Erster Reisebericht
Einige Eindrücke über meine Zugfahrt nach Warschau, sowie die ersten Tage dort.
Zu erst möchte ich alle Leser begrüßen, die teilhaben möchten an meinem Freiwilligendienst in Warschau.
Um der Chronologie Willen werde ich den Bericht mit Auszügen aus meinem Notizbuch beginnen:
07.09.12
Als meine Reise heute früh begann lag noch dichter Nebel über den Feldern, durch den man Streifen des frühen Morgenlichtes erkennen konnte. So zeigte sich meine Heimat zum Abschied von einer sehr schönen Seite. Meine Erwartungen bezüglich der nächsten 10 Monate sind sehr Ungewiss. Es scheint mir sehr unreal, dass ich von nun an 10 Monate dort sein werde, obwohl ich schon im Zug sitzte und auf dem Weg bin. Nichts desto trotz war der Abschied tränenreich. Dabei war es sehr anrührend zu sehen, wie meine Schwester, mit Tränen in den Augen, neben dem Zug her rannte und mich bis zuletzt ansah.
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Nun scheint die Sonne auf die bewaldeten Hügel zwischen Ulm und Stuttgart. Ich sitze im falschen Wagon im richtigen Zug und werde in Stuttgart in den eigentlich reservierten Wagen umsteigen. Nächstes Mal werde ich genauer schauen.
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3 Stunden bin ich nun unterwegs. Mittlerweile im richtigen Abteil, habe ich nette Gesellschaft von einer Gruppe älterer Herrschaften mit denen ich schon auf den Geburtstag einer Dame angestoßen habe.
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Jetzt sind wir in Fulda. Diese Stadt wird so schon zum zweiten Mal zur Etappe auf meinem Weg nach Polen (In Fulda war auch das Vorbereitungsseminar). Ein hügeliges Hessen mit viel Wald zieht an mir vorbei. Es ist sehr schön zu fahren. Ein bissche hab ich schon polnisch gelernt. "Jezyk polski to dla mnie bulka z maslem"- "die polnische Sprache ist für mich ein Brot mit Butter".
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Das Land ist flacher geworden und nun bin ich nur noch eine Stunde von Berlin entfernt. Hier ist der Himmel etwas grauer und wenn man doch mal über die Grünbegrenzung der Bahnschienen sehe kann, so sieht man weite Felder und Birken.
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In Berlin hektisch Umgestiegen, irgendwie hat die deutsche Bahn immer Verspätung, sitze ich nun im Berlin- Warszawa- Express.
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" Meine Damen, meine Herren unser nächster Halt ist in Frankfurt Oder... Im Namen der deutschen Bahn möchte ich mich von Ihnen verabschieden". In meinem Abteil weiter Ausländer. Mit mir sitzen dort eine britische Familie und ein dänisches Ehepaar. Paula, die britische Mummy, die selbst vor mehr als 10 Jahren in Polen gelebt hat, rät mir mein Jahr zu genießen.
FRANKFURT (ODER)
Jetzt hält der Wagen auf dem Abstellgleis. Aber der kalte Krieg ist doch eigentlich vorbei...?! Neben uns Güterzüge. Die dänische Lady meint vielleicht gäbe es auch eine Passkontrolle....
Es gab keine und nun geht es über die Grenze.
Die ODER.
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Nun da ich etwas gegessen habe und insgesamt sehr ruhig bin kann ich es kaum glauben, dass ich nur noch 4 Stunden zu fahren habe. Bei der polnischen Durchsage habe ich so gut wie nichts verstanden. Nun also wieder alles auf Anfang. Eine neue Sprache, ein neues Land.
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Nachdem die britische Familie in Poznan ausgestiegen ist, habe ich nun erstmals polnische Gesellschaft im Abteil. Zwei sehr geschäftig aussehende Männer und eine sehr schöne junge Frau. Sie reden polnisch und tatsächlich. Ich verstehe ein paar Worte. Es sind nicht viele, aber ein paar.
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Noch eine Stunde? Soll das alles gewesen sein? Natürlich ist die Fahrt bisher sehr lang, es kommt mir fast schon so vor, als bestünde mein ganzes Leben aus der Fahrt, ein neuer Abschnitt, aber sie war nie wirklich langweilig oder ermüdend, wahrscheinlich kommt es mir deshalb so vor, als sei sie ewig und kurz zugleich.
Nun weiß ich nicht was mich in Warschau erwartet. Wo es jetzt aber beginnt zu dunkeln, möchte ich meinen Bericht für heute beenden.
Nein ich kann doch noch nicht aufhören. Am Rand der Schienen leuchten die Laternen während ich das Ende der Reise näherrücken fühle. Das Ziel. Ich fahre ins Herz einer Stadt, die ich noch nicht kenne, die mich aber in den folgenden 10 Monaten beherbergen wird.
Darauf freue ich mich!
Dies waren die ersten Eindrücke. Am Bahnhof von Warschau wurde ich dann am selben Abend herzlich von meiner Mentorin Anna in Empfang genommen, die mich zu meinem Projekt brachte. Was mir dabei sehr gefiel war der Name meiner Bushaltestelle "Romantyszna".
In meinem neuen Heim wartete Claudia, meine Mitfreiwillige, schon halb schlafend auf mich und zwei Mitarbeiter gaben mir etwas zu essen, was ich verbotenerweise, und mit ihrer Erlaubnis, in der Kantinenküche zu mir nahm.
Am nächsten Morgen fuhren Claudia und ich zu einem Training für Freiwillige und lernten dort die anderen, in Warschau für unsere polnische Organisation tätigen Freiwillige kennen. Dabei war es sehr erstaunlich festzustellen, dass alle 8 Freiwillige junge Frauen waren. Zwei junge Damen aus Armenien, eine aus Moldawien, drei Deutsche, eine Spanierin und Claudia aus Kolumbien.
Jetzt kann ich auf jeden Falls schon versprechen, dass es keine täglichen Berichte geben wird. Gerade habe ich durch versehentliches drücken auf eine Taste in meinem Laptop die ganze Geschichte gelöscht und mir ist es zu spät um noch weiter zu schreiben. Ich hoffe allerdings, dass das bisher geschriebene spannend zu lesen war.
Dobra nocz
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