Ein Augenblick und tausend Gedanken
Was macht macht, wenn man gelangweilt von Deutschland ist und das Fernweh in den Fingern kribbelt?
Nach meinem doch eher voreilig abgebrochenen Auslands(viertel)jahr in Moldawien hatte ich mich entschieden, erstmal in Deutschland zu bleiben. Unter Abwägung vieler Faktoren hatte ich eine Ausbildung in Dresden begonnen, die ich diesen Sommer nun endlich abgeschlossen habe. Drei Jahre, die rückblickend wunderbar, traurig, anstrengend aber irgendwie auch schön waren.
Leider hatte ich während dieser Zeit nur wenige Gelegenheiten zum Reisen. Und trotzdem konnte ich neben bekannten Ländern wie der Ukraine, Polen, Moldawien und Tschechien einige neue Länder erkunden: Lettland, Estland, Litauen, Rumänien und die Slowakei. Das reichte mir aber nicht.
Gegen Anfang des Jahres 2016 begann ich zu überlegen, was ich denn mit meinem Leben anstellen solle. "Mach was richtiges!", "Studier' was!" und anderes vorwürfiges Gefasel konnte ich mir aus meinem Familien- und Freundeskreis zur Genüge anhören.
Vielleicht hätte ich das sogar gemacht, wenn mich nicht damals das Reisefieber gepackt hätte, das mich bis heute nicht loslässt. Trotzdem spielte ich mit dem Gedanken, in Deutschland zu bleiben, denn das wäre am wenigsten aufwändig gewesen. Andererseits hätte ich mich wohl darüber geärgert, wenn ich nach einem 8-stündigen Arbeitstag zu Hause säße und aus meinem Fenster hinaus in den Regen starren würde.
Ich hatte so viele Orte gesehen und jeder hatte eine eigene Geschichte zu erzählen. Und weil ich mir kaum ausmalen konnte, wie viele dieser magischen Orte noch auf mich warteten, entschied ich mich, "ja" zu dem Abenteuer zu sagen, dessen Name "Griechenland" sein sollte.
A photo posted by Chrysotile (@chrysotil) on Aug 21, 2016 at 12:13pm PDT
Ich nahm also zwei Koffer und mein Portemonnaie und flog nach Athen. Die ersten zwei Wochen lebte ich wie ein Tourist. Ich hatte ein Hotelzimmer mit Meerblick, traf mich jeden Tag mit Freunden zum Abendessen, um am Strand zu trinken oder um zu feiern. Bis auf das Hotelzimmer habe ich das alles jetzt noch und es sieht nicht so aus, als würde sich das in den kommenden Monaten ändern. Griechenland ist anders. Alles, was ich über dieses Land zu wissem glaubte, hat sich nicht nur als falsch entpuppt, nein, ich habe es schon vergessen.
A photo posted by Chrysotile (@chrysotil) on Aug 11, 2016 at 12:42pm PDT
Jetzt, in diesem Augenblick, sitze ich mit meinen Freunden am Tisch und genieße den Abend. Und genau jetzt gehen mir alle diese Gedanken durch den Kopf. Zwischen den Gerichten aus zahllosen Nationen schimmern Rotweingläser im Kerzenlicht. Ein warmer Wind weht vom Meer herauf und ich schaue in die Runde. Lachende, fröhliche, zufriedene Gesichter; Argentinisch, dänisch, türkisch, französisch, niederländisch, deutsch, mazedonisch, serbisch, algerisch, italienisch, bulgarisch, ... und wir alle verstehen uns. So einfach kann es sein. Denn hier in Griechenland zählt nicht, wo du her kommst, sondern dass du da bist und dass du dabei bist.
A photo posted by Chrysotile (@chrysotil) on Aug 9, 2016 at 12:22pm PDT
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