Die Visite
Wie ich mich in Zwolle verlief, meine Eltern zu Besuch kamen und ich Urlaub in Stuttgart machte.
Es war eigentlich ein gewöhnlicher Montagabend. Wir hatten bereits Abendbrot gegessen und ich fühlte mich noch fit genug um noch eine halbe Stunde Joggen zugehen. Ich zog mir also meine langen Sportsachen an und setzte meine Mütze auf. Noch schnell eine Playlist aussuchen und meine Lauf-App starten und schon ging es los. Da ich meine Nachbarschaft gut genug kenne, dachte ich mir, dass ich mal Richtung Klooienberg renne. Also ich dort am Tor abschlug, wollte ich einen anderen Weg zurück nehmen. „Wird ja schon nicht schief gehen. Ich laufe einfach am anderen Ufer des Kanals zurück….“ Tja, so dachte ich das. Als mir irgendwann über meine Ohrhörer gesagt wurde, dass ich bereits 7 km gelaufen bin, wurde ich stutzig. Ich begann den Peperbus (den Alexanderturm Zwolles) zu suchen um mich an ihm zu orientieren. In meinem Kopf hätte er sehr groß und dicht vor mir sein sollen. In der Realität war dieser recht klein und lag hinter mir. Tja, kann ja mal passieren… Da ich in einem Industriegebiet von Zwolle war, was ich bisher noch nicht einmal kannte, war ich froh das mein Handy mich zurück navigieren kann.
Insgesamt bin ich anstelle von 30 Minuten und 6 km ungefähr ein Stunde und etwas über 11 km gelaufen. Ich habe zu Hause erstmal ausgiebig geduscht!
Duschen! Wir haben bei uns im Bad ein Radio stehen. Ein älteres Gerät der noch Kassetten und schon CDs abspielen kann. Leider hat dieses Radio eine Antenne, welche direkt am Anfang abgebrochen ist. Darum haben wir insgesamt 4 Radiosender. Die zwei mit der besten Qualität sind ein Oldies Sender und ein Klassik Radio. Deshalb werden wir jetzt immer hochgebildet während des Duschen. Letztens wurde sogar die drei Groschen Oper gespielt!
In irgendeiner Nacht bekam ich dann Fieber und Schüttelfrost und war dann erstmal krank. Ich habe mir dann frei genommen, aber keine echte Ruhe gefunden. Denn meine Eltern waren schon die gesamte in Amsterdam und wollten für einen Tag und eine Nacht nach Zwolle kommen. Und das wollten sie dann, wenn ich unglücklicherweise krank geworden bin. Ich habe ihnen trotzdem Zwolle gezeigt. Und das bei typisch niederländischen Nieselregen. Am Abend aßen sie bei uns. Ich habe nämlich Timi davon überzeugt typisch ungarisch zu kochen und das haben meine Eltern natürlich einem Restaurant bevorzugt. Meine Eltern schliefen im Gästezimmer vom Kloster. Sie waren überrascht von der entspannten Atmosphäre.
Während ich meinen Eltern die Werkstatt vom Kloster zeigte, war auch Jeroen dort. Als mein Vater anfing von den Maschinen zu schwärmen die dort standen, stieg Jeroen gleich mit ein und sie unterhielten sich in einem Sprachenmix über die Maschinen und wie schön es doch wäre diese selbst zu Hause zu haben. Große Passionen kennen halt keine Sprachbarrieren.
Eine Woche später waren meine Eltern schon lange weg und ich war auch auf dem Sprung. Ich hatte mir nämlich ein paar Tage frei genommen, um einen Freund in Stuttgart (im folgenden nur noch Stuggi genannt) zu besuchen. Von Amsterdam flog ich eine Stunde nach Stuggi und fuhr dann dort mit der S-Bahn irgendwo hin. Dort ich traf meinen Schulfreund Lukas. Der kam gerade am Bahnhof mit einem Faltrad vom ADFC angedüst. Der ADFC ist während seines FÖJs sein Arbeitgeber und die hatten ein Faltrad im Keller stehen, welches in den folgenden Tagen mich in Stuggi mobil halten sollte. Niklas, mein Kumpel aus Göttingen, sollte eigentlich auch noch diesen Abend ankommen. Doch sein ICE hatte eine leichte Verspätung von 140 Minuten und deswegen kam er anstelle von 23:10Uhr um 1:30Uhr an. Wir haben ihn natürlich trotzdem vom Hauptbahnhof abgeholt.
Wir haben insgesamt nicht viel getan in Stuttgart. Wir sind einen Tag auf den Birkenkopf hochgefahren. Lukas mit seinem Fahrrad, Niklas mit einem Mountainbike und ich mit dem Faltrad. Ich habe auf der Hälfte des Weges meine Entscheidung für das Faltrad bereut. Stuggi liegt in einem Talkessel und aus dem mussten wir raus. Unser Ziel war nämlich ein Gedenkberg aufgeschüttet von Kriegstrümmern. Und wie man schon hört am Wort Berg, das Ding ist höher als die Umgebung. So langsam ich beim hochfahren war, umso entspannter war es wieder runterzufahren. Obwohl ich ein wenig Angst hatte, dass das kleine Rad auseinander fällt. Es ist aber nichts passiert.
Ein großes Manko am Leben in den Niederlanden ist, dass es keine Club-Mate gibt. So habe ich es genossen, bei der EDEKA aus den verschiedenen Sorten von Mate auswählen zu können. Allgemein wieder mal in einem großen Supermarkt einzukaufen, war schön. Die Supermärkte in den Niederlanden sind nicht klein, aber die in Deutschland sind halt manchmal ein Stück größer. So sind Lukas und ich mit einem Kinder-Einkaufswagen zu EDEKA gegangen und haben CLUB-Mate, Schupfnudeln und Eis gekauft. Während wir durch den Einkaufsladen liefen, hat uns eine Frau von irgendeinem Milchgetränk angesprochen, ob wir nicht mal die neuen Sorten probieren wollen. Da haben wir nicht nein gesagt. So wurde das Bild von zwei Jugendlichen, mit einem Kinder-Einkaufswagen voll mit Club-Mate noch abgerundet, in dem wir bunte Milch mit Strohhalmen aus einem Plastikbecher schlürften. Unsere Becher wurden sogar noch einmal aufgefüllt!
Übrigens, in Stuttgart war während meines Aufenthalts mal wieder Feinstaub-Alarm. Beim Schnee, welcher am selbigen Tag fiel, war ich mir auch nicht so ganz sicher, ob das echter Schnee war oder einfach nur die Feinstaubpartikel, welche zusammenpappten und somit in Flockenform vom Himmel fielen. Ich habe dann mal ausnahmsweise, die Flocken nicht mit meiner Zunge aufgefangen.
In Stuttgart traf ich auch meine Patentante. Zusammen haben wir einen Nachmittag verbracht. Wir waren im Institut Français und haben dort eine Ausstellung über Tomi Ungerer beschaut und haben dann noch über den Dächern Stuttgarts Kaffee getrunken und geschwatzt.
Am Wochenende waren auch in Baden-Württemberg Landtagswahlen. Da wir sowieso ausgehen wollten, dachten wir, dass es doch bestimmt ganz cool bei der Wahlparty der Grünen sein muss. Denn die haben schließlich gewonnen. So erwarteten wir mindestens gute Stimmung und auch kostenlose Getränke. Wir gingen also zur Staatsgalerie und nahmen an, dass wir gar nicht reinkommen würden. Die Security vergeudete nicht einmal einen Blick an uns.
Dann waren wir auf der Wahlparty der „Gewinner“. Die Stimmung war dezent besser als an einem Montag morgen in der S-Bahn. Zwei alte Frauen waren am Tanzen und der Rest stand irgendwo und unterhielt sich ein wenig. Kretschmann gab Interviews und das Bier mussten wir auch noch bezahlen. Ich war echt enttäuscht. Die Grünen, eine Partei die sich doch immer noch versucht hip darzustellen, hatte bei einem Wahlsieg, mit dem besten Ergebnis jemals in einer Landtagswahl, noch nicht einmal Freibier. Kein Wunder, dass die Stimmung so flau war.
Wir bestellten uns ein Bier und gingen wieder. Zuerst waren wir in einer anderen Bar und als wir nach Hause gehen wollten, kamen wir bei der Wahlparty der FDP vorbei. Die sind auch in den Landtag gekommen. Zwar nur mit 8,3%, aber die hatten Stimmung und feierten sich mächtig. So fingen wir an uns als Wähler auszugeben und ein paar von ihnen wollten uns einladen, aber der Wirt schmiss uns raus, weil er eigentlich zu machen wollte. Trotzdem zählt die Geste ja, dass sie uns einladen wollten. Ich glaube wir hätten unsere Maske, als FDP Wähler eh nicht lange aufrecht erhalten können und sie hätten den Braten recht schnell gerochen, dass wir gar keine „Junge-Liberale“ sind.
Abgeschlossen wurde mein Deutschland Besuch durch das Konzert von Macklemore & Ryan Lewis. Dies war nämlich der eigentlich Grund für den Besuch. Das Konzert war sehr gut. Ich weiß auch nicht was ich noch mehr sagen könnte. Es war einfach ein sehr schönes Konzert.
Und nun bin ich wieder in meinem Zimmer und vollende diesen Blogeintrag, welchen ich bereits letzte Woche anfing.
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