Europa: Vielfalt und Zusammenleben
Paar Wörter zum europäischen Multi-Kulti und zur europäischen Identität.
…Der Bus fährt im Tunnel mit weißen Wänden. Plötzlich werden die Wände grau, was die Bedeutung hat, dass wir nicht mehr in Italien sind, sondern in Frankreich. So springt man über die geografische und politische Grenze in der EU. Die kulturelle Grenzen überspringen ist aber nicht immer so einfach...
…Meine Mitbewohnerin und ich stehen im Flur. Plötzlich wird die Tür aufgemacht, unsere andere Mitbewohnerin kommt rein, sagt “Hallo!” und geht in ihr Zimmer ohne die Schuhe auszuziehen. Wir stehen in unseren Hausschuhen und starren nur wortlos auf sie…
Ich komme aus Russland, mache EFD in Jena, Deutschland und wohne in einem Haus, wo acht anderen Freiwilligen wohnen. In jeder Wohnung leben drei Freiwilligen aus verschiedenen Ländern. Meine andere Mitbewohnerinnen sind Ukrainerin und Spanierin. Die Spanierin hat uns gesagt, dass da bei ihnen die Strassenschuhe in der Wohnung nicht ausgezogen werden und dass sie sich daran schon gewöhnt hat und kann das jetzt nicht so einfach verändern. Wenn das nicht die kulturelle Grenze ist, was dann? Aber wenn du das verstehst, hast du sogar mehrere Fragen: was soll man damit tun? Natürlich gibt es schon tausende Bücher von den seriösen Professoren, die an dem Problem kein gutes Haar gelassen haben. Aber im Alltag, wenn wir zusammen leben müssen, wie soll man das regeln? In unserer internationalen Wohngemeinschaft haben wir nur eine Lösung gefunden: wenn es ein Problem gibt, setzen wir uns zusammen und besprechen es. Normalerweise hilft das, aber nicht immer, und wenn nicht, das ist schon die Zeit für Geduld und Toleranz gekommen. Dann setzen wir uns wieder zusammen und reden wir wieder. Nur so geht das, wenn sich die verschiedenen Kulturen treffen und zusammen leben müssen. Und das ist wo alles her kommt: Zusammenleben. In unserer Zeit ist die Bewegungsfreiheit etwas, was die meisten Leute sehr gerne haben möchten. Einige brauchen das um zu reisen, andere um ihren Wohnort aus persönlichem Grund zu wechseln. Das kapitalistische System braucht das auch, weil so kriegt das mehr Geld, und was für das kapitalistischen System gut ist, ist für uns auch gut, das wissen wir doch alle! Die Bewegungsfreiheit hat die Europäische Union (wir wollen doch nicht vergessen, dass es die Länder in Europa gibt, die nicht in der EU sind) erreicht. Jetzt liegt aber vor der Union eine neue Aufgabe: so zu machen, dass die kulturellen Grenzen die Bewegungs- und Kommunikationsfreiheit nicht stören. Es gibt sogar die Meinung, dass es eine gemeinsame europäische Identität existieren sollte. Früher, bevor ich Europa selbst kennengelernt habe, dachte ich, dass es so was gibt und dass die Leute aus der EU sehr ähnlich sind und es bestimmt gemeinsame europäische Werte wie Toleranz, Individualismus, Freiheit der Wahl usw. gibt. Der Einfluss der Globalisierung ist natürlich offensichtlich, aber ist immer noch eher äußerlich. Klamotten, Fastfood, internationale Firmen… aber tief in der Seele hat jeder Mensch seine eigene Besonderheiten plus mehr oder weniger seinen nationalen Besonderheiten. Die Leute die aus ihren Ländern nach in die USA ziehen, würden neuen Amerikaner sein, der Staat war von Anfang an so – zuerst exEuropäer, dann ex-Afrikaner und so weiter. Und das macht die amerikanische Kultur “global”. Deswegen hat sie so einen großen Einfluss in der Welt und es gibt sogar Leute, die amerikanisches Model in der EU verwenden würden. Aber meiner Meinung nach, passt das Model Europa nicht. In Europa gibt’s nationale Staaten, die ihre eigene Kultur bewahren möchten, was die kulturelle Vielfalt beihält, und so eine kulturelle Vielfalt hat die USA bestimmt nicht. Als Ergebnis würde ich Folgendes sagen: was die Grenzen betrifft, ist die wichtigste Aufgabe für Europa heutzutage die Behebung von Schwierigkeiten der interkulturellen Kommunikation und zugleich die Pflege der kulturellen Vielfalt. Einfach wird das nicht, aber es lohnt sich, richtig?
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