Februar - das Ende meiner Fußballtrainerlaufbahn in Spanien?
Mit seinem Fußballteam kann mo_bist die ersten Erfolge feiern. Als die Mannschaft aus Angst vor Schlägereien jedoch aufgelöst werden muss, ist mo_bist sehr enttäuscht.
Kulturprogramm für den Besuch
Irgendwann im Februar kam uns Sophie aus Castellón in Elche besuchen und wir versuchten ihr neben der Arbeit ein wenig Programm zu bieten (sie kam unter der Woche): Im MAHE, dem archäologischen Museum in Elche, schauten wir uns eine interessante Ausstellung über die ägyptischen Pharaonen-Gräber-Aushebungen an (u.a. Tutanchamun und so).
Danach besuchten wir noch die in Elche so sehr beworbenen „Baños Arabes“ (die arabischen Bäder, Überbleibsel aus Elches Zeit unter maurischer Herrschaft), was sich leider als herbe Enttäuschung herausstellte, da wir vergeblich einen zweiten Ausstellungsraum suchten und man nicht wirklich viel sehen konnte. Naja, immerhin kann ich da jetzt auch sagen: „Ich hab’s gesehen!“
Die nächsten Monate war ich auch voll mit meiner Arbeit beschäftigt: Vier Abende pro Woche im Jugendcenter, einen Abend „Spieltag“ für meine Mannschaft und ich ging vormittags noch zu so genannten „charlas“, also zu Vorträgen an Schulen in ganz Elche. Hierbei begleitete ich eine Angestellte der „Concejalá de la Juventud“, die erst einmal Werbung für die Jugend- und Jugendfreizeitangebote der Concejalía (u.a. bietet diese den Jugendlichen Hilfen zu evtl. Jobsuche, Reiseminformationen usw.) und dann natürlich für das EVS-Programm machte:
Ich stellte mich den Schülern also vor und erzählte ein wenig über EVS und sie konnten Fragen stellen.
Das Interessanteste für mich hierbei war, die unterschiedlichen Schulen je nach Einzugsgebiet zu sehen: So war ich einmal in einer privaten Schule für die Kinder von wohlhabenden Eltern, an einem andern Tag aber in einer Schule in einem sozialen Brennpunkt. Das spiegelte sich häufig dann halt auch in den Reaktionen einer Klasse auf das vorgestellte Programm wieder. Letztendlich war es hilfreich, dass ich mich mit meinen Mitbewohnern, die das gleiche an andern Tagen in der Woche machen, über unsere „Charla-Erfahrungen“ austauschen konnte.
Erste Erfolge und Enttäuschungen
Jeden Donnerstag ist jetzt Spieltag in der „Jugendcenter-Liga“:
Leider verloren wir das erste Spiel gleich, wobei ausgerechnet meine zwei „Freunde“ Bonet und Amín aus dem Jugendcenter, die eigentlich sehr gut spielen, nicht ihren besten Tag erwischten.
In der Woche drauf hatten wir dann Pech, indem wir auf eine Mannschaft eines Jugendcenters trafen, die das Turnier die letzten Jahre jährlich gewinnen konnte und ausschließlich aus Vereins- und sogar Auswahlspielern bestand. Meine Jungs hielten sich zwar tapfer, aber gingen schließlich doch unter, was allerdings gegen die Mannschaft – wie schon erwähnt – wirklich keine Schande ist, da sie die andern Teams sogar noch höher besiegten.
Naja, mich hielt es kaum auf „der Bank“ und ich war kurz davor, selbst auf den Platz zu gehen – was meine Monitora letztendlich dann gerade noch verhindern konnte. Jedenfalls war immer für Stimmung gesorgt. Leider gibt es auch Unerfreuliches zu berichten, da das Turnier in einer verruchten Gegend in Elche ausgetragen wurde, einem heruntergekommenen Wohnblock-Ghetto, in dem hauptsächlich „Gitanos“ (Zigeuner) leben.
So berichteten mir meine Spieler, dass sie wiederholt bedroht wurden. Und ich wurde unterrichtet, dass sonst anscheinend sogar Pizzaboten nicht in dieses Viertel fahren, sondern davor an einer Bushaltestelle halt machen und die Pizzas dort abholen lassen. Ich hielt das zunächst für Gerüchte, doch nach dem zweiten Spiel, als wir noch an der Bushaltestelle warten, wurde einer meiner Spieler tatsächlich von einem etwa 8-Jährigen leicht ins Gesicht geschlagen. Bonet erklärte mir, dass er sich deshalb besser nicht zur Wehr setzt, da der kleine Typ eventuell nur vorgeschickt wurde von Großen, um einen Grund zu einer Schlägerei zu provozieren.
Auch Gabor konnte mir ähnliche Probleme berichten, da direkt gegenüber seines Jugendcenters eine Messerstecherei stattfand – zwischen „Latinos“ (südamerikanischen Ursprungs) und „Gitanos“. Also durchaus nicht ungefährlich das Ganze.
So verboten einige Eltern meiner Spieler ihnen, dass sie noch zum Turnier gingen und unsere Mannschaft löste sich auf. Ich bin schon enttäuscht, es lässt sich allerdings nicht ändern. (Und das nach unserem ersten Punktgewinn.)
Im März konnte ich meine Arbeit etwas verlagern. So konnte ich nun einmal pro Woche in einem Radiosender mitmoderieren, der in der ganzen Region rund um Alicante ausgestrahlt wird.
Das machte wirklich Spaß! Es war nur sehr schwierig, wenn man zwar alles versteht, einem allerdings noch die Vokabeln und Wortgewandtheit fehlen, um richtig zu „moderieren“ und mal schnell ein paar Witze zu machen. (Beim Herumblättern im Wörterbuch bin ich dann häufig etwas zu spät, um vor der Pointe noch einzusteigen. :-)).