Eine Zeit voll Begegnungen und Entdeckungen
...Bericht von meiner kleinen Reise in Südfrankreich und einem erlebnisreichen Seminar
Nach einer wahrlich erlebnisreichen Zeit möchte ich euch nun auch wieder auf dem Laufenden halten.
Am ersten Samstag im Oktober ging es dann also morgens früh los zum Bahnhof, wo mein Zug nach Bordeaux zwar pünktlich, aber mit falscher Wagenbeschriftung ankam. Somit wechselte ich in der ersten Stunde mehrfach meinen Platz, weil keinem so richtig klar war, welcher Platz ihm jetzt eigentlich ist. Nach mehrfacher Nachfrage erfuhren zwei andere Frauen und ich dann aber, dass es ein freies Abteil gibt, wo wir ungestört bis zur Ankunft bleiben können. Das war dann wirklich super, ich hatte ein bisschen meine Ruhe und das Gefühl von Urlaub stellte sich sehr bald ein. Für mich war es total entspannend und irgendwie auch befreiend, einfach mal nichts konkret tun zu müssen und mich fallen zu lassen. Seit langer Zeit nahm ich mir so die Zeit, mal wieder ein Buch zu lesen und nichts Anderes zu tun, als Musik zu hören - ein super Start!
Bordeaux begrüßte uns allerdings mit strömendem Regen, was zugegebenermaßen nicht sehr einladend für eine knappe halbe Stunde Fußmarsch zum Hostel ist. Trotzdem machte ich mich mit Sera auf den Weg, damit wir den Nachmittag noch nutzen können. Gut eingepackt in Regenjacke und mit meinem geliebten Rucksack, war ich wirklich froh über diese Art Gepäck, da sich im Vergleich doch zeigte, dass es so viel praktischer als ein Koffer ist. Während wir durch das Grau der Stadt liefen, kam immer mehr die Frage auf, wo wir da gelandet sind. Klar haben wir uns eine der günstigsten Übernachtungsmöglichkeiten ausgesucht, aber es war nicht gerade einladend, auf einem schmalen Pfad bzw Fahrradweg über eine Autobrücke und durch ein etwas heruntergekommenes Gewerbegebiet zu laufen. Schließlich haben wir es tatsächlich geschafft anzukommen und unseren Kram in unserem Zimmer zu lassen. Das war wirklich klein, dafür aber sauber und völlig ausreichend für eine Nacht. Auf eine Dusche dort wollte ich angesichts der im Gebäude integrierten "Container" allerdings wohlwollend verzichten...
Den Nachmittag verbrachte ich größtenteils alleine im schönen Stadtzentrum von Bordeaux, ließ mich durch die Straßen und einige Geschäfte treiben, steuerte einige Sehenswürdigkeiten an. Währenddessen liefen mir in der Stadt immer wieder eine Gruppe über den Weg, die ich spontan als Studenten eingeordnet hätte. Was genau sie vorhatten, habe ich zwar nicht rausgefunden, aber sie hatten sichtlich Spaß, in grauen "Chemikerkitteln" verrückte Sachen in der Stadt zu machen und sich die Kirche anzuschauen. Jedenfalls fand ich es ganz lustig, ihren Weg immer mal wieder mit ein bisschen Entfernung zu kreuzen und zu beobachten, was sie dort machten. Eine Stunde vor Schließung des "Musée des beaux arts", einem Kunstmuseum, entschied ich spontan, dort mein Glück zu versuchen und mir als absolut ungebildetem Nicht-Künstler Gemälde und Skulpturen aus quasi allen Epochen anzuschauen. Irgendwie wollte die Frau dort aber nicht so ganz verstehen, dass ich lediglich höflich fragen wollte, ob volunteers wie Studenten behandelt werden. Dafür schenkte sie mir dann den Eintritt, was ich dann auch gerne dankend annahm. Wie erwartet erkannte ich in den Bildern keine höheren Zusammenhänge, dafür war es aber wirklich beeindruckend, was Künstler in all den Jahrhunderten geschaffen haben. Während ich durch die Hallen ging hatte ich jedoch immer wieder die enthusiastische Stimme kunstbegabter Freunde im Kopf und den Gedanken, dass diese an fast jedem Bild etwas Spannendes zu erklären gefunden hätte. Aber auch ohne diese Erkenntnis habe ich es genossen, riesengroße und kleine Gemälde mit Motiven aus Religion, Natur und Anderem zu entdecken. Ansonsten bin ich viel gelaufen, habe mir verschiedene Ecken von Bordeaux angeschaut. Abgesehen von der braunen Brühe, die die Garonne dort ist, kann ich allerdings sagen, dass Bordeaux als Stadt wirklich schön ist, die Häuser und Gebäude haben alle einen ähnlichen Baustil, die kleinen und größeren Straßen sind herrlich verzweigt und wirklich "sympa". Hier möchte ich allerdings betonen, dass ich es geschafft habe, mich kein einziges Mal zu verlaufen seit ich in Frankreich bin, auch in Bordeaux (dank des Stadtplans, aber trotzdem...) nicht! Abends traf ich mich dann wieder mit Sera in der Stadt und nach langer Unentschlossenheit konnten wir uns letztendlich für ein Restaurant entscheiden, wo ich super leckeren Camembert mit Honig und typischen Rotwein genießen konnte.
Sonntag Mittag erreichten wir dann nach zwei weiteren Stunden Zugfahrt Toulouse und liefen ins Centre Ville um uns erstmal mit Stadtplänen zu versorgen. Doch passenderweise machte das Office de Tourisme gerade Mittagspause. Daher versorgten wir uns in einer kleinen Bäckerei mit Sandwich und warteten auf dem Platz vorm Touri-Büro, wo gerade auch die Siegerehrung von einer Art Orientierungslauf stattfand. Schließlich mit Plan und nützlichen Infos ausgestattet, fuhr ich zum ersten Mal Metro! Nach anfänglicher Verwirrtheit über die Bedienung des Automaten und Schmunzeln über die deutsche Übersetzung darin war das dann aber absolut kein Problem und ist, wie die U-Bahn in Berlin und co, eine wirklich praktische Möglichkeit, sich schnell in der Stadt fortzubewegen. Unser Hostel lag zwar wieder außerhalb, aber im Gegensatz zu Bordeaux super angeschlossen. Lang hielten wir uns jedoch nicht dort auf, sondern kehrten bald ins Stadtzentrum zurück. Nach einer Tour durch ein Stadtviertel auf der anderen Flussseite verbrachte ich den Nachmittag damit, das hauptsächliche Zentrum abzulaufen. Ich war ausschließlich zu Fuß unterwegs, was mir wirklich gut tat. Einfach laufen, die Stadt erkunden, aber keine festen Ziele haben. Überraschte habe ich mich selbst mit einem erstaunlich großem Interesse an den Kirchen, die allesamt auch sehr beeindruckend und vielfältig sind. Den Tag der offenen Museen nutzte ich leztztendlich kaum, aber der Besuch im Kloster war eine gute Entscheidung. Die Kirche dort ist ungewöhnlich leer und mit verschiedensten Fenstern, die zwischen 1000 und 50 Jahren alt sind, ausgestattet. Das liegt an dem geschichtlichen Hintergrund, da sie unter Anderem schon von Napoleon zweckentfremded wurde. Als ich im Innenhof dann aus einer verschlossenen Tür typisch gregorianischen Gesang hörte, freute ich mich sehr, einfach nur einen langen Moment zuzuhören. Absolutes Kontrastprogramm zu dieser ruhigen, klaren Musik bot sich dann am Abend: Spontan plante ich, sich mit Tiina zu treffen, die seit Samstagabend in Toulouse couchsurfte, und gemeinsam auf ein kleines Konzert zu gehen. Letztendlich verzögerte sich der Beginn, sodass wir in einem hübschen Innenhof vor dem Museum der Antike (das ich mir tagsüber zum Glück nicht angeschaut habe; einfach nur Skulpturen betrachten wäre dann doch zu hohe Kultur für mich gewesen) warteten und uns für ein, zwei Becher Wein entschieden. Eben diese Getränke hinderten uns dann am Eintritt in die Halle, als der Musiker dann endlich mal bereit war. Das störte uns allerdings gar nicht, denn draußen hörte man auch etwas, es war recht gemütlich dort und total schön, sich nach wenn auch nur 2 Tagen mal wieder zu sehen und zu quatschen. Schließlich schauten wir doch noch für eine knappe in die Halle rein und ich muss sagen, dass diese Zeit absolut gereicht hat. Es war wirklich interessant, auch mal Synthesizer Musik zu hören, aber noch dazu in Kombination mit Videos von Bakterien, anderen Mikroben und andererseits von afrikanischen Völkern, stellte ich doch bald fest, dass das nicht sooo mein Geschmack ist... ;)
Montagmorgen hieß es auch schon wieder früh aufstehen, Sachen packen und ab zum Bahnhof. Dort traf ich mich wieder mit Tiina, um mit ihr zusammen nach Carcassonne zu fahren. Das ist eine Stadt, die noch eine komplette mittelalterliche Festung/Stadt beinhaltet. Trotz kaputten Zugs, Verspätung und Regionalzug statt TGV erreichten wir Carcassonne noch früh genug, um genug Zeit zu haben, alles ein bisschen zu entdecken. Die alten Häuser, Straßen und doppelte, verzweigte Stadtmauer sind sehr beeindruckend und interessant und wir verbrachten einige Zeit damit, uns einfach nur umzusehen. Das graue und windige Wetter hier tat auch mal gut und passt irgendwie zur Atmosphäre. Typisch für solche besonderen Orte war auch in Carcassonne sehr viel touristisch ausgebaut, überall kleine Geschäfte und Restaurants, daher waren wir doch ganz froh, außerhalb der Hochsaison da zu sein und sich zwar zwischen einigen anderen Menschen zu bewegen, aber nicht überrannt zu werden. Ich genoss die Zeit in Carcassonne trotz Rucksack auf dem Rücken wirklich sehr, die Stadt ist durchaus faszinierend und schön, doch nach drei Stunden hat man auch so relativ alles gesehen. Ich hätte zwar noch länger dort bleiben können, aber so war es auch absolut ok und wenn man nicht das Bedürfnis hat, unbedingt dort jedes Geschäft und ein Essen "mitnehmen" zu müssen, reichen auch einige Stunde durchaus für die wirklich lohnenswerte Besichtigung.
Mittags ging es dann nämlich direkt weiter nach Narbonne. Im Zug trafen wir Sera wieder und am Bahnhof nahm uns Stefania in Empfang, so waren wir Redon-Girls auch wieder vereint. Dank Stef, die am Abend vorher schon ankam, blieb uns der schlechte Stadtplan erspart und wir fanden problemlos zum Tagungszentrum. Bis das Seminar begann hatten wir noch Zeit, ein bisschen durch die Stadt zu gehen und eine Kleinigkeit zu essen, ehe wir zurück kamen und sofort in die lebhaften Gespräche der anderen angekommenen Freiwilligen integriert wurden. Oh Wunder, wir waren schon wieder viele Deutsche und noch dazu 2 Österreicherinnen, also war klar, dass das Seminar für mich nicht zweisprachig englisch-französisch bleiben würde. Prinzipiell bin ich immer ein bisschen voreingenommen, wenn ich höre, dass wir viele Deutsche sein werden, weil das einseitig werden könnte, was Gespräche und Sprache betrifft. Aber gleichzeitig ist mir klar, dass auch ich voll in das Muster falle, dass eben viele Deutsche nach Frankreich gehen. Und letztendlich will ich mich auch gar nicht beklagen, wir waren eine wirklich super Gruppe! Das beinhaltet alle Deutschen, die typisch alle 18/19 waren, wie alle anderen Menschen, die ich dort kennenlernte. Jeder der 25 Freiwilligen hat seine eigene Geschichte, Ziele, Pläne und Motivation und der Austausch hat mir sehr gut getan. Ich habe viele interessante Gespräche geführt, verschiedenste Perspektiven zu verschiedenen Themen kennengelernt und diskutiert und vor allem Persönlichkeiten getroffen, die mir im Laufe der Woche alle recht wichtig geworden sind. Wir alle haben uns als Gruppe gut gefühlt, viele schöne & lustige Momente geteilt, und ich habe sogar das Gefühl in diesen nicht mal 5 ganzen Tagen Freunde gefunden zu haben.
Wer mehr zum Inhalt des Seminars wissen möchte, dem kann ich den Blog von Naii bestens empfehlen:
https://www.youthreporter.eu/de/beitrag/25-persons-15-nations-r-ckblick-auf-eine-aufregende-woche.11301/#.ViNtjSv17dE
Meine persönliche Zusammenfassung des Seminars würde in etwa so aussehen: eine super Zeit mit vielen interessanten Menschen - Zeit zum Reflektieren - eine lustige Nachtwanderung, um "ans Meer" zu kommen; das war dann letztendlich nur eine Art riesige Bucht/See und wir liefen gut eineinhalb Stunden hin und nach Knabbereien und einem Gläschen Wein mindestens genauso lang zurück, hatten aber viel Spaß und super Unterhaltungen - andere Perspektiven auf das SVE kennenlernen, gänzlich andere und gleiche Motivationsgründe finden - gelegentliches Sprachchaos, wenn ich jemanden, der kaum Französisch spricht auf Englisch anquatsche und umgekehrt – sowie Übersetzer spielen und dabei versehentlich Englisch zu Englisch wiederholen :D - ein super "Ausbilder/Anleiter"-Team mit gutem Programm, um uns Zielen, Gründen, Kultur, Sprache und Evaluation näher zu bringen – viel Essen und Wein - überraschendes „über uns hinaus wachsen“, das plötzlich Kommunikation mit Portugiesin, die kaum Französisch spricht, möglich machte :) - super Wetter – lustige Energizer-Spiele – Gespräche zu jeder Tages- und Nachtzeit, an allen möglichen Orten –
eine wertvolle Zeit für vermutlich fast alle und besonders auch für mich!
So viel es Freitag auch wirklich schwer, voneinander Abschied zu nehmen. Trotz der kurzen Zeit sind wir uns doch alle recht nah gekommen, haben viele Gedanken und Gespräche geteilt und irgendwie das Gefühl, nicht nur Menschen, sondern Freunde getroffen zu haben. Ich hoffe wirklich, dass ich die Möglichkeit haben werde, einige von ihnen wieder zu sehen; sei es auf dem mid-term-Seminar oder auf Reisen. Nachdem die erste Hälfte schon im Zug zurück ins Projekt oder ein Wochenende Urlaub saß, machte ich mich mit 11 anderen nochmal auf den Weg, ein bisschen durch die Stadt zu laufen, die „merkwürdig“ gestaltete Kirche mit angrenzendem klosterartigen Innenhof und Stadtmauer, endlich mal von innen anzuschauen und schließlich am Rand des Kanals die Woche mit Kaffee und Crêpe ausklingen zu lassen. Nach und nach verließen wir uns dann aber doch und auch ich lief mit den verbleibenden drei anderen zum Bahnhof. Ich war wirklich froh, mein Zugticket für diese spätere Abfahrt getauscht zu haben, denn so hatte ich noch eine gute Stunde Zeit um mit Maja im Zug zu quatschen und musste mich vor der Abfahrt nur von Stefania, die ich Sonntag wiedersehen würde und einem anderen Freiwilligen aus Polen, der gerade in Lyon ist, verabschieden. Die Fahrt verging im Flug, war aber nochmal echt schön gemeinsam! : )
In Sète angekommen steuerte ich erstmal die grobe Richtung des Touri-Büros an, um mir meinen obligatorischen Stadtplan zu verschaffen, ohne den ich orientierungsmäßig vermutlich doch aufgeschmissen wäre. Der Weg, den ich spontan dorthin wählte, führte mich allerdings durch nicht soo freundliche Viertel und ich war das erste Mal wirklich ein kleines bisschen verunsichert, wie das nun so ganz alleine in einer Stadt mit deutlich südlicherem Flair und Menschen werden würde. Bald näherte ich mich jedoch dem Stadtzentrum an, wo alles schon wieder deutlich netter aussah und ich machte es mir mit einem frischen Baguette und dem Picknick vom Seminar am Ufer des Hafens in der Sonne gemütlich. Gegen 17:30Uhr, nun endlich gestärkt (denn ich hatte nach dem Frühstück nur den Crêpe gegessen) machte ich mich voller Motivation auf zum Office de Tourisme. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass die montags schon um 17:30 Uhr schließen… Ich muss wohl einen etwas hilfsbedürftigen Eindruck gemacht haben, denn die Mitarbeiterin des Office kam mit einem Plan nochmal zur gerade abgeschlossenen Tür und erklärte mir sogar noch total lieb, wie ich am einfachsten zur Jugendherberge komme, verwies aber andere Leute des Raums „Sie hätten schon geschlossen, morgen früh machen sie wieder auf“. So begab ich mich auf den Aufstieg zur Jugendherberge, die wie überall quasi fast auf dem höchsten Punkt der Stadt liegt. Wie für Hostels üblich, nicht besonders luxuriös, sondern völlig ausreichend zum Schlafen und etwas Verweilen, aber dafür mit auf verschiedenen Ebenen gelegenen „Häuser“-Reihen mit Blick aufs Meer und die Stadt, schöner Terrasse und wahnsinnig herzlichen Mitarbeiterinnen, gefiel mir der Ort wirklich gut. Da ich doch müde war und es schon anfing zu dämmern, war meine Motivation sehr gering nochmal in die Stadt runterzugehen. Stattdessen machte ich es mir in einer einsamen Ecke auf einer Mauer bequem, konnte einen Teil des Wassers und der Stadt beobachten und schrieb mein Tagebuch. Plötzlich überkamen mich dort dann eine gewissen Verwirrtheit – es war komisch, nach einer so kommunikations- und inputreichen Woche plötzlich allein zu sein, so viel Zeit zum Nachdenken zu haben; gleichzeitig froh zu sein, wo ich war und „Zu Hause“ zu vermissen, wobei ich das nicht mal exakt Redon, meiner Familie, meinen Freunden oder den anderen Freiwilligen zuordnen konnte. Das war aber dann nur ein Moment und ich verbrachte den Abend mit einer Gruppe Deutscher von einer Berufsschule für Gastronomie, die für einen Austausch mit Betrieben in Sète waren. Irgendwie schon fast nervig, gefühlt überall wo ich hinkomme, sind Deutsche oder höre ich deutsch… Aber gut, es war ein netter Abend, ich unterhielt mich ein bisschen mit ihnen, aß die Reste Baguette und Käse und spielte Uno. Das lenkte mich nicht nur ab sondern war wirklich ganz schön und verschaffte mir den Tipp, unbedingt noch nachts zum Aussichtspunkt zu gehen. Der lag 10 Minuten und viiieele Treppen von der Jugendherberge entfernt auf dem Berg und ermöglichte wirklich einen herrlichen Blick über die verschiedenen Fluss-/Kanalabschnitte, die Stadt und das Meer!
Am nächsten Morgen konnte ich mich dank des netten Angebots der Frau von der Rezeption, meinen Rucksack tagsüber einzuschließen, völlig unbeschwert auf die Entdeckung von Sète aufmachen. Beim Frühstück unterhielt ich mich noch ein bisschen mit der Frau, die im gleichen Zimmer schlief wie ich (und glücklicherweise nachts eine Gruppe absolut rücksichtsloser Spanier zumindest etwas leiser reden ließ). Sie empfahl mir den 12 km langen Strand und dass es super wäre, dort baden zu gehen – was ich natürlich erstmal nicht so sehr in Betracht zog, aber dennoch mein Handtuch für die Füße mitnahm. Ich freute mich nicht nur, dass sie mir noch so lieb Tipps für den Tag weitergab, sondern auch einfach darüber, mich endlich mal mit einer „richtigen“ Französin unterhalten zu können. Nach kurzem spontanem Gespräch mit einem Schweizer und einem Niederländer, begab ich mich aber doch auf den „Abstieg“ in die Stadt, ließ mich ein bisschen durch die Straßen und Markthalle treiben, ehe ich das urige alte Hafenviertel und schließlich das Meer ansteuerte. Die nette Frau von der Jugendherberge hatte mir am Vorabend sogenannte „criques“ empfohlen, um einfach ein bisschen ungestört zu sein. Das sind tatsächlich herrliche kleine Felsbuchten und wirklich genau das, was ich mir in dem Momente wünschte. Ich verbrachte bestimmt eine gute Stunde dort, lief barfuß in den ankommenden Wellen und machte es mir schließlich auf einem gut 2 m hohen Felsen bequem – es tat so gut einfach nur die Sonne und das Geräusch des Meeres um mich zu haben! Da ich auch noch den richtigen Strand sehen wollte und mich auch nicht den ganzen Tag an den criques hätte beschäftigen können, lief ich irgendwann doch weiter, die ersten Muscheln schon in der Tasche. ;)
Ich schlenderte ein bisschen durch die Straßen, die mich zu dem halbinselartigen Teil von Sète bringen würden, immer in der Nähe des Meers. Schließlich gelangte ich an den Beginn der Strände und lief dort noch ein gutes Stück, ehe ich eine ruhige und gemütliche Ecke fand, meine Sachen liegen zu lassen. Aus einem Waten mit hochgekrempelten Beinen entstand dann doch plötzlich die Lust, schwimmen zu gehen. Gedacht, getan – schließlich bin ich doch irgendwie spontan. Zwar immer in relativer Nähe zu meinen Sachen, aber absolut glücklich und mit einem gewissen Gefühl von Freiheit genoss ich das salzige Nass des Mer Méditarranée. Nach einer Runde Abtrocknen und Picknicken in der Sonne riss ich mich doch vom Strand los und begab mich auf den Weg auf den kleinen Berg. Dieser zog sich am Ende doch ein bisschen und war nicht gerade flach, lohnte sich dafür aber umso mehr. Bei den „pierres blanches“ hat man eine fast 360 Grad umfassende Aussicht, zwischen Bäumen und Büschen hindurch, auf das offene Meer, die „Halbinsel“ mit den Weinbergen und Stränden, die Stadt, Muschelfelder und sogar bis ins nächste Gebirge – einfach traumhaft!! Eine ringförmige Metalltafel informierte nebenbei noch über Richtungen und Entfernungen verschiedener Städte und Orte. Neben den zuletzt besichtigten Städte Bordeaux, Toulouse und Carcassonne fand ich dort auch Bonn, den Ort meiner Sending Organisation und Studienort einer guten Freundin, was mich im Süden von Frankreich doch besonders freute. Diese Aussicht musste man auch einfach eine Weile genießen.
Schließlich konnte ich mich doch von der schönen Umgebung losreißen und lief zum zweiten Aussichtspunkt, an dem ich schon in der Nacht zuvor gewesen war. Auch bei Tag findet man dort eine tolle Perspektive über die Stadt, aber im Vergleich zu den pierres blanches konnte mich dieser Ort nicht mehr soo sehr fesseln. Da ich noch genug Zeit hatte, lief ich nochmal nach unten in das Stadtzentrum, schaute mich ein bisschen in den Straßen um, wo ich bisher noch nicht gewesen war und versorgte mich schließlich mit Proviant für die Heimfahrt. Wie ausgemacht pünktlich um 6 zurück in der Jugendherberge bekam ich meinen Rucksack wieder, konnte mich nochmal einen schönen Moment mit der netten Frau unterhalten, die mich so herzlich in Sète empfangen, Tipps gegeben und meinen Tag um das Gewicht des Gepäcks erleichtert hat.
Den Rucksack reisefertig umgepackt, verbrachte ich noch ein bisschen Zeit auf der Terrasse der Jugendherberge, ehe ich mich mit gemischten Gefühlen zum Bahnhof begab. Die konnte ich weder in diesem Moment noch jetzt begründen, aber mit dem ersten Zug von Sète zurück nach Narbonne verloren sie sich schon. Eine Stunde musste ich nochmal in der Stadt warten, in der ich in der vergangenen Woche so viele tolle Momente erlebt habe, das war schon komisch. Die Fahrt im Nachtzug war nicht wirklich gemütlich, geschlafen habe ich auch nicht so viel, sondern eher vor mich hingedämmert und gegen 4 dann doch mal richtig eingeschlafen. So habe ich sogar meinen Wecker nicht gehört, wurde aber um kurz nach 7 von der Ansage des Zugführers wach. Umsteigen in Paris war dank Bus kein Problem, gesehen habe ich allerdings nicht viel. Da das aber auch nicht das Ziel meines Aufenthalts dort war, ist das auch nicht weiter schlimm und ich bevorzugte es wirklich, in aller Ruhe im etwas kalten Wartebereich des Gare Montparnasse zu sitzen, wo ich sogar ein paar Fotos und Infos von der Foto-Expo in La Gacilly entdeckte. Nach anfänglicher „Freude“ inmitten einer Schulklasse im TGV von Paris nach Redon gelandet zu sein, war ich wirklich erleichtert, die letzten drei Stunden in ein anderes Abteil umgesetzt worden zu sein. Das war dann nochmal sehr entspannend, ehe ich Sonntagmittag um 1 endlich zu Hause in Redon ankam. Und ja, das fühlte sich nach der letzten Woche, besonders den letzten beiden Abenden, trotz aller Freude an meiner kleinen Reise und dem Seminar wirklich richtig gut und nach ZUHAUSE an. Einerseits einfach ein bisschen Ruhe, andererseits aber auch die anderen Freiwilligen hier wieder, miteinander reden und lachen. Nach dieser Woche fühle ich mich aber auch „reicher“. Das ist schwer zu beschreiben, aber ich habe so viele Menschen näher kennengelernt, Erfahrungen geteilt und Dinge getan, die ich vorher noch nie getan habe. So hat vor allem, aber nicht nur, das Seminar doch etwas an mir, für mich geändert. Noch mehr als zuvor fühle ich mich jetzt wirklich in meinem SVE angekommen.
Félicitations und Danke an alle, die bis hierhin durchgehalten haben. Aber es war einfach eine so erlebnisreiche Woche, das kann man schwer in drei Sätze fassen ;)