Die Stadt Tannenbäume
Elhovo ist eine bulgarische Stadt, die etwas Besonderes an sich hat - zur Mittagszeit. Melchior drückt diese Stimmung in einem Gedicht aus.
Ein Bus fährt in den Ort, den wir Tannenbäume nennen.
Und Menschen schweigen, manchmal flüstern sie.
Verlassene Fabrikhallen öffnen die Stadt.
Und aus dem Asphalt wächst Gras,
ruhig sieht das aus.
Staub liegt auf den Straßen,
wird vom Winde getragen,
bleibt liegen.
Stille sitzt in jedem kleinen Korn.
Alles ist leise.
Wir fühlen leiser.
Luft, Welt und Tage,
Maschinen und Autos,
nur Motorräder zersetzen brüllend die Luft,
aber eher selten.
Es leben auch Menschen in dieser Stadt.
Bestimmt sind sie noch zu Hause.
Es ist wohl auch langsamer.
Und leiser.
Es ist Mittag.
Wenn ich möchte kann ich auf der Straße liegen,
es würde niemandem auffallen.
Etwas weiter steht ein Uhrturm,
hier verabreden sich die Menschen.
Aber nicht jetzt.
Es ist Mittag.
Staub wirbelt wieder empor.
Rauschen.
Hunde trotten herum.
Genau.
Hunde.
Und die Flyer mit den Todesanzeigen kleben an den Wänden.
Nicht nur an Wänden,
mehr überall.
Sie geistern wie der Staub.
Und an den Häusern stehen Bänke,
manchmal sitzen alte Frauen darauf
und schauen.
Vielleicht auf die Straße,
oder in den Himmel.
Reden muss man hier nicht viel,
man kann zeigen,
zum Beispiel in Geschäften.
Es ist still in Elhovo.
Es ist Mittag.
Am Abend bin ich nicht auf der Straße.
Aber am Mittwoch und am Samstag ist Markt.
(“Zeilen über die Melancholie einer Stadt”)
Ein Versuch des Ausdrucks
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