Eine ganz spezielle Tour...
Klar, es waren bestimmt schon Einige von euch in Venedig. Aber bestimmt nicht mit ein paar Italienern oder?
Wie schon vorab berichtet, musste ich am Sonntag echt früh raus. Um genau zu sein, hat mein Wecker um 5 Uhr geklingelt. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich einen Stunde länger schlafen konnte oder einfach an der Vorfreude aber ich war erstaunlicherweise top fit. Nun die Erklärung für diese ungewöhnliche Uhrzeit. Dazu muss ich aber ein bisschen ausholen… Mein Kollege Giovanni hatte mich am Freitag angerufen. Das Telefonat ging schon gut los: Ciao Julia, I have a Problem… Okay, how can I help you?... Er hat mir dann erklärt, dass er und seine Frau Roberta am Sonntag an einem Marathon in Venedig teilnehmen wollen. „Das Problem“ ist ihre 14 Monate alte, total goldige Tochter Margarita. Venedig hat ja bekanntlich viele Brücken und Stufen daher ist es für die Oma alleine etwas schwierig mit der Kleinen. Ich sollte also während dem Lauf zusammen mit Oma Leda auf die Maus aufpassen und beim Tragen helfen. Im Gegenzug, würde ich eine kostenlose Fahrt und danach eine „italienische Führung“ durch Venedig bekommen. Da musste ich echt nicht lange überlegen! Klar hab ich erst mal geschluckt als ich gehört hab, wann´s los geht. Aber das nimmt man für so eine exklusive Tour doch gerne in Kauf ;-)
Also hat mich Giovanni am Sonntag früh um halb 6 abgeholt. Er wohnt in Marano, ca. 5 km von Schio entfernt. Wir haben dort Leda, Roberta und Margarita eingesammelt und dann noch auf ein paar Freunde von Giovanni gewartet. Die sind auch beim Marathon mit gelaufen und haben sich uns dann nachher angeschlossen. Mit zwei Autos ging´s dann also ab nach Venedig. In Mestre (= Vorort von Venedig, ist noch auf dem Festland) ging der Marathon los. Also mussten Leda und ich mit dem Bus weiter nach Venedig. Mit dem Vaporetto sind wir dann bis zur Rialtobrücke und von dort zu Fuß zum Markusplatz. Dann ging´s weiter zur Seufzerbrücke, am Marinemuseum vorbei und kurz danach hatten wir dann das Ziel der Marathonstrecke erreicht. Haben es uns dort in einem Café gemütlich gemacht und darauf gewartet, dass die ersten Läufer eintreffen. Die Strecke für die Läufer war natürlich abgesperrt. Wahnsinn was die da für einen Tag auf die Beine stellen. Meine Freunde sind „nur“ die 10 km Strecke gelaufen. Den großen Marathon mit 40 km wollte sich keiner an tun ;-P
Nachdem der Lauf beendet war, ging also dann die „italienische Führung“= eine Bacari Tour los. Zur Erklärung: Bacaro ist eine Mischung aus Bar und Gasthaus. Man kann dort kleine Häppchen essen und einen Aperitif / Wein/ Bier usw. trinken. Diese Bacari Touren sind bei den jungen Italienern bzw. Venezianern sehr beliebt da sie für die meisten Touristen noch unbekannt sind. Daher pssst, nicht weiter erzählen ;-)
Wir sind also, wohlgemerkt, Mittag um halb 12! von einer bacaro zur nächsten gezogen. In der ersten bacaro waren wir insg. 18. In der Letzten ca. um 18 Uhr nur noch zu 7. ;-) Jordan, ein Freund von Giovanni, hat uns durch „Venedig´s Labyrinth“ geführt. Er kommt ursprünglich aus Kalifornien und ist vor 16 Jahren nach Italien ausgewandert. In Venedig wohnt er seit ca. 4 Jahren und kennt sich daher ziemlich gut aus. Er hat uns ein paar schöne Ecken gezeigt und konnte uns so Einiges dazu erzählen z.B. das „Arsenale di Venezia“, dass ist die ehemalige Schiffswerft. Dort stehen ein paar sehr alte Löwen-Statuen die zum Teil aus griechischer Herkunft sind, wer mehr dazu erfahren will: https://de.wikipedia.org/wiki/Arsenal_%28Venedig%29#Portaltor_Ingresso_di_Terra
Danach ging´s weiter zur „Chiesa di San Giorgio dei Greci“. Ziemlich schöne, griechische Kirche mitten in Venedig. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon die 2. bacari hinter uns. In der 3. bacaro kam dann plötzlich einer von Giovanni´s Freunden zu mir und meinte er möchte mir mal eine typisch venizianische Toilette zeigen. Ich war leicht irritiert und hab mich gefragt ob das ein Scherz sein soll, aber auch die Anderen meinten, dass ich mir das mal anschauen soll. Das Ergebnis seht ihr unten bei den Bildern… so eine kreative Outdoor-Toilette hab ich noch nie gesehen ;-)
In der nächsten bacaro, bin ich dann von Wein auf Spritz (halb Wasser/halb Wein) umgestiegen. Sonst hätte ich den Tag gleich abhaken können... In der darauf folgenden bacaro haben wir dann auch wieder eine Kleinigkeit dazu gegessen. Es gab verschiedenen Stockfisch auf Brot, Hackfleischbällchen in einer total leckeren Tomatensoße, diese diente dann auch als Dip für die frittierten Fische und Shrimps. Bei den Shrimps war ich allerdings Anfangs etwas zurück haltend, da auf der Platte nicht nur Rote sondern auch schwarze Shrimps lagen. Ich dachte erst, die sind vielleicht nicht richtig durch oder so aber Jordan hat mir dann erklärt, dass es diese Sorte von Shrimps nur hier in der Region gibt, wo sich Süß- und Salzwasser treffen. Ich konnte jedoch keinen geschmacklichen Unterschied feststellen :-)
Nach der nächsten bacaro haben sich dann Giovanni, Roberta, Margarita und Leda verabschiedet. Es wurde Zeit für die Kleine und Roberta war auch ziemlich müde. Die Freunde von Giovanni haben mir gleich angeboten, dass ich noch hier bleiben kann und sie mich dann mit nach Hause nehmen. Das Angebot hab ich natürlich gerne angenommen :-)
Wir sind also weiter zur nächsten bacaro, dort hab ich dann mal eine Trinkpause eingelegt und lieber etwas mehr gegessen. Wobei mehr, relativ ist. Denn in einer bacaro gibt es wie gesagt nur Kleinigkeiten. Hab mich für ein Sandwich mit Käse, Schinken, Tomate und Rucola entschieden. Das Brot war mit etwas Rosmarin bestreut und hat getoastet absolut spitze geschmeckt. Direkt gegenüber sind wir dann in die Santa Maria Gloriosa dei Frari. Von außen wirkt diese Kirche sehr schlicht, aber ich sag euch, im Innern der Wahnsinn. Alles was ich bisher an Kirchen besichtigt hab, ist kein Vergleich dazu. Unfassbar was da für Kunstwerke, Gemälde, Skulpturen und Reliquien ausgestellt sind. Das muss man mit eigenen Augen gesehen haben, unbeschreiblich.
Nach diesem „Kulturschock“ sind wir dann in die letzte bacaro und haben dort gemütlich noch ein Bierchen getrunken. Danach haben wir uns von Jordan und seiner Freundin verabschiedet. Um halb 8 waren wir dann etwas müde und erschöpft aber gut gelaunt wieder hier in Schio. Es war ein super lustiger und wundervoller Tag. Ich habe Venedig mal von einer ganz anderen Seite kennen gelernt und auch neue Freunde dazu gewonnen. Es war bestimmt nicht mein letzter Besuch hier, habe ja schließlich noch 9 Monate vor mir :-)
Denn macht´s mal gut. Bis zum nächsten Mal. Ciao