Endlich wieder ein Blogeintrag!
Puuh, ich hab endlich mal wieder Zeit gefunden, ein wenig zu schreiben. In den nächsten Tagen folgt dann eine Übersicht des letzten Monats, eher kurz gefasst aber es war doch schön. Ich wünsche viel Freude beim Lesen!
Saaremaa(4.12.2015 – 6.12.2015) und die Wochen davor Ich hab nun ein festes Haus, in dem ich Vollzeit und fest arbeite. Das ist das Saksa Maja, das deutsche Haus. Die Inhabitants dort sind super süß und es macht viel Spaß mit ihnen zu arbeiten. Morgens werde ich schon als „armastad sõber“ (geliebter Freund) begrüßt und mit Umarmungen überhäuft, mal stärkere von Maerold, mal ganz lange von Angel und mal ganz sanfte von Martin. Aber das ganze Haus ist super, mit der Houseleaaderin verstehe ich mich auch echt gut, auch wenn ich finde, dass sie in manchen Dingen zu streng ist und ihre Strenge gar keinen Sinn ergibt. Das hat sie leider auch einer Workerin so beigebracht, deshalb ist die leider auch so. Aber naja, ich mach mein eigenes Ding und arbeite so, wie ich denke, dass es richtig ist. Vor jetzt schon wieder einiger Zeit waren wir mit allen Freiwilligen und einigen Workern auf Saaremaa, der größten Insel Estlands. Die Wochenenden davor war ich einmal in Rõuge, dem Dorf der sieben Seen bei Võru, wo ich mit einigen Freunden vom On arrival Training den Geburtstag des einen gefeiert hab und wir die Nacht in Võru durchgetantzt, das Wochenende danach hab ich aufgrund einer sich schon in der letzten Woche sich ankündigenden Erkältung zuhause verbracht mit viel Tee und Schlaf, leider nicht auf dem Tallinner Weihnachtsmarkt. Das Wochenende auf Saaremaa war dafür umso aufregender, gestartet sind wir am Freitag um 9 Uhr mit einem VW Transporter aus Maarja Küla, um 10 Uhr ist dann in Tartu ein zweiter dazugestoßen und wir sind in Richtung Norden aufgebrochen. Die Stimmung im Bus war gut, nach einem Zwischenstopp an Estlands größtem See dann auch von Alkohol angeheitert. Leider war die Aussicht wegen des schlechten Wetters eher schlecht. Für das Wochenende war auch eine Sturmwarnung der dritten Stufe ausgegeben worden, Windgeschwindigkeiten bis 100 km/h. Aber wir wollten trotzdem auf die Insel, einen Plan B hatten wir aber auch, falls die Fähre nicht fahren sollte. Essenspause haben wir in einem Bikerpub in Pärnu gemacht, in dem Aleksander. Für nur 7 € bin ich gut satt geworden und mein juustušnitzel (Käseschnitzel) war auch noch lecker. Von da an ging es dann nur von häufigen Pinkel- oder Rauchpausen unterbrochen weiter, ich saß vorne neben einem anderen Freiwilligen und hab mich sehr nett mit ihm unterhalten. Auf dem Weg wurde auch noch einmal die Schlafplatzplanung geändert, ursprünglich wollten wir draußen im Wald schlafen, aber das war bei dem Wind und dem Regen zu gefährlich. Einer der Worker hatte eine Tante auf Saaremaa und der gehörten zwei Fischräucherhäuser direkt am Meer, zwar nur spärlich eingerichtet und schon ziemlich heruntergekommen, aber besser als unter freiem Himmel schlafen. Die Fahrt mit der Fähre war sehr witzig, weil wir auch auf ein Außendeck konnten und dort der Wind noch einmal stärker war. Es war unglaublich schwer gegen den Wind zu laufen, aber man konnte sich super in den Wind legen. Das war witzig und so vergingen die 40 Minuten Fahrt wie im Flug.
Auf Saaremaa angekommen sind wir erst einmal in die Hauptstadt Kurresarre gefahren, dort haben wir dann für das Essen eingekauft und auch den Alkoholbedarf im Alkoholshop gegenüber abgedeckt. Von dort ging es dann direkt zu unserem Schlafplatz, auf dem Weg dahin durften wir auch Bekanntschaft mit der längsten Kopfsteinpflasterstraße Estlands machen. Nicht zu empfehlen! Zu Abendessen gab es dann Suppe vom Feuer und Brot, danach wurde noch lange gequatscht und viel getrunken, um halb eins bin ich dann in meinen Schlafsack gekrochen, die Party ging aber wohl noch bis drei Uhr. Am Morgen sind wir dann alle um 9 Uhr herum aus unseren Schlafsäcken gekommen und haben uns an einem Feuer mit Tee oder Kaffee aufgewärmt. Das Frühstück war Brot mit Belag, ausnahmsweise keinen Hommikupuder (Frühstücksbrei). Danach waren wir noch ein bisschen das in der Umgebung angucken, was wir alles in der Dunkelheit nicht sehen konnten, das Haus stand wirklich direkt am Meer. Der Sturm war schon ein wenig abgeklungen, also konnten wir uns die Insel angucken. Der erste Stopp war in einem Haus, welches ein Freund von Huko gehört. Dieses Haus wurde eigentlich als Luxusferienhaus vermietet, was man auch gemerkt hat! Wir sind nur für eine Kaffee- und Pinkelpause eingekehrt, danach ging es dann weiter nach schönen Geschichten von Huko. Der nächste Stop war dann an einem Küstenstück, wo zahlreiche flache Steine an einem Strand lagen. Wie das so oft ist, wenn es viele solcher Steine gibt, war es auch hier üblich Türme aus den Steinen zu bauen, mal kleiner, mal größer. Nachdem wir das ein wenig gemacht haben und versucht haben die Steine auf der tobenden See titschen zu lassen, waren wir alle doch schon sehr durchnässt. Aber Huko wollte noch ausprobieren, wie gut bei den Windverhältnissen eine Frisbee fliegt. Ergebnis: Sehr gut und sehr weit! Sogar so weit, dass wir am Ende mit einer Frisbee weniger weitergefahren sind. Auf dem Weg haben wir dann unser Mittagessen aus Brot mit Belag gegessen, bevor wir schließlich unser vorerst letztes Ausflugsziel für diesen Tag erreicht haben, den südlichsten Punkt von Saaremaa. Dort mussten wir gegen Wind und Regen ankämpfen, um wirklich bis ans Meer zu kommen, aber es hat sich doch der Aussicht wegen gelohnt. Und Spaß gemacht hat es auch. Danach bin ich noch ein bisschen mit einem Mitfreiwilligen herumgelaufen und wir haben nett gequatscht, aber irgendwann war uns dann doch zu kalt und wir waren sehr durchnässt, sodass wir dann zurück zum Auto sind. Mit dem ging es dann nach Kurressare, die Hauptstadt von Saaremaa. Dort würden wir heute Nacht im Haus von Hukos Schwester schlafen, warm und mit einem richtigen Dach über dem Kopf. Bevor wir dort angekommen sind, waren wir noch einmal einkaufen, jeder für sich etwas zu essen und von innen wärmende Getränke, die ich mir aber nicht zugeführt habe. Endlich angekommen haben sich alle erst einmal aus den nassen Klamotten geschält und diese zum Trocknen in die Sauna gelegt und sich einen Schlafplatz gekrallt. Der Plan für den Rest des Abends war vor allem Spaß haben, viele wollten in einen Spa, der mir als armem Freiwilligen dann doch zu teuer war, außerdem hatten wir gerade erst unser Essen fertig gemacht, als sie losgefahren sind, also hatten wir gar keine Zeit mitzukommen. Stattdessen waren wir in der hauseigenen Sauna und haben uns da die Kälte aus den Knochen geschwitzt. Danach hatten wir sehr nette Gespräche und haben YouTube Disco gemacht, als die anderen aus dem Spa wiedergekommen sind, haben wir auch noch ein wenig getanzt zu der Musik. Außerdem war am Abend auch noch ein Konzert der wohl berühmtesten Soft Rock Band von Estland. Auch wenn ich erst nicht wollte, hab ich mich am Ende doch überreden lassen. Also haben wir ein Taxi gerufen und sind zum Ööklub (Nachtklub) von Kurressare, wo das Konzert stattfinden sollte. Am Eingang war ein bisschen Gewusel, irgendwie hab ich einen Stempel auf die Hand bekommen und musste nicht zahlen. Wie auch immer das vonstatten ging, ich will mich nicht beschweren über das gesparte Geld. Im Klub war gute Stimmung, wie richtige Rockstar hatten die Smilers gesagt, dass das Konzert um 22 Uhr anfängt, aber erst um 23 Uhr sind sie dann wirklich auf die Bühne gekommen, davor war es nicht so voll und es lief nur normale Discomusik. Als die Smilers dann schließlich gekommen sind, war es auf einmal doch sehr voll, aber wir hatten einen Platz in der ersten Reihe und konnten gut singen und tanzen und den Schlagzeuger, der ein Bekannter war, bejubeln. Auch wenn ich nichts verstanden habe, hat die Musik doch zum Tanzen angeregt und war nicht zu hundert Prozent Soft Rock für mich. Als das Konzert zu Ende war, haben wir noch ein bisschen zu der Musik danach getanzt, aber es war doch schon sehr spät und wir hatten alle nicht gut oder lang geschlafen in der letzten Nacht. Wir mussten länger auf ein Taxi warten, aber gegen 3 Uhr waren wir dann wieder zurück. Ich bin sofort in meinen Schlafsack gekrochen, ich war doch schon sehr müde mittlerweile, die anderen haben wohl noch zwei Stunden mehr Party gemacht mit lauter Musik, ich hab nichts davon gehört. Aufstehen am nächsten Morgen war nicht so einfach, ich bin auch erst kurz vor dem Aufbruch aufgewacht, deshalb hab ich das Frühstück sehr schnell zu mir genommen. Wir wollten noch zwei Orte besuchen, bevor es dann zur Fähre gehen sollte. Das erste war der Krater eines Meteoriten, welcher vor 4000 Jahren eingeschlagen hatte (https://en.wikipedia.org/wiki/Kaali_crater). Ein sehr eindrucksvoller Anblick, der Meteoritenkrater war sehr viel größer als der Meteorit selber. Aber eben doch nur ein großes Loch, darum sind wir dann wieder weitergefahren zum zweiten Ort, dem berühmtesten Fußballfeld Estlands. Und das war schon eindrücklich, denn mitten auf dem Feld stand ein alter Baum. (https://www.treeoftheyear.org/Letosni-rocnik/Dub-na-fotbalovem-hristi.aspx)
Auf dem Platz spielte Estlands Regionalliga, vom Niveau her mit unserer Kreisliga vergleichbar, die Mannschaft hat die beste Heimstatistik, da sie den Baum als Bande nutzen können und wissen, wie sie auch lange Bälle schlagen können. Und dann passierte das erste und auch einzige wirkliche Unglück unserer Reise: der eine VW-Bus hat beim Öffnen zum Wiedereinsteigen seine Tür verloren. Sie ist einfach aus der Schiene geglitten und ließ sich nicht wieder funktionsfähig einbauen. Also wurde die Tür mit dicken Draht innen befestigt, sodass sie sich weder nach innen noch nach außen bewegen konnte. Das hieß aber auch, dass man die Tür nicht mehr wirklich benutzen konnte, alle mussten über die vorderen Türen einsteigen. Ich war froh, dass es nicht mein Bus war. Und einen Vorteil hatte es: die sonst so zahlreichen Pinkel- und Rauchpausen wurden auf ein Minimum von Null reduziert. Danach ist nicht mehr viel passiert, wir sind zur Fähre gefahren, waren dort ein bisschen zu früh und konnten also ein wenig die schöne Meeresluft einatmen anstatt verbrauchter Luft im Auto. Auf der Fähre haben wir die Smilers und ihre Crew wiedergetroffen, die auch zurück aufs Festland wollten. Ein kurzer Schnack und ein wenig Zeit auf dem Außendeck, mehr war auf der kurzen Fahrt auch gar nicht möglich. Von der Fähre sind wir nach Pärnu gefahren und haben dort wieder gegessen, ich hatte aufgrund des Mangels an jeglicher Aktivität keinen Hunger und hab mich mit einem warmen Kakao begnügt. Von Pärnu sind wir dann nach Tartu, auf der Fahrt hab ich die meiste Zeit geschlafen. In Tartu mussten wir dann den Bus wechseln, da wir mit dem kaputten Bus zurück ins Dorf fahren sollten. Auf der Fahrt dahin haben wir um die Tür gebangt, aber als wir dann endlich angekommen sind, war es doch sehr viel später als die angesagten 17 Uhr (22 Uhr). Also konnte ich nur noch kurz skypen und dann bin ich ins Bett gefallen, endlich wieder ein schönes, warmes Bett.