„Es wird nie so, wie man es erwartet.“
Dominique hat ihren Freiwilligendienst in einem jüdischen Dorf für Menschen mit Behinderung bei London verbracht.
Name: Dominique
Alter: 20 Jahre
Herkunft: Bad Säckingen
EFD-Land: England
Dauer: 11 Monate
Dominique hat ihren Freiwilligendienst in einem jüdischen Dorf für Menschen mit Behinderung bei London verbracht.
Warum hast du England ausgewählt?
Ein Grund war, dass mein Vater dort wohnt. Deshalb habe ich mich schon immer sehr für das Land und die Kultur interessiert.
Wie hast du dich nach der Ankunft gefühlt?
Es war das erste Mal, dass ich so lange von zu Hause weg bleiben sollte. Nach meiner Ankunft musste ich aber vorerst für zwei Wochen im Wohnzimmer des Hauses wohnen, weil zu viele Freiwillige dort waren.
Hattest du einen Kulturschock?
In dem orthodox jüdischen Dorf zu wohnen, war für mich eine neue und schöne Erfahrung. Wir haben natürlich immer koscher gegessen und alle religiösen Feste gefeiert. So habe ich England und die jüdische Religion besser kennengelernt. Aber einen richtigen Kulturschock hatte ich nicht, ich kannte das Land ja schon durch meinen Vater.
Wie haben dich die Menschen dort aufgenommen?
Die meisten waren sehr offen und haben uns Freiwillige positiv aufgenommen. Einmal ist es aber vorgekommen, dass eine jüdische Jugendgruppe aus Israel zu Besuch kam. Eine Person hatte angenommen, dass Deutschland extra Freiwillige in jüdische Dörfer schickt, um seine Schuld wieder gut zu machen. Die Person hat mich ignoriert und nicht mit mir geredet. Das war zum Glück aber ein Einzelfall.
Welche Erfahrungen haben dich geprägt?
Ich würde sagen, dass mich neben der Arbeit mit Behinderten vor allem der interkulturelle Austausch geprägt hat. Unser Zusammenwohnen war international, mit Menschen aus aller Welt. So habe ich mehr über andere Kulturen erfahren.
Gab es auch Tiefschläge?
Ja, nach drei Monaten hatte ich großes Heimweh und wollte nach Hause. Ich war mit meiner Arbeit teilweise nicht ganz zufrieden. Anfangs wurde uns mitgeteilt, dass wir sehr kreativ mit den Bewohnern arbeiten können, im Endeffekt mussten wir aber oft einfach nur Hausarbeit machen.
Was hat dir der EFD gebracht?
Ich habe mich schon verändert. In diesem Jahr lernt man viel Neues kennen. Man erlebt vor allem, was es bedeutet, Fremder zu sein. Auf jeden Fall kann ich seitdem fließend Englisch sprechen.
Hat der EFD aus deiner Sicht den Menschen dort genützt?
Der Dienst war auch für die Menschen dort auf jeden Fall sinnvoll. Wenn ich meine Pflicht erledigt hatte, gab es immer Zeit, mit den behinderten Menschen zu reden, Musik zu machen oder spazieren zu gehen. Das hat mir und den anderen viel Spaß gemacht.
Was hast du jetzt vor, hat der EFD deine Zukunftsplanung beeinflusst?
Ich wusste schon vorher, dass ich Philosophie studieren möchte. Ich habe auch schon einen Studienplatz in Bonn. Dank des EFDs könnte ich mir aber auch vorstellen, in England zu leben.
Was würdest du denen raten, die jetzt einen EFD planen?
Man fährt mit einer Illusion hin, dass dies das perfekte Jahr wird. Aber es wird nie so, wie man es erwartet. Man sollte deshalb einfach offen bleiben und nicht enttäuscht sein, wenn es nicht so ist, wie man es sich vorgestellt hat. Man sollte vielleicht nicht erwarten, dass man alles nur in diesem einen Jahr erlebt.
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