Ein kleines Abenteuer in Tschechien
Ein Konzertbesuch ist nicht unbedingt das, was man sich unter Abenteuer vorstellt. Auch Makse hatte bestimmt nicht erwartet, dass sein Weg dorthin und davon zurück mit Schwierigkeiten nur so gepflastert sei. Doch zum Glück traf er auf freundliche und hilfsbereite Menschen.
So machte ich mich also aus dem kleinen Dorf Uhøinov pod Deštnou um 6.10 Uhr auf, um ein Ska- und Reggaefestival in Boskovice zu besuchen. Petr, ein Arbeiter, fuhr mich mit dem Auto nach Rychnov nad Knežnou, wo ich den Bus nach Brno gerade so noch bekam. Ich stieg ein und er fuhr los. Nach rund drei Stunden erreichte der Bus Brno. Da ich mir nur mit einem anderen Fahrgast den Bus teilte und er an einer verlassenen Haltestelle in Brno ausstieg, und zu mir etwas sagte, dachte ich, es sei die Endhaltestelle. Doch wie sich eine Minute später herausstellte, war es nicht so. Ich befand mich also irgendwo in Brno und musste meinen Anschlussbus in einer Stunde nach Boskovice bekommen. Jegliche Versuche, Passanten anzusprechen, sei es auf Deutsch, Englisch, Französisch oder Tschechisch, scheiterten. Es ist kaum zu glauben, aber man zeigte mir immer wieder nur die drei Bushaltestellen.
So wartete ich also auf eine Strassenbahn, die auch in der Nähe eine Haltestelle hatte, und fuhr einfach in eine Richtung bis ein größerer Platz kam, wo nochmals fragen konnte. Dort wurde mir auch sofort geholfen und ich kam also dann schon nach 15 Minuten beim Hauptbahnhof an. Jetzt musste ich nur noch den Busbahnhof finden, doch dieser ist nicht weit von Bahnhof entfernt. So hatte ich trotz dieser kleineren Verzögerung noch eine gute halbe Stunde, um die richtige Bushaltestelle zu finden und mir etwas zu Essen zu kaufen.
Auf den Rückweg vom kleinen Einkauf fiel mir ein Plakat des Ska- und Reggaefestivals in die Augen. So informierte ich mich über die dortigen Bands und wurde prompt von hinten von zwei Tschechen angesprochen, ob ich auch dort hingehe, und ob ich den Bus wisse, den man nehmen müsse. Ich half ihnen also weiter. Sie stellten mir noch dann zwei andere Freunde aus der Slowakei vor und so fuhren wir gemeinsam nach Boskovice, wo dann die Vier wussten, wie es weitergeht: Als erstes in die Bar, wo ich auf ein Bier eingeladen wurde, und erst danach zum Konzert, wo ich dann auch noch meinen Rucksack in ihr Zelt stellen durfte.
Wir gingen dann zum Konzert hoch auf die Burg, wo noch ein Theaterstück gespielt wurde, dass man mir dann vergeblich zu erklären versuchte . Ein paar Bier, Tischfußballmatche und die Planung für meine Rückreise (zwei Tschechen und zwei Slowaken telefonierten, schickten SMS, um mich den nächsten Tag heil zurück nach Hause zu bringen) füllte schließlich die Zeit bis zum Konzertbeginn.
Nachdem man ausgelassen bei der ersten tschechischen Skaband getanzt hatte, wurde ich ganz plötzlich von einem Mann angesprochen, nein aufgefordert, Tischfußball mitzuspielen. Wir verloren zusammen fünf Matche, so lud er mich zum Trost auf einen Absinth ein und wir kamen ins Gespräch. Doch "leider" unterbrach uns die zweite Band und man tanzte wieder.
Genau puenktlich zum Schluss der zweiten Band erhielt ich eine SMS von einem anderen Freiwilligen aus Frankreich, dass er auch endlich beim Konzert sei. So machte ich also die Bekanntschaft mit Pierre und einem anderen Freiwilligen, der in der Slowakei sein Projekt hat. Wir unterhielten uns zusammen mit allen, die ich vorher kennen gelernt habe. So verbrachte man eigentlich die Pausen mit Quatschen und während Musik lief, tanzte man.
Die letzte Band war aus Polen, und da ich sie auf Englisch ansprach, waren sie heilfroh, endlich jemanden zu treffen, der Englisch spricht. Mit Ihnen ging ich dann zur Aftershowparty bis um 5.00 Uhr in den Morgen. Und danach legte ich mich an das Zelt schlafen, doch leider nur eine Stunde. Denn laut der Informationen, die mir gegeben worden waren, fuhr ein Bus in Boskovice um 6.33 Uhr und dann in Brno der Anschlussbus um 9.00 Uhr.
Leider war beides nicht so. Der erste nach Brno kam um 8.15 Uhr und in Brno erst einer um 15.00 Uhr. So wartete ich ohne Schlaf an der Bushaltestelle, um dann in Brno auch wieder zu warten. Nach einer Weile wurde ich dann wieder angesprochen, ob ich nicht etwas zu Essen hätte. Ich entgegnete ja, wenn man mir auf den Bahnhof helfen könnte. So bekam ich dann eine Zugverbindung von Brno nach Rychnov n. Kn.: Bloß sechsmal Umsteigen und schon bin ich da.
Ich kam also etwas frueher aus Brno los und musste nun immer den richtigen Zug finden, um an mein gewünschtes Ziel zukommen. Zweimal ging es gut, doch der dritte Zug war irgendwie falsch. Ich muss aber sagen, dass mich keine Schuld trifft: Es war eigentlich der richtige Zug, doch hielt dieser nicht an der gewünschten Haltestelle. So stieg ich beim nächsten grossen Bahnhof aus und fragte einen Schaffner, der meinte, dass ich doch einfach in seinen Zug einsteigen solle und mit nach Nymburk fahren soll. Am Schalter wurde mir der Zug nach Wroclaw (PL) empfohlen. Jedoch sollte ich noch einmal umsteigen.
Der Schaffner dieses Zuges machte mir sofort klar, dass dieser nicht in Rychnov hält und suchte mir, obwohl ich es wusste, nochmals meine Zugverbindung heraus und kam an der entsprechenden Haltestelle zu mir und sagte, dass ich jetzt aussteigen müsse. Mit dem nachfolgenden Zug musste ich nur fünf Minuten fahren und kam in Rychnov an. Ich möchte bemerken, dass ich nur eine Fahrkarte gekauft habe, nichts habe daraufbezahlen müssen und der Service echt superwar.
Endlich in Rychnov angekommen gab es dort keinen Bus mehr nach Uhøinov. Das hiess dann 15 km laufen. Doch kam mir dann glücklicherweise die Idee, in meinem Projekt anzurufen, wo mir noch gesagt wurde, dass ich abgeholt werde.
So kam ich abends zwar ohne Schlaf an, aber das nehme ich gerne in den Kauf, um die Mentalität und Gastfreundlichkeit hier kennen gelernt zu haben.