Ein dann doch etwas seltsames Seminar...
Weltenbuerger hat ein etwas seltsames, aber doch sehr lustiges Seminar erlebt. Am aufregendsten war wohl die gefürchtete Erlebnispädagogik, die sogar ein bisschen gefährlich war.
Donnerstag:
4 Uhr stehe ich auf und das an einem Tag, an dem ich normalerweise erst um halb sieben raus müsste. Na gut, andere würden sich jetzt an den Kopf greifen, nicht so ich, die auch schon mal morgens halb fünf mit dem Rucksack durch Olsztyn rennt. Für alle, die das nicht kennen, unbedingt mal machen: morgens, halb fünf in der Woche (am Wochenende begegnet man eh nur den Diskogängern) auf die Strasse zu gehen. Es sind ganz wenige Menschen nur auf der Straße, bei jedem Einzelnen fragt man sich, warum er denn bitte um Himmelswillen nicht wie jeder andere auch im Bett liegt.
6.22 Uhr fuhr mein Zug nach Wroclaw, der mich aber nur bis Poznan mitnehmen sollte. Eine Stunde hab ich noch etwas geschlafen, danach die Gegend angesehen und um neun Uhr Jennifer eine SMS geschrieben, die zu der Zeit noch im Bett lag! So viel dazu!.
11.30 Uhr war ich dann in Poznan, 14.26 Uhr soll Jennifer ankommen, ergo hatte ich viiiiel Zeit! Nach fünf Runden im Bahnhof, rein in den Zeitungsladen, wieder zwei Runden, in den KFC was essen, wieder zwei Runden, noch mal in den Zeitungsladen, acht Runden, in den Supermarkt... Ihr seht schon, ich habe meine Zeit sinnvoll verbracht...
Außerdem gab es doch tatsächlich einen Imbiss in Poznan, der Ania hieß!!! Mir wird zwar bei der Schreibweise regelmässig schlecht, aber so ist das nun mal: Die Polen schreiben Ania gnadenlos mit I! Dort wollte ich dann auch einen Toast kaufen, man muss ja mal die Freunde unterstützen, aber es gab keinen...schade, schade...
Mit einer halben Stunde Verspätung kam dann Jennifer auch an, es wurde sich erst mal über die neusten Neuigkeiten ausgetauscht und nebenbei der ganze Zug unterhalten, was für uns kein Problem ist...
In Swiebodzin angekommen, sehen wir andere von dem Seminar. Zusammen fuhren wir nach Lagow, das fast an der deutschen Grenze liegt. Man stelle sich einen Regionalbus, einen Wald, Dunkelheit und Ortsschilder vor. Der Bus ist um die Kurven geheizt, da wurde dir schlecht. Zwei Mal stand auf dem Schild Lagow nach links und er fuhr geradeaus... "Am Wiesenrand" war der häufigste Name der Haltestelle, da der Busfahrer Leute einfach mal so in the middle of nowhere rausgelassen hat...sehr seltsam.
Im Hotel angekommen teile ich mir erst mal mit Jen ein Zimmer, das kann nur lustig werden! Das Hotel ist ausgebucht, mit Herzlich willkommen und Solidarnosc Flagge ausgerüstet...und echt super! Obwohl wir insgesamt sechs Spinnen hatten, war es toll: das Essen einfach nur super, immer Tee... Ein Traum.
Das letzte im Supermarkt am Bahnhof 12.22 gegessen, fiel ich fast vor Hunger vom Stuhl, als wir unsere Kennen lern Runde machten. Ich heiße Anja und komme aus... Immer das gleiche. Der Hunger musste ignoriert werden, kennen lern Spiele waren wichtiger...
Freitag:
Pünktlich acht Uhr stehen wir am Frühstückstisch und glauben es kaum, dass es so viel essen gibt, hätten wir nicht gedacht. Mit Ei, Wurst, Käse, Joghurt und Cornflakes und und und...super!
Neben uns sitzt eine Mitarbeiterin des Vereins, die uns mit "tatkräftigen" Vorschlägen versucht zu helfen, nach dem Motto: "Du, Jennifer, willst du nicht noch einmal mit denen reden?" Man kann auch fünf mal hinzufügen, dass das nichts gebracht hat, aber reden ist ja immer die beste Methode.
Heute werden beide Vereine vorgestellt, damit wir im Groben wissen, worum es geht. Danach sollen wir uns mal ganz kurz entscheiden, zu welchem Verein wir für den Tag gehen. Jen und ich sehen uns an, weil wir von keinem Verein eine Ahnung haben. Aber der deutsche klingt ganz gut... Wir sollen in einer kleinen Runde von unseren Erfahrungen berichten. Was haben wir erlebt, was hat uns geprägt, was wissen wir über den Verein? Was soll man da sagen? Ich bin hier, weil ich es manchmal einfach nicht mehr zu Hause aushalte? Außerdem liebe ich Hotels, weil es immer etwas zu essen gibt.
Wir sollen Ideen sammeln, aber Jen und ich sind ein bisschen ratlos, weil wir von nichts eine Ahnung und schon gar keine Idee haben. Aber es fällt bestimmt nicht auf, wenn wir hier einfach nur so sitzen, oder???
Am Abend wird es noch besser: Wir sind in kleinen Arbeitsgruppen und ein Mitglied unserer Gruppe problematisiert ein Problem, dass er lieber noch etwas mehr problematisiert hätte, weil es ja wichtig ist, er formuliert das dann auch noch aus, Jen und ich kommen nach zwei Minuten nicht mehr mit, nach fünf Minuten wird er gefragt, welches Bedürfnis er jetzt hat, er weiß das selbst nicht so, keiner versteht sein Problem, aber Hauptsache er selbst weiß, was er eigentlich will...
Samstag:
Ich schlage die Augen auf. Fünf Uhr. Ach so. WAS??? Aufspringend wecke ich Jen, die auch ganz verdattert ist. Also sind wir heute etwas später beim Frühstück und würden und am Liebsten in unser Zimmer einschließen, weil heute Erlebnispädagogik auf dem Plan steht. Das kann ja nur toll werden...
Zehn Uhr kamen dann auch schon die Trainer aus Wroclawe, wir wurden in Tiergruppen eingeteilt, ich war Gruppe Hund und schon ging es los.
Ich hatte eine weiße Hose an und einen Wintermantel, was sich nicht als besonders förderlich beim über ein Seil Klettern, Würfel suchen, Stock durch den Dreck schleifen und in der Luft hangeln erwies. Meine Güte, wenn ich das meiner Mama erzähle, was ich hier so in Polen mache... "Du, Mama, ich hing heute in einem Bergsteigergeschirr über dem Abgrund eines Waldes, dabei hat es mir fast das Bein abgeschnürt und ich konnte hinterher nicht mehr laufen... Aber mach dir keine Sorgen, mir geht es gut!"
Am Nachmittag ging es indoor weiter, die Zusammenarbeit der Vereine, bei der wieder Bedürfnisse befriedigt wurden, mancher gar nicht wusste, was er jetzt machen sollte und Jen und ich einfach nur dachten: Warum sind wir hier???
Alles in allem war es mit Jen voll lustig, was wir uns in dem Hotelzimmer zerschmissen haben... das Seminar an sich war für uns schwer verständlich, weil wir eben Neue waren. Aber gut, wenigstens war es lustig!!!
Bin gespannt, was Jen dazu meint...