Litai (sage und schreibe 1,50 Euro), saßen allerdings auch in der ersten Reihe und hatten dementsprechend den absoluten Überblick :-). Ach ja, noch eine äußerst erfreuliche Nachricht: Ich habe endlich eine Volleyball-Mannschaft gefunden! Nach wochenlanger Suche war ich letzten Samstag zum ersten Mal wieder trainieren und es war einfach nur gut! Es ist zwar nur eine Hobbymannschaft und größtenteils ältere Frauen, die untereinander nur Polnisch oder Russisch sprechen, aber es sind auch drei oder vier junge Litauerinnen dabei und dass ich es da zweieinhalb Stunden ausgehalten habe, sagt ja eigentlich schon alles ;-). Der Muskelkater, der mich anschließend heimgesucht hat, ist allerdings auch ziemlich lange geblieben. Der einzige Nachteil ist, das sie nur am Wochenende, Samstags und Sonntags, trainieren und grad am Wochenende bin ich als Freiwillige ja eigentlich schon vollständig ausgebucht. Also werde ich mal schauen müssen, wo ich das in meinem vollgestopften Party- und Eventkalender noch dazwischenschieben kann...
Dieses Wochenende ist nämlich zum Beispiel auch Kaziukas-Markt, da kommen Menschen aus ganz Litauen und verkaufen ihre selbstgemachten Löffel, Souvenirs, Hüte, Ketten, Felle und so. Da werde ich bestimmt eine Menge Geld ausgeben können. Gut, dass ich grad neues Taschengeld geholt habe. Und Sonntag werde ich arbeiten, da verkaufen wir nämlich mit dem Projekt die Sachen, die wir selber herstellen, also Grußkarten und Keramik-Sachen. Was diese Woche auch noch sehr schön war: der Super-Fred aus Frankreich war da. Super-Fred war der Freiwillige vor mir in meinem Projekt und die Mädels, besonders Akvile und Aneta is galvos ejo del jam (die sind total verrückt nach ihm :-)). Dementsprechend großes „Hallo“ gab es, als er am Mittwoch auf einmal vor ihnen stand. Es ist schon ein etwas komisches Gefühl, wenn man das so mit anschaut. Da ist mir dann mal wieder klar geworden, dass ich nicht für ewig hier bin, sondern nur ein Jahr und dass vor mir Freiwillige da waren, die den Behinderten genauso wichtig waren und dass nach mir auch wieder Freiwillige kommen, die genauso selbstverständlich meinen Platz einnehmen. Also heißt es, die verbleibende Zeit in vollen Zügen zu genießen, zum Glück sind es noch etwas mehr als fünf Monate! Das ist dann auch mein Schlusswort für heute. Iki pasimatymo!