Eskalation
Wenn der lang ersehnte EFD sich in einen Albtraum verwandelt, da Langweile eine starke Untertreibung der Situation ist und ich mich von meiner Aufnahmeorganisation gefangen fühle
Ich hab über einen Monat nichts mehr geschrieben, da hier nichts Spannendes passiert ist und sich an unserer beschissenen Arbeitssituation nichts geändert hat. Wenn ich praktisch Angst vor meinen freien Tagen hab, da ich die Zeit irgendwie totschlagen muss und ich dann in drei Tagen drei Staffeln von How I Met Your Mother anschaue, dann ist eindeutig etwas falsch.
Deswegen hatten wir vor nicht ganz 2 Wochen ein Gespräch mit unserer Projektverantwortlichten um ihr unserer Probleme und Frustration zu schildern, in der Hoffnung, dass sich danach etwas ändert. Das Gespräch war allerdings ziemlich nutzlos. Wie haben erklärt, dass uns ziemlich langweilig, da wir keinen Arbeit haben; dass uns das Essen im Café langsam auf die Nerven geht, da es jeden Tag immer wieder das Gleiche ist; dass es für uns nicht ganz einfach ist, nach 2 Monaten Sprachunterricht mit je 2 Stunden in der Woche Bulgarisch zu reden. Aber auf keines der Probleme gab es keine richtige Antwort von ihr. Sie versteht nicht, wieso uns langweilig ist, denn hier gibt es so viel Arbeit zu tun, wie müssen einfach aktiver und initiativer werden. Uns so ging es praktisch einen ganze Stunde lang. Nach dem Gespräch schüttelt sie uns strahlt die Hand. Scheinbar ist für sie alles geklärt. Für uns nicht, die Situation ist die Gleiche wie vorher.
Am Montag war ich dann mit meiner Mentorin wieder bei unserer Projektverantwortliche, um ihr meinen Entschluss, vorzeitig abzubrechen, mitzuteilen. Ich hab versucht, zu erklären, dass ich mich hier ziemlich unwohl fühl, mir ziemlich langweilig ist und ich deswegen keinen Grund mehr für sich sehe hier zu bleiben und auch keine Lust mehr habe. Von ihrer Seite hieß es nur, dass der Grund nicht gut genug ist, abzubrechen. In einem EFD gehören Probleme dazu und sie sind dazu da, gelöst zu werden. Blablabla, von wegen für die Persönlichkeitsentwicklung und so weiter. Außerdem ist es für den Ruf der Organisation schlecht. – Selber schuld, wenn die Freiwilligen hier so behandelt werden. – Mir wurde dann noch vorgeworfen, in dem Fragebogen meiner Bewerbung gelogen zu haben. Aber der Höhepunkt der Ganzen Unverschämtheit war ihre Aussage, dass es nicht meine Entscheidung ist abzubrechen. Sie hat mich dann nicht gehen lassen, bevor ich nicht zu gesagt hab, bis zum Monatsende zu bleiben und es noch mal zu versuchen. Aber nach dem Gespräch hab ich überhaupt keine Lust mehr hier zu bleiben. Ich hab meiner Entsendeorganisation daraufhin ein E-Mail geschrieben und die hat sich dann an meine Aufnahmeorganisation gewendet.
Am Mittwoch hatte ich noch mal ein Gespräch mit meiner Projektverantwortlichen, aber es hat sich praktisch nichts geklärt. Am Ende hat sie mich gefragt, ob ich es noch mal versuchen will. Ich hab gesagt, dass ich es mir überleg und ihre Antwort darauf war, dass es schon entschieden ist, dass ich bleib. Ich komm mir hier echt gefangen vor, denn mein Wille zu gehen scheint hier nicht zu zählen.
Am Donnerstag bin ich dann mit zwei Sätzen in Bulgarisch (auswendig gelernt mit Google Übersetzter) zu meiner Projektverantwortliche gegangen und hab ihr gesagt, dass ich es nicht noch mal versuchen will, sondern heim will. Es kam jemand zum Übersetzen. Sie versteht nicht, was mein Problem ist. Ich hab immer wieder erklärt, dass ich hier total unglücklich bin. Ihrer Meinung nach ist das kein Grund abzubrechen und außerdem muss sie dann Geld zurückzahlen. Nachdem sich das mehrmals wiederholt hat, bin ich einfach gegangen. Mir war es einfach zu blöd. Später kam dann ein Anruf von meiner Mentorin, dass ich noch Dokumente unterschreiben muss, bevor ich abreise und wann mein Flug ist. Ich hab keine Ahnung, wieso sich meine Aufnahmeorganisation sich jetzt doch entschieden hat, mich gehen zu lassen. Ich bin einfach nur froh. Abends haben wir dann allen Papierkram erledigt. Das war einfach nur ein totaler Witz. Als ich schreiben wollte, dass es Kommunikationsschwierigkeiten gab, dass ich nur sehr wenig Arbeit hatte, hat die gute Frau es nicht akzeptiert. Am Ende hab ich ein Dokument unterschrieben, in dem steht, dass mein Projekt ganz toll war, ich aber Heimweh bekommen hab und nicht mit mir selbst und meinen Problemen klar komm. Eigentlich kann ich das so nicht vertreten, aber am Ende war es mir egal. Ich wollte einfach nur weg. Mir wurde dann auch mehrmals erzählt, dass ich ein schlechter Mensch bin. Als ich Freitag mein Schlüssel abgegeben hab, hatte mein Projektverantwortliche nicht mal mehr denn Anstand, mich zu grüßen oder mich anzuschauen. Ich bin dann nachmittags schon nach Sofia gefahren, um vor meinem Rückflug wenigstens ein bisschen mehr von der Stadt als Flughafen und Bahnhof zu sehen.
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