Erziehung auf Rumänisch
Das Schulsystem in Rumänien unterscheidet sich sehr vom Deutschen. Wie sehr, hat Henderson am eigenen Leib in einem Kindergarten in Covăsînţ erlebt und berichtet nun über ihre Erfahrungen.
Dass das Schulsystem in Rumänien anders ist, habe ich recht schnell gemerkt. Doch mit den Folgen davon wird man erst später konfrontiert. Wenn man einen Kindergarten betritt, erwartet man normalerweise spielende Kinder. Doch nicht so hier in Covăsînţ.
Hier sieht man die Kinder in einer Reihe stehen und Aufgaben machen. Hier wird nicht gespielt, hier wird gelernt. Das kann ja auch sinnvoll sein, als Kinder lernt man ja am schnellsten. Doch müssen Zweijährige wirklich Gedichte auswendig lernen?
Ich sehe das nicht so. Ein zweijähriges Kind muss nicht den ganzen Vormittag genau das machen, was die Erzieherin will. Es sollten sich selber aussuchen dürfen, was und auch mit welcher Farbe sie malen dürfen. Aber selbst das wird vorgegeben. Zuerst werden erst die Formen vorgemalt und dann müssen die Kinder ausmalen. Das führt dazu, dass einige Sechsjährige nicht in der Lage sind ein eigenständiges Bild zu malen. Sie warten, darauf eine Vorlage zu bekommen.
Bei solchen Dingen denke ich mir, dass die Rumänen grade dabei sind ihre zukünftige Generation kaputt zu machen. Natürlich habe ich nur einen Einblick in das System des Kindergartens in Covăsînţ. Doch der Lernplan herrscht nicht nur hier. Auch andere Kindergärten müssen dieses Pensum schaffen und andere Freiwillige haben mir von ähnlichen Erfahrungen erzählt. Wie soll aus Kindern, denen immer alles Vorgeschrieben wird, ein guter Demokrat werden? Wie sollen sie lernen eigenständig zu leben, wenn ihnen immer alles vorgegeben wird? Doch das schlimmste, wie soll sich das Land weiterentwickeln, wenn die Kinder von Anfang an zu unselbstständigen und vorgegebenen Denken erzogen werden?
Rumänien ist ein Land, das noch dabei ist sich von der Kommunistischen Herrschaft unter Caucesco zu erholen. Aber wie sollen Verbesserungsvorschläge und nötige Reformen von der nächsten Generation kommen, wenn sie nie selber überlegen dürfen?
Diese Art der Erziehung beunruhigt mich. Aber auch die Art und Weise, wie die Kinder gefördert, oder besser nicht gefördert werden, erscheint mir seltsam. Die Erzieher haben hier maximal 8 Kinder zu betreuen. Eigentlich sollte es dann einigermaßen möglich sein, dass die Kinder Individuell gefördert werden. Doch davon erkennt man nichts. Ein Kind, das mit 6 Jahren noch nicht mit einer Schere umgehen kann, erscheint mir nicht seinem Alter entsprechend entwickelt. Doch wenn die Erzieherin dann noch sagt, dass das Kind zu alt ist und es nie lernen wird richtig aus zu schneiden, geht das zu weit.
Eine individuelle Förderung ist hier, im Kindergarten in Covăsînţ, einfach nicht vorhanden. Die Kinder müssen in einer Reihe stehen und sich melden, wenn sie etwas sagen wollen. Sie dürfen nichts selber entscheiden und müssen die ganze Zeit gehorchen.
Der Kindergarten in Covăsînţ kann einem Angst machen. Die Kinder lernen nicht, was Demokratie bedeutet. Sie lernen weiterhin in einem System, was völlig veraltet ist und noch immer nicht an die demokratischen Strukturen Rumäniens angepasst ist.
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