Die Wochen 9 - 15
Untypische Weihnachten, baden im eiskalten Fluss und was ich sonst noch so gemacht habe...
Nach langer Zeit mal wieder ein Bericht für euch...
Bei meiner Arbeit hat sich nicht viel getan. Nach wie vor gehen wir von Montag bis Donnerstag jeden Morgen in verschiedene Kindergärten und freitags morgens in die Tagesförderstätte. Wir haben ziemlich viel Freiheit. Wenn wir eigene Aktivitäten leiten wollen können wir das tun, aber jeder ist auch damit zufrieden wenn wir einfach nur mit den Kindern spielen und den Erzieherinnen behilflich sind. Für die Woche vom 5. bis zum 9. Dezember haben wir uns z.B. ein Nikolausspiel ausgedacht und das dann in jeder Gruppe von jedem Kindergarten und in der Tagesförderstätte vorgetragen. Wir haben selbst die Kostüme gemacht und Kekse für 350(!) Kids gebacken, um sie dann als Geschenk zu geben. Allerdings hat sich rausgestellt, dass wir die Kekse gar nicht an die Kinder verteilen dürfen... Man braucht hier ein Zertifikat vom Hersteller, um Essen in einen Kindergarten zu bringen. Und da wir selbst die Hersteller waren hatten wir kein Zertifikat und somit keine Kekse für die Kids! Die haben stattdessen was zum Anmalen bekommen und waren auch darüber ziemlich glücklich. Und die Kekse haben wir an allemöglichen Freunde und die Leute unserer Organisation verteilt.
Wie schon im letzten Bericht erwähnt war am 3. Dezember der internationale Tag für Behinderte. Das haben wir als Anlass genommen, eine Party für die Behinderten der Tagesförderstätte zu organisieren. Ein paar Tage vor der Party hat dann die Direktorin der Abteilung für Jugendliche und Kinder unsere Pläne durchkreuzt, weil sie die Kinder nicht teilnehmen lassen wollte. Das hat unsere Idee fürs Programm ruiniert und wir mussten uns in ein paar Tagen was ganz neues einfallen lassen... So läuft das hier in Bulgarien: Langfristige Planung ist nicht so verbreitet. Deswegen funktioniert vieles nicht, wenn man etwas langfristig organisieren möchte, was ziemlich frustrierend sein kann. Wenn man sich aber aufs bulgarische Tempo einlassen kann stellt man fest, dass last-minute Organisation hier erstaunlich gut funktioniert! Ich hab gedacht, dass unsere Party mit den Behinderten die reinste Katastrophe wird, aber im Endeffekt war dank der Spontaneität der Bulgaren alles bestens! Unsere Chefin siehst das genauso und hat uns seit dem Event ziemlich lieb ;)
Wer will kann auch den Google-Translator bemühen und einen Bericht über unsere Aktion lesen. Ein paar Bilder sind auch zu sehen:
http://www.dimitrovgrad.bgvesti.net/news/92178/%D0%94%D0%BE%D0%B1%D1%80%D0%BE%D0%B2%D0%BE%D0%BB%D1%86%D0%B8_%D0%B7%D0%B0%D0%B1%D0%B0%D0%B2%D0%BB%D1%8F%D0%B2%D0%B0%D1%82_%D1%85%D0%BE%D1%80%D0%B0_%D1%81_%D1%83%D0%B2%D1%80%D0%B5%D0%B6%D0%B4%D0%B0%D0%BD%D0%B8%D1%8F__%D0%BE%D1%82_%D0%94%D0%BD%D0%B5%D0%B2%D0%BD%D0%B8%D1%8F_%D1%86%D0%B5%D0%BD%D1%82%D1%8A%D1%80#.TtzaVjMpg0o
In der Art und Weise denken wir uns immer neue Aktivitäten für die Kids und die Behinderten aus. Und wenn wir mal faul sind machen wir nix eigenes und greifen nur dem Personal unter die Arme :)
Außerdem hab ich am 23.12. eine Weihnachtspary mit der Deutschklasse eines Gymnasiums organisiert. Ich hab sie einfache Spiele spielen lassen. Die Anleitungen dazu hats zuerst auf Deutsch gegeben. Wer sie nicht verstanden hat hat eine auf Englisch bekommen, allerdings hat es dann weniger Punkte gegeben, wenn man gewonnen hat. So hatten die Gruppen einen Anreiz, den deutschen Text zu verstehen. Für den Gewinner hat es einen original deutschen Weihnachststollen gegeben! Danke an Mutti fürs Schicken! :)
Nach wie vor haben wir auch ziemlich viel Sprachunttericht, was sich definitiv auszahlt. Wenn sich zwei Bulgaren unterhalten hab ich zwar immer noch keine Chance wirklich zu verstehen was abgeht. Aber wenn mir jemand was auf bulgarisch erklären will und er sich Mühe gibt langsam und deutlich zu sprechen, dann kann ich normalerweise draufkommen was er meint. Es fühlt sich gut an, seine eigenen Fortschritte zu beobachten :)
So viel zu meiner Arbeit. Meine Freizeit ist mindestens genauso spannend... Allgemein bleiben wir am Wochenende praktisch nie in Dimitrovgrad. Meistens besuchen wir andere Freiwillige in anderen Städten oder reisen zusammen irgendwo hin. Die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr haben wir frei bekommen ohne unsere Urlaubstage benutzen zu müssen. Ziemlich großzügig! Das haben wir natürlich ausnutzen müssen. Wir sind zuerst mit einem alten, langsamen Zug nach Dobrinishte in die Berge gefahren. Dabei hatten wir eine absolut göttliche Aussicht auf die winterliche Landschaft. Die Weihnachtstage haben wir mit einigen anderen Freiwilligen dort verbracht und dann gings mit nem engeren Kreis weiter zum Rila-Kloster. Eine definitiv sehenswerte Attraktion. Und weil wir im Winter dort waren gabs das sogar ohne die üblichen Touristenmassen. Nach Rila haben wir ein paar Tage in Sofia bei Freunden verbracht und sind dann mit einem Nachtzug über Neujahr nach Belgrad gefahren... DIE Partystadt überhaupt. Es waren relativ strapaziöse eineinhalb Wochen, aber das war es definitiv wert. Ich hab verstanden, dass es bei EVS nicht nur ums Arbeiten geht... Reisen trägt auch zur interkulturellen Verständigung bei!
Mein persönliches Highlight der letzten Wochen war allerdings der Yordanovden am 6. Januar. Es ist ein Feiertag, bei dem ein Priester ein Kreuz in den eiskalten Fluss wirft und Männer, die verrückt genug sind, hinterherspringen und versuchen das Kreuz zu erreichen. Wer es zuerst zu fassen bekommt ist fürs kommende Jahr mit Gesundheit und Glück gesegnet.
Das wollt ich mir natürlich nicht entgehen lassen und bin mit über 20 Bulgaren ins Rennen gegangen :) Das Kreuz hab ich zwar nicht bekommen, aber überraschenderweise eine silberne Urkunde, 50 Leva(!) und viele coole Erinnerungen fürs Probieren. Jetzt bin ich erkältet, aber diese Erfahrung war es definitiv wert!
Zum Schluss noch der Link zu einem kleinen Weihnachtsvideo, das ich mit den anderen Freiwilligen in meiner Organisation gemacht hab. Es ist zwar ein bisschen zu spät, aber das spielt keine Rolle :P Enjoy und bis bald!
http://www.youtube.com/watch?v=kGA72Hc6_nw
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