Endlich angekommen!
Über letzte Reisevorbereitungen, ein paar unvorhergesehene Planänderungen, meinen Flug und den ersten Eindruck von meinem Zuhause für die nächsten Monate
Puh, eine aufregende und teilweise recht stressige Woche liegt hinter mir, da weiß man ja gar nicht, wo man mit erzählen anfangen soll! Bis Freitagabend lief noch alles mehr oder weniger nach Plan, ich hatte bereits begonnen einige Sachen für die Reise zusammenzusuchen, meine wichtigen Dokumente zu checken und zusammenzufassen und immer wieder kam irgendetwas Neues dazu, sodass am Ende der Woche mein Zimmerboden lückenlos mit Klamotten, Büchern, Schuhen und all dem Kleinkram bedeckt war, auf die man meint, nicht verzichten zu können. Wie das alles in meinen Koffer und das Handgepäck gepasst hat, grenzt nahezu an ein Wunder, aber eins kann ich jedenfalls zukünftigen Freiwilligen auf den Weg geben: Die Gepäckgrenze für Flüge von 23 Kg ist seeeeehhhhr viel schneller erreicht, als man vielleicht meinen möchte oder einem lieb ist...
Soweit, so gut, nur als ich am Freitagmorgen eine Mail mit dem Label "Urgent" von British Airways in meinem Postfach hatte, schwante mir bereits Übles. Zwei Sekunden später wusste ich: mein Flug von München nach London war gestrichen worden, am nächsten morgen kam die Nachricht, dass dasselbe auch für den Anschlussflug nach Belfast gelte. Man kann sich meinen Ärger wahrscheinlich gut vorstellen...
Schnell wurde klar, dass es eigentlich nur eine vernünftige Alterntive gab: eine ähnliche Flugverbindung wie ursprünglich geplant, nur eben ungefähr 5 Stunden früher.... Ohne die tatkräftige Unterstützung meiner Eltern beim Blitzpacken und eine vorherige Übernachtung bei meinem Onkel in München wäre das niemals zu schaffen gewesen, aber so saß ich am Sonntagmorgen schließlich tatsächlich bereits um 5 Uhr morgens so semi-ausgeschlafen, aber voller Vorfreude am Gate um in den ersten Flieger nach London zu steigen.
Die Reise selber verlief dann zum Glück erstaunlich reibungslos. Zwar war ich ein wenig überrascht über die doch sehr große Anzahl an Flugreisenden im Allgemeinen und die dichte Besetzung der Flugzeuge im speziellen ( hier hatte ich irgendwie mit einem größeren Einfluss von Corona gerechnet), aber auch das Umsteigen verlief problemlos, die vier Stunden Aufenthalt in Englands Hauptstadt konnte ich mit essen, lesen und durchstöbern beinahe jedes einzelnen Duty-free-shops totschlagen und sogar mein ganzes Gepäck kam vollständig und unbeschadet im Belfaster Flughafen an. Mein allererster Gedanke als das Flugzeug im Sinkflug auf Belfast zusteuerte war wohl so etwas wie "wow ist das grün hier!" und ich habe wirklich den Eindruck, dass die Farbe von saftigem Gras hier deutlich häufiger präsent ist als in vielen deutschen Regionen, bereits angefangen bei den akkuraten Rasenflächen zwischen den mehr oder weniger direkt an der Küste gelegenen Landebahnen des Flughafens, bis hin zu den scheinbar endlosen Weideflächen, die man schon von der Luft aus sehen konnte.
Abgeholt wurde ich am Flughafen direkt vom Freiwilligenkoordinator der Community, welcher mich nach etwa zwanzig minütiger Fahrt gleich in meiner Bude für die nächsten zwei Wochen (Quarantäne Pflicht!) absetzte. Anders als ich eigentlich angenommen hatte, bin ich in meiner sogenannten "Selbstisolation" keineswegs allein, sondern habe das Glück, dass am selben Tag noch zwei andere Freiwillige (eine Deutsche und eine Französin) angekommen sind, die dasselbe Los teilen. Eine weitere deutsche Freiwillige war bereits letzten Freitag angekommen und hat deshalb das Glück, nur für drei Tage mit uns in der extra abgesteckten "self-isolation area" verweilen zum müssen. Diese besteht aus mehreren kleinen Metallkabinen, die mich irgendwie an eine mobile Zollstation erinnern und jeweils aus zwei Schlafzimmer, einem kleinen WC und einer Dusche bestehen. Zwar ist die Einrichtung ein wenig spartanisch, aber im Grunde genommen haben wir wirklich alles was wir brauchen (sogar eine kleine Küche und ein Raum mit Waschmaschine und Trockner gehören zu dem Isolations-Areal) und nachdem der winzige Heizkörper einige Zeit auf höchster Stufe lief, musste ich die ganze Nacht nicht frieren und hab sogar ausgesprochen gut und erholsam geschlafen.
Die ganze Camphill Anlage ist auf den ersten Blick einfach nur mega hübsch, mit vielen Pfaden zum Spazierengehen und direkt an einem wunderschön wildromantischen Strand gelegen, dem ich in der nächsten Zeit sicher so manchen Besuch abstatten werde! Wovon ich aber an meinem ersten Abend hier bereits am meisten begeistert war, ist das große Gemeinschaftsgefühl, das hier zu herrschen scheint. Immer wieder kommen Freiwillige die bereits länger hier sind vorbei um sich vorzustellen, einfach ein bisschen zu quatschen oder zu schauen wie es uns Neuen so geht und ob wir irgendwas brauchen. Egal an welchem Gebäude man vorbeiläuft, immer wird einem von drinnen freundlich zugewinkt und häufig erscheint derjenige kurz darauf an der Tür um einen Willkommen zu heißen oder neugierig nach Namen und Herkunft zu fragen.
Gestern waren wir alle so müde, dass wir nachdem wir kurz zusammen ein Abendessen gekocht hatten (ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich in nächster Zeit seeehhhr viel Pasta essen werde ;) alle früh ins Bett wollten, aber gleich heute morgen, haben wir uns von einem Freiwilligen ein bisschen herumführen lassen. Gerade in diesem Moment kommt kommt dieser mit einer Aluumwickelten Schüssel um die Ecke und klopft an unsere Tür - sieht ganz so aus als würde unser Mittagessen warten :)
In diesem Sinne schließe ich für heute mit dem Gefühl, dass ich mich hier bestimmt schon sehr bald wie zuhause fühlen werde und der Zuversicht, dass die zwei Wochen Quarantäne schneller und angenehmer verfliegen werden, als man sich vielleicht vorstellen könnte.
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