Die Sonne kommt zurück
Es ist viel passiert, lest selbst!
Langsam, aber sicher wich die Kälte der Wärme. Die Tage wurden wieder länger und die Sonne schien immer kräftiger. Und so hob sich unsere Stimmung gleichzeitig auch wieder an. Ich ging wieder mehr raus, wir blieben öfter nach der Arbeit noch in der Stadt, liefen rum oder aßen etwas Leckeres.
Am Freitag, den 25. März, war dann ein globaler Klimastreik angekündigt, und auch hier in Pécs gab es dazu eine Veranstaltung. Es war allerdings sehr interessant zu sehen, wie viel kleiner und auch wie anders das hier war. Statt einem Klima Marsch oder einer richtigen Demo gab es nur eine kleine Bühne, auf der geredet, aber auch gesungen oder Gedichte vorgetragen wurden. Außerdem waren noch Tanzgruppen anwesend. Die meisten Menschen waren auch nur genau für die Tänzer da und haben sich zumindest nicht sichtlich für das eigentliche Problem interessiert. Trotzdem war es natürlich schön, dass überhaupt etwas stattfand.
Am folgenden Wochenende waren wir dann für zwei Tage am Balaton, dem größten Binnensee Europas. Auch wenn das Wetter nicht das Beste war, so war es trotzdem schön, dort gewesen zu sein.
Im April war ich dann zum ersten Mal im Ballett, gemeinsam mit Kaya habe ich mir eine Interpretation von Carmen angeschaut. Es ist wirklich beeindruckend, wie talentiert manche Menschen sein können. Ich werde bestimmt noch mal ins Ballett gehen, wenn es die Zeit und das Geld erlaubt.
Und bevor ich es mich versah, war es dann auch schon Ostern. Am Freitag hat dafür meine Mitbewohnerin Kaya für uns Eier versteckt, die wir dann im Sonnenschein, bevor sie uns wegschmolzen suchen mussten. Da es so heiß an dem Tag war, ist die Suche fließend in eine Wasserschlacht über gegangen. Pitsch nass und lachend standen wir also irgendwann in unserem Garten, als unsere Mentorin ankam, um mit uns Eier zu färben. Mit ihr haben wir dann neue Färbetechniken gelernt, mit Wachs und Blättern. Als dann noch die Familie von einer meiner Mitbewohnerinnen dazu kam, war der Trubel perfekt.
Das Osterwochenende selber war dann deutlich ruhiger. Während ich die letzten Jahre immer mit meiner Familie gebruncht hab, passierte bei uns nicht wirklich was. Meine nach Familien Tradition gefüllten Eier aß ich morgens mehr oder weniger alleine am Frühstückstisch. Ich glaube, es waren die Tage, an denen ich meine Familie am meisten vermisst habe.
Aber viel Zeit dafür hatte ich auch nicht, denn es ging schon am Dienstag los nach Ljubljana. Die Fahrt dort hin war, sagen wir, abenteuerlich. Wir hatten uns im Voraus Tickets im Internet besorgt, bekamen aber per E-Mail nur PDF-Dateien mit einem schwarzen Balken halb über dem QR-Code. Da dies aber das Einzige war, was wir hatten, sind wir trotzdem damit losgefahren. Natürlich hat das dazu geführt, dass die Kontrolleure unsere Tickets nicht einscannen konnten. Die meisten waren zum Glück relativ entspannt und haben das ohne viel Hin und Her akzeptiert, aber der Kontrolleur im Zug, der uns über die Grenze bringen sollte, fand das Ganze gar nicht lustig.Nachdem er eine Weile uns versucht hat, klar zu machen, dass er das Ticket nicht einscannen kann und wir versucht haben, ihm klar zu machen, dass wir nichts anderes haben und alle anderen es auch akzeptiert haben, hat er dann signalisiert, dass wir bei der nächsten Station aussteigen müssen. Im ersten Moment hatten wir natürlich Angst, dass er uns einfach rausschmeißt, aber es wurde zum Glück schnell klar, dass alle aussteigen sollten. Wir stiegen also gemeinsam mit den anderen Reisenden an der nächsten Station aus. Und dann standen wir da. Im Nieselregen. Was der Kontrolleur nämlich niemandem gesagt hat, war, wie es weiterging.Da der Bahnhof an der Grenze lag, kamen dann auch schnell Polizisten, die kurzerhand alle Pässe einmal kontrollierten, wie wir weiterfahren konnten, wussten sie aber auch nicht. Nach einer Weile informierte sich netter Weise eine Reisende, die Slowenisch sprechen konnte, und erzählte uns, dass bald ein anderer Zug kommen würde. Zum Glück war dies dann auch so. Nach etwa 12 Stunden und 5 Umstiegen statt geplanten 2 kamen wir dann endlich in Ljubljana an.
Die Stadt selber war wunderschön. Sie war super grün, der Fluss, der durchfließt, strahlt Ruhe aus, und die Innenstadt lud zum Entspannen ein. Auch die Menschen wirkten sehr nett. Ich habe die Tage dort wirklich sehr genossen, und sie waren die lange und komplizierte Anreise auf jeden Fall Wert. Auch die Berge, die die Stadt umranden, haben zu Wanderungen eingeladen. Die Aussicht von oben auf die Stadt ist auf jeden Fall sehenswert. Die Rückreise war zum Glück relativ unspektakulär.
Kurz darauf kamen auch schon meine Eltern zu Besuch. Gemeinsam haben wir uns Pécs angeschaut, unter anderem auch Orte, an denen ich selber auch noch nicht war, wie ein Museum oder den Fernsehturm. Außerdem sind wir noch nach Mohacs gefahren und sind dort an der Donau entlanggelaufen und haben die tatsächlich sehr beeindruckende Kirche angeschaut. Am Ende sind wir noch zum Kis-Balaton gefahren und sind dort einen Vormittag durch das wunderschöne Naturschutzgebiet gelaufen. Es tat sehr gut, mal wieder so richtig ins Grüne zu kommen. Abgeschlossen wurde der Besuch meiner Eltern dann in Budapest, wo nichts mehr so zu funktionieren schien wie es sollte, die Orte, wo wir hinwollten hatten alle zu und dann fing es auch noch heftig an zu regnen, während wir natürlich keine Regenjacke dabeihatten. Naja trotzdem habe ich mich natürlich sehr darüber gefreut, dass mich meine Eltern besucht haben, und insgesamt war es auch wirklich schön!
Ende Mai habe ich dann noch einen Englischtest geschrieben. Das Ergebnis brauchte ich, um mich bei einer Uni bewerben zu können. Mittlerweile weiß ich auch zum Glück, dass ich mehr als die benötigten Punkte bekommen habe, bewerben muss ich mich aber immer noch :) Generell wurde immer mehr klar, dass unsere Zeit hier sich dem Ende neigt, obwohl ich das noch nicht so richtig einsehen wollte.
Meinen Geburtstag habe ich in kleiner Runde in Pécs gefeiert: Am 25. Mai waren wir gemeinsam mit Ákos, Hajni und einem weiteren Mitglied des LIONS Clubs im Restaurant, um sowohl Ehda’as Geburtstag als auch meinen zu feiern. Am 26. Mai haben dann meine Mitbewohnerinnen mich mit einem Kuchen und einem auf Französisch gesungenen Geburtstagslied überrascht. Das war richtig süß und hat mich wirklich gefreut! Im Kindergarten haben die Kinder mir dann ein sehr süßes Bild gemalt und von meiner Lehrerin habe ich noch eine Eulenstatur, die handgefertigt von einem Elternteil war, bekommen. Generell wurde ich, glaube ich noch nie so häufig wie an dem Tag umarmt.
Am Freitag sind wir dann noch mal an den Balaton gefahren, nach Tihany. Diesmal mit dem Ziel, auch in diesem zu baden, was wir dann auch gemacht haben. Generell waren es sehr schöne Tage dort, auch wenn das Wetter ab Freitag Abend schlechter wurde.
Am Dienstag, den 31. Mai, war dann die Sommerfeier von meiner Kindergartengruppe. Dafür bin ich dann auch mal nachmittags in den Kindergarten gekommen. Alle haben sich schick angezogen, und die Kinder haben ein kurzes Theaterstück vorgeführt, gemeinsam haben wir deutsche Spiele den Eltern gezeigt und die Kinder, die nächstes Jahr in die Schule kommen, haben dann noch eine Schultüte bekommen. Bei dem Anblick sind mir dann auch fast die Tränen gekommen. Es wurde plötzlich so greifbar, dass es bald vorbei ist. Und selbst wenn ich mal zu Besuch komme, die Kinder, die zur Schule gehen, sehe ich auf jeden Fall nicht mehr wieder. Der Gedanke tat schon weh.
Naja, jetzt habe ich noch etwa eineinhalb Wochen, die ich noch sehr wertschätzen werde. Und obwohl ich mich schon sehr auf den Sommer freue, auf unsere Reisepläne und darauf Freunde wiederzusehen, so werden die nächsten Wochen für mich auch noch sehr stressig, mit Bewerbungen und Terminen und auf den Abschied freue ich mich wirklich nicht.