Ein Dezember mit vielen Ereignissen
Noch eine neue Mitbewohnerin und ein Dezember mit unerwarteten Ereignissen. "Get out of your comfort zone" heißt es bei dem Vorbereitungstrainings. Tja, dass hat bei mir diesen Monat super funktioniert.
Endlich funktioniert das heiße Wasser und die Heizung wieder. Ich konnte den Boiler zwar manuell selber reseten, jedoch hatten ich und Ebru die Überraschung am morgen satt, ob wir nun warm oder kalt duschen müssen.
Dann, kaum hatte ich mich an Ebru gewöhnt, tauchte Solomia, die dritte Freiwillige auf. Sie kommt aus der Ukraine und brachtet sehr viel Energie mit. Ihre sehr aktive Art wurde gleich bemerkbar, als sie stundenlang sang und morgens laufen ging. Zum Glück hat sie eine wirklich gute Stimme, dennoch mussten Ebru und ich sie bitten, ein bisschen weniger zu singen. Irgendwann wurde es einfach zu viel. Ich glaube auch, dass der Ort ihr ein bisschen die Energie genommen hat. Inzwischen geht sie nicht mehr morgens um halb sieben laufen.
Wie dem auch sei, für mich war die veränderte Situation eine Herausforderung. Auf der einen Art musste ich den beiden zeigen, wie die Arbeit funktioniert und auch wo sie hier bekommen können, was sie brauchen. Dann aber bin ich die jüngste, Ebru ist fast 30 und Solomia 24 Jahre alt, sodass es in manchen Situationen komisch war, die Person zu sein, welche die Erfahrung hat. Ich kümmerte mich zu gut darum, dass die beiden sich gut einleben konnten. Auch dass hatte ich schnell bemerkt und mit den beiden drüber gesprochen, dass mir die Umstellung nicht leicht fiel und es für mich eine völlig neue Situation ist. Vor allem fiel es mir schwer, meine Routine, die ich inzwischen schon hatte, aufzugeben bzw. zu verändern. Nach dem Gespräch klappt es jedoch wirklich gut. Manchmal erwische ich mich trotzdem dabei, ungeduldig zu werden, wenn ich alles noch einmal erklären muss. Doch es wird mit der Zeit immer besser. Man kann sich halt nicht von jetzt auf gleich ändern.
Solomia ist Anfang des Monats zu uns gekommen, und am nächsten Tag war ich mal wieder in London mit meiner Freundin Anja. Wir hatten geplant, diesmal wirklich ins Winterwonderland zu gehen. Wie gewohnt, waren wir relativ früh in London. Es war ein schöner, sonniger Tag, weshalb wir spontan beschlossen, den SkyGarden zu besuchen.
Der SkyGarden ist ein Hochgebäude mit einer pflanzlichen Einrichtung im obersten Stockwerk. Bis 10 Uhr kann man ohne eine vorherige, kostenlose Buchung hinauffahren und eine tolle Aussicht auf London genießen. Danach gingen wir zur Tower Bridge, da ich zuvor noch nicht da war. Da merkten wir schon, dass London wieder ziemlich gut besucht ist. Nach einem kurzen Umweg in die Regent Street und zu Abercrombie & Fitch, meinem absoluten Lieblingsladen in London, leider aber auch ziemlich teuer, gingen wir dann zum Winterwonderland.
Der Eingang war nicht so voll wie beim letzten mal, sodass wir schnell reinkamen. Die Security durchsuchte unsere Taschen halbherzig, was uns etwas stutzig gemacht hat. Als wir uns dann Umgehen haben stellten wir schnell fest: Wir befinden uns auf einem schlechten nachgemachten deutschen Jahrmarkt im Winter Style. Jeder hat dazu vielleicht eine andere Meinung, jedoch fanden wir es dort ziemlich enttäuschend. Man fand überall deutsche Klischees und Plakate. Es war zwar größer als der Bremerhavener Jahrmarkt, was auch keine Herausforderung ist, jedoch kleiner als der Hamburger Dom. Außerdem war alles ziemlich teuer. Nachdem wir eine Brezel gegessen haben, die eher weniger eine Brezel als normaler Teig mit Käse war, liefen wir zur Zugstation und fuhren nach Hause. An diesem Tag haben wir unseren Schrittrekord aus Cardiff übertroffen. Wir sind insgesamt 37.000 Schritte gelaufen. Das habe ich am Abend auch gemerkt.
Den Tag danach habe ich Solomia und Ebru den Fußweg nach Godalming gezeigt. Dann war auch schon wieder die Arbeit dran.
Endlich war Dezember und ich konnte meine Adventskalender öffnen. Nicht nur ich, sondern auch die 'residents' konnten ihr Adventskalender, den ich für sie gemacht habe, öffnen. Jeden Tag war ein anderer 'resident' dran, seinen personalisierten Schlüsselanhänger aus dem Adventskalender zu nehmen. Auch wenn nicht jeder begeistert war, war es für mich eine große Freude, zumindest einige von ihnen zu überraschen.
Der Dezember verging somit schnell und das jährliche Cinderella Theaterspiel für die 'residents' rückte immer näher. Ich war immer gerne bei den Proben dabei, es war lustig und später war ich dann für die Musik zuständig. Bei den Proben konnte Becki, die Cinderella spielt, nicht immer dabei sein, sodass ich eingesprungen bin, damit die anderen üben konnten. Da wurden schon Späße gemacht, dass ich schon fast den Text kann. Ca. zwei Wochen vor der Aufführung, wurde bekannt, dass Becki bei den Proben nicht teilnehmen kann und sich sowieso nicht wirklich wohl mit dem ganzen fühlt. Um Becki einen Gefallen zu tun, da sie mir wirklich viel hilft, und auch für die 'residents' sprang ich für sie ein. Den Text kannte ich zum Glück ja schon. Ich soll ja auch während meines Projektes aus der Komfortzone kommen... Das Schlimmste für mich waren die 5 Kleiderwechsel in dem Stück, das Hochzeitskleid am Ende und die Tatsache, dass ich mit 'Prinz Charming' tanzen musste. Auch dass diese Cinderella weinerlich ist, kostete mich viel Überwindung das so zu präsentieren. Jedoch ging alles irgendwie gut. Solomia ist am Ende auch für die Fairy Godmother eingesprungen und Ebru übernahm mein Part mit der Musik.
Dazwischen haben wir dann auch noch erfahren, dass Mark, ein Freiwilliger der hier in der Nähe wohnt, eine kleine Band hat und manchmal am Nachmittag ein Konzert gibt, auch geplant hat, dass wir Freiwillige mit dabei sind. Für mich eine weitere Situation aus meiner Komfortzone heraus zu kommen. So hatten wir eine Woche Zeit uns mit ihm zusammen zusetzen um dafür zu üben. Insgesamt haben wir vier Songs einstudiert (I see fire, Closer by Travis, Counting stars & Away in a Manger). Die Performance sollte am Tag nach dem Theater stattfinden. An diesen Tagen hatten wir durch das Theaterstück und die Musik Performance jeden Tag eine Probe. Am Wochenende hatten wir ca. dreieinhalb Stunden pro Tag für die Musikperformance geübt.
Dann kamen auch schon ziemlich schnell die beiden Tage der Unbehaglichkeit.
Die Theateraufführung verlief ganz gut, jedoch auch mit viel Improvisation. Doch alle haben es genossen und jemand hat gesagt, es war die beste Aufführung von den ganzen Jahren. Am Ende habe ich sogar Blumen bekommen, weil ich für Cinderella eingesprungen bin. Auch die Musikperformance verlief besser als gedacht. Ich meine wir sind keine Profis aber den 'residents' hat es wirklich gut gefallen was am meisten zählt. Und wie schön das es auch Videos dazu gibt *Ironie*.
So verging die Zeit wirklich schnell, ich realisierte, dass ich in diesen dreieinhalb Monaten schon viel gemacht und erlebt habe. Auf einmal steht Weihnachten steht vor der Tür. Ebru ist nach London über die Feiertage gereist, sodass ich mit Solomia alleine war. Meine Weihnachtsgeschenke sind zum Glück pünktlich zuhause angekommen. Und auch das von meiner Mutter ist bei mir vor Heiligabend angekommen. Womit Ebru, Solomia und ich jedoch überhaupt nicht gerechnet haben, sind die Weihnachtsgeschenke von meinen Kollegen und eins von alles 'residents'. Ich war überwältigt, weil ich gemerkt habe, wie viele Leute unsere Arbeit in den Activities zu schätzen wissen. Becki war besonders einfallsreich. Bevor sie an Heiligabend von der Arbeit nach Hause fuhr, verteilte sie in unserem Charlet Weihnachtssocken, Ferro Rocher Sterne und Candy Stangen. Es war wirklich süß und ich fühlte mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Heiligabend habe ich mit meiner Familie geskyped und zusammen mit ihnen Weihnachtsgeschenke geöffnet. Am ersten Weihnachtstag, der Tag an dem in England wirklich erst Weihnachten ist, habe ich morgens den 'residents' beim Geschenke auspacken geholfen und mich auch mit deren Familien unterhalten. Leider hatten nicht alle 'residents' ihre Familien zu Besuch. Ich fand es wirklich schön, wie die 'residents' sich über ihre Geschenke gefreut haben. Das Weihnachtslunch war ok. Die Atmosphäre hätte besser sein können aber alles in einem war es ein schöner Weihnachtstag. Den zweiten Weihnachtstag verbrachte ich Zuhause, da die Züge nicht fuhren und Solomia krank war, weshalb wir nicht in ein Pub gegangen sind.
Für Silvester haben wir geplant, nach Guilford zu fahren. Anja kommt auch mit. Ich freue mich schon richtig!
Euch allen eine guten Rutsch ins Jahr 2019. Ich kann immer noch nicht fassen, wie schnell die Zeit vergeht.