Ein Jahr fliegt weg – ein neues kommt
A_Waitler_in_Prag verbringt über Weihnachten einige Tage Zuhause in Bayern. Dann geht es auch schon zurück nach Tschechien, denn es gilt, Silvester in Prag zu verbringen! Und es wird ein echtes Erlebnis.
Über Weihnachten war ich dann das erste Mal nach vier Monaten wieder einmal daheim in Bayern, eine Woche lang, in der ich Familie, Verwandte und Freunde, darunter unter anderem meine alten Kameraden aus dem Geschichte-Leistungskurs, wiedersehen konnte.
Da meine direkt an der deutsch-tschechischen Grenze gelegene Heimatgemeinde Neukirchen beim Heiligen Blut ein Marienwallfahrtsort ist, haben wir dort auch ein Wallfahrtsmuseum. Eine Abteilung darin beschäftigt sich mit der grenzüberschreitenden bayrisch-böhmischen Wallfahrt, was ich mir mit dem Hintergrund meiner bis jetzt erworbenen Kenntnisse in der tschechischen Sprache und Landeskunde wieder einmal angesehen habe.
Wieder "daheim" in Prag, in meiner tschechischen Heimat, war in der Zeit zwischen den Jahren im Salesianerzentrum fast nichts los, richtig seltsam war das. Die Studenten waren alle gleich so zwei Wochen lang daheim, auch die Salesianer besuchten kurz ihre Eltern, die Hobbygruppen waren nicht, das Jugendzentrum war nicht geöffnet und der Deutschunterricht im Gymnasium fand angesichts der Ferien auch nicht statt; nur im Büro gab's ein bisschen Arbeit, wie beispielsweise mit den Originalen und den Kopien wichtiger Dokumente aufs Stadtamt unseres Stadtbezirks Praha 8 Kobylisy gehen und dort die Kopien beglaubigen lassen; außerdem hab ich auch wieder mal einen, jetzt mal ohne Übertreibung, zehn Zentimeter dicken Stoß Papier mit unzähligen Rechnungen einzuscannen gehabt; denn die müssen auf dem PC gespeichert sein, falls ein Feuer die Originale zerstören würde. Da waren dann zum Beispiel auch die Quittungen unseres monatlichen Taschengeldes dabei; Bernhard und ich bekommen ja, wie alle anderen EFDler auch, pro Monat umgerechnet 100 Euro, was aber leicht ausreicht. Denn schließlich haben wir hier im Zentrum freie Kost und Logis, alle unsere Fahrkarten kriegen wir zurückerstattet, wenn wir in unserer Freizeit mit den Salesianern unterwegs sind, brauchen wir nichts zu bezahlen und auch sonst können wir mit unserer Euro26-Karte, die uns als Freiwillige ausweist, bei Eintrittspreisen Rabatte erhalten.
Den Silvesterabend verbrachte ich zuerst in der Kommunität; nach dem Abendgebet um acht Uhr saßen wir im Gemeinschaftsraum beisammen und ich hab den Salesianern Fotos von meinem Heimatort Neukirchen beim Heiligen Blut gezeigt sowie meine Abizeitung, von der sie sich sehr beeindruckt zeigten, da es so etwas in Tschechien ihrer Aussage nach nicht gibt. Besonders der Technikfan Jára, der immer jede Wochenendveranstaltung fotografiert und filmt, war geradezu begeistert von der Qualität der Fotos der einzelnen Abiturienten. Also nochmal ein dickes Lob an unsere Kollegstufensprecherin Fiona. :-)
Um elf Uhr sind wir, das heißt Bernhard, bei dem sechs Leute zu Besuch da waren, und ich, mit der Tram in die Innenstadt gefahren. Da ist dann das alte Jahr nicht etwa sanft entschlafen, sondern mit Pauken und Trompeten gen Himmel geflogen. Die haben da so viel Feuerwerk verballert, dass der Himmel voller Rauch war und man irgendwann schon fast nichts mehr sehen konnte.
Nachdem wir an Neujahr wie in Deutschland auch hier arbeitsfrei hatten, hat daraufhin größtenteils wieder mein normales Programm begonnen: Das heißt Montagnachmittag Fußballhobbygruppen, Dienstag- und Mittwochnachmittag Oratoř und Donnerstagvormittag Deutschunterricht im Gymnasium. Unser Sprachkurs, zu dem Bernhard und ich ab Oktober gemeinsam hingegangen sind, ist im Dezember ausgelaufen, die nächste Zeit wird uns der Großvater meines Zimmerkameraden David Tschechischstunden geben. In der restlichen Zeit hatten wir statt normaler Büroarbeit mal andere und dann doch auch interessantere Dinge zu tun, zum einen ein paar Mal per Hand den Schnee vom Fußballplatz räumen, Traktor kann man da keinen einsetzen, um den Kunstrasenbelag nicht zu beschädigen, und zum anderen sind wir mit unseren Büros umgezogen.
Bis jetzt hatten wir von SADBA zwei Räume im Erdgeschoss, die aber viel zu klein und noch dazu auseinander waren, sodass wir immer hin- und hergehen mussten. Ah ja, SADBA heißt übrigens "Salesiánská asociace Dona Boska", also ganz wörtlich übersetzt "Salesianische Assoziation Don Boscos". Das muss man sich dann so vorstellen, dass es in unserem großen Zentrum rein rechtlich gesehen verschiedene Abteilungen gibt, von denen SADBA eine ist. Und natürlich gibt es hier jede Menge Büros, wir zwei Freiwillige sind aber eben nur für SADBA eingeteilt. Dort arbeiten wir mit dem Salesianer Jára, unserer Projektleiterin Jana sowie den weiteren Angestellten Verinka und Tomáš. SADBA organisiert neben einigen der Wochenendveranstaltungen vor allem die Freiwilligendienste der tschechischen Salesianer. Das heißt sowohl unseren Aufenthalt hier in Prag – sowie den von Diana, die aus Lettland kommt, und im Salesianerzentrum in Pilsen arbeitet – als auch die Aussendung tschechischer Jugendlicher ins Ausland. So war ja auch Jana selbst ein Jahr lang bei den Salesianern in Indien, ansonsten kommen diese Leute nach Deutschland, Bulgarien, Mexiko und einige afrikanische Länder.
In unseren zwei neuen, großen und beieinanderliegenden "kanceláře" im ersten Stock gab es und gibt es noch viel zu tun. Möbel zusammenmontieren, Kabelleisten verlegen, Kabel verlegen, Tische und Schränke herauftragen und so weiter. Deswegen war ich auch innerhalb von acht Tagen fünfmal in einem Heimwerkergeschäft, viermal im Bauhaus und einmal in einem kleineren Laden; mir geht dieses Bauhaus-Werbelied schon gar nicht mehr aus dem Kopf – auf die Melodie von "Our house in the middle of the street" spielen die da die ganze Zeit "BAUHAUS …". :-)
Und was ich sonst noch so alles erlebt habe, könnt ihr in meinem nächsten Beitrag "Oh du schönes Tschechisch" nachlesen.
"Wie ein Rauchopfer steige mein Gebet vor dir auf."
(Psalm 141, 2)
Auslandsadresse:
Christoph Mauerer
Salesiánská asociace Dona Boska, o.s. (SADBA)
Kobyliské nám. 1, 182 00 Praha
Česká Republika
Skype: christoph-mauerer
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