EVS-Weihnachten in Estland
Das etwas andere Weihnachten...
Auch wenn es superschöne, sehr interessante, niemals langweilige, ereignisreiche, lustige und chaotische Weihnachten waren, sie waren nicht weiß. Der Schnee, den wir hatten, ist komplett wieder weggeschmolzen. Somit sind wir also seit einiger Zeit wieder schneefrei....
Wie ich im letzten Artikel schon erwähnt habe, hatten wir bei der Arbeit zwei Weihnachtsfeiern: die Adventskirche und die Party plus Karaoke in Kadaka. Leider bin ich am Tag nach dem letzten Artikel krank geworden. Ich hatte eine schwere Magen-Darm Grippe. Drei Tage lang lag ich im Bett, also habe ich die Adventskirche verpasst. Ich hätte singen und Flöte spielen müssen, das fiel alles flach. Ich habe mich echt so geärgert..... Am Wochenende ging es mir immer noch nicht gut, mir war noch schlecht und ich konnte nichts essen. Selbst am Montag, als ich wieder zur Arbeit gegangen bin, war mir noch schlecht. Aber wir hatten nachmittags die große Probe für Mittwoch, wo die Party stattfinden sollte. Da muss ich natürlich dabei sein.
Der Mittwoch war dafür ein voller Erfolg. Ich musste schon um halb neun da sein, weil wir noch einmal alles durchgegangen sind. Wir haben estnische Trachten getragen, ein Lammspiel gespielt, alte estnische Lieder gesungen und schöne Musik gemacht. Die Musikanten waren meine Tutorin, der einzige männliche Mitarbeiter bei Juks, die Musiklehrerin, die Musik/Theaterlehrerin, eine weitere musikalische Mitarbeiterin und ich. Die Lieder, die wir gesungen haben, kann ich immer noch zum Teil auswendig ;)
Nach der „Vorstellung“ meinten alle zu mir, dass ich ja jetzt ein richtiges estnisches Mädchen bin und ich glaube, die meisten waren sehr beeindruckt, dass ich nach drei Monaten, die ich jetzt hier bin, schon Estnisch singen kann, zum Teil sogar auswendig.
Danach kam die Karaoke Party. Ich habe Oh kuusepuu, also O Tannenbaum, gesungen. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Später kamen einige zu mir und fragten mich, wie ich so schnell Estnisch lernen konnte und dass ich fast keinen Akzent hätte. Das hat mich natürlich unheimlich stolz gemacht und sehr motiviert, weiterhin Estnisch zu lernen. Und es ist wahrlich nicht einfach.
Nachdem ich gesungen hatte, bin ich in unseren Backstagebereich gegangen, um das Krokodilkostüm anzuziehen. Am Ende der Karaokeparty bin ich dann im Krokodilkostüm in die Halle gekommen. Drei mal dürft ihr raten, was mein Name war: Schnappi xD. Hier kennt es keiner, aber als mich meine Tutorin fragte, wie sie mich als Krokodil nennen sollte, war meine erste Idee Schnappi.
Ich war der Gast aus Afrika, der gerne einmal den estnischen Winter kennenlernen möchte, und den Gästen der Karaokeparty einen typisch afrikanischen Tanz beibringt: Zumba!
Ich habe mir vorher einen einfachen Tanz zu dem Lied „Zumba eh, Zumba ah“ ausgedacht, der aber letzendlich doch noch zu schwer war. Es war wieder super lustig und anstrengend. Danach war noch ein bisschen Party (die Behinderten lieben Party), ich habe mich umgezogen und dann sind wir zu meinem Centre gefahren, denn es gab ein schönes Weihnachtsmenü. Ich mochte es aber trotzdem nicht.... ;)
Danach kam der Jõuluvana, der Weihnachtsmann, zu uns in die Gruppe und die Wichtelgeschenke wurden verteilt. Bevor man ein Geschenk bekommt, musste man, typisch Estnisch, ein Lied singen, ein Gedicht aufsagen oder sonst etwas Kreatives machen. Als die offizielle Weihnachtsparty zu Ende war, die Kerzen weg, die Tische auf den richtigen Plätzen, haben wir noch weiter Party gemacht. Nur ein bisschen getanzt zu russischer Musik, die jemand mitgebracht hat. Um fünf bin ich dann irgendwann nach einem supertollen Tag nach Hause gegangen.
Am Freitagmorgen haben wir morgens mal wieder Pfefferkuchen gemacht und nachmittags einen Apfelkuchen ;)
Am Samstag ging dann unsere Weihnachtsreise los. Nach Tartu, von Tartu nach Maarjaküla, von Maarjaküla nach Elva und von Elva nach Hause.
Den Samstag in Tartu haben wir im Druck- und Papiermuseum verbracht. Dort haben wir an einem Workshop teilgenommen, bei dem wir ein Fotoalbum selber hergestellt haben und aus einem Buch eine Schatztruhe hergestellt haben. Das hat auch viel Spaß gemacht. Ich habe mittlerweile schon so viel Zeug in meinem Zimmer. Ich weiß gar nicht mehr wohin damit und das Allerwichtigste: Wie nehme ich das am Ende wieder mit nach Hause???
Am Abend sind wir nach Maarjaküla gefahren. Das ist ein kleines Dorf mit wenigen Häusern mitten im Wald. In den Häusern wohnen behinderte Menschen und die Arbeiter. Und die Freiwilligen natürlich, die wir besucht haben. Samstags ist Saunaabend, also haben wir die Sauna und den Sprung in den eisbedeckten Teich sehr genossen ;)
Am nächsten Morgen, bzw. Mittag, denn es war schon ein Uhr, sind wir schnell aufgestanden, denn wir wollten noch einen Spaziergang durch den Wald machen. Die Sonne geht um drei unter, da sollte man sich wirklich beeilen, wenn man bis ein Uhr schläft. Zuerst sind wir zu einem größeren See gegangen, der auch eisbedeckt war. Nicht einmal ein schwerer Stein konnte das Eis durchbrechen. Von da aus haben wir einen kleinen Wanderweg genommen, der an der Taevaskoja, der Himmelsgrotte, vorbei führt. Die Esten sind sehr naturverbunden und es existieren viele Geschichten über Naturphänomene.
Die Himmelsgrotte ist eine Grotte in einer Sandsteinklippe, die von dem Fluss ausgespült wurde. Eine wunderschöne Natur, Quellen mit magischer Wirkung, Aussichtspunkte und viele Bäume gehören dazu. Aber zum Beispiel auch eine Höhle der Waldbrüder ist in der Nähe des Weges. Die Waldbrüder waren Menschen, die in den Wald gezogen sind, um sich vor der sowjetischen Besatzung zu verstecken und Wiederstand zu leisten. Ihre Höhlen im Waldboden existieren heute noch.
Nach dem Spaziergang haben wir typisch estnisches Weihnachtsessen gekocht: Blutwurst, Sauerkraut und Kartoffeln. Ich habe nur die Kartoffeln gegessen ;) Danach haben wir verschiedene Spiele gespielt, unter anderem Blackstories.
Am nächsten Tag ging es wieder auf nach Tartu und von da aus nach Elva. Elva ist ein kleiner, wunderschöner Ort mit ca. 5000 Einwohnern. Es gibt zwei Seen und eine Menge Wald. Dort haben wir dann angefangen, das Haus zu dekorieren (bzw. die drei Zimmer, die wir bewohnt haben), einen Weihnachtsbaum abzuschneiden, Pfefferkuchen zu machen und ich habe Klavier gespielt :) Abends haben wir wieder einmal gespielt.
Am nächten Tag, Heiligabend, kamen die meisten anderen. Morgens sind wir noch in den eiskalten, benachbarten See gesprungen und nach dem Feueralarm, weil jemand den Kamin (die einzige Heizungsquelle im ganzen Haus) nicht richtig angemacht hat, losging, waren alle wach ;) Am Nachmittag wurde es dann chaotisch und laut. Abends haben wir wieder gegessen und bis in die Nacht gespielt. Entweder Werwolf oder Blackstories.
Am ersten Weihnachtstag sind manche schon wieder gefahren und andere noch gekommen. Die Sonne hat geschienen und der Spaziergang um den See war so toll. Wir haben natürlich abends wieder gespielt und zu Essen gab es Pizza.
Am zweiten Weihnachtstag haben wir aufgeräumt, geputzt und alle sind schon wieder nach Hause gefahren.
Es war ein superschönes und überhaupt nicht langeweiliges Weihnachten ;)
Eine Freiwillige hat ein Video gedreht, schaut es euch mal an: http://www.youtube.com/watch?v=2QTi1S6Dx-w
Und das hier ist mein Lieblingsweihnachtslied: Läbi lume sahiseva http://www.youtube.com/watch?v=pqkHI-EuNzs
Bis dann und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!! Ich berichte dann von meiner Silvesterparty ;)