Die Reise nach Paphos und die ersten Tanzschritte
Nach einem sehr schönen Ausflug nach Paphos folgte die erste Woche, in der das erste Leben ins Kulturzentrum zurückkehrt.
Nach Limassol wurde am letzten Sonntag die zweite Stadt auf Zypern besichtigt: Paphos. Paphos liegt von Nikosia aus gesehen am anderen Ende des griechischen Teils der Insel, die beiden Städte trennen knapp 150 km. Für zypriotische Verhältnisse ist das eine rieeeeesengroße Entfernung! Dementsprechend waren auch die Reaktionen... "Was?! Ihr seid an einem Tag hin- und auch wieder zurückgefahren????" Ja, sind wir. Das war aber auch nur möglich, weil wir schon Bekanntschaft mit einem Zyprioten (Zypriote = Auto) gemacht haben, der sich freundlicherweise bereiterklärt hat unser Touristenführer zu sein. So konnten wir gleich mehrere Sehenswürdigkeiten ansteuern.
Zuerst Choirokoitia, 9000 jahre alte Überbleibsel der ersten Siedlung auf Zypern, netterweise findet man dort auch 4 rekonstruierte Exemplare der kreisrunden und wirklich sehr sehr kleinen Hütten.
Dann den Geburtsort der Aphrodite, wo sie der Legende nach aus dem Meeresschaum gestiegen ist. Die Bucht dort ist wirklich wunderschön mit ihrem intensivblauem Wasser und großen Felsbrocken an Strand und im Wasser. Ein Touristenmagnet, auf dem Parkplatz standen fast nur Autos mit rotem Nummernschild, welches die Mietfahrzeuge kennzeichnet. Es heißt, wenn man dort ein Bad nimmt, findet man die wahre Liebe...
Das nächste Ziel war dann Paphos. Nach einer Rundfahrt durch die Stadt wurde die nächste Touristenattraktion angesteuert: die Mosaike von Paphos. Und plötzlich sind da Dutzende von Deutsche, ganze Reisegruppen, die sich bei den Top-Sehenswürdigkeiten herumtreiben.
Nach einer kurzen Mittagspause an der Panagia Chrysopolitissa Kirche fuhren wir dann an Bananenplantagen vorbei zum Coral Bay Beach und verbrachten dort die Zeit bis zum Sonnenuntergang.
Ab Dienstag begann dann die erste Woche, in der einige der Workshops wieder stattfanden. Dienstagabends werden traditionelle Tänze für Kinder unterrichtet. Da es über 60 Kinder sind, können nur 2 Gruppen hier im Zentrum bleiben und die anderen 3 Gruppen müssen in die nahe liegende Schule ausweichen. Uns wurde gesagt es wird total stressig, weil beim ersten Mal immer noch die Mitgliedsbeiträge und Unterrichtskosten bezahlt werden müssen. Naja, für uns war es nicht wirklich stressig, weil wir nicht helfen konnten, weil wir es wahrscheinlich nur noch stressiger gemacht hätten, wenn wir da mit unserem Halbwissen mitgemischt hätten. Als der Unterricht dann begann, haben wir uns unter die Kinder gemischt und so erste Tanzschritte gelernt. Die meisten Tänze werden im Kreis getanzt, wobei man entweder die Hände der Nachbarn hält, die Arme auf die Schultern der Nachbarn legt oder ganz kompliziert die Arme so überkreuzt, dass man die Hände des Nachbarn des Nachbarn hält. Die Kinder fanden es auf jeden Fall total spannend, dass dir da waren und die erste Frage war "Wer von denen kann denn am besten Griechisch sprechen?"
Viel stressiger wurde die Woche dann auch nicht mehr. Donnerstag habe vormittags in der Arbeitszeit Olivenbrot gebacken und wurde dann vom Breakdance-Lehrer überrascht, wir dachten er würde Mittwoch kommen, aber als er da nicht kam, nahmen wir einfach an, dass Breakdance erst nächste Woche anfängt, und das war besonders deshalb blöd, weil wir 5 min vorher zwei Jungs, die an der Tür geklopft hatten, gesagt haben, dass heute kein Breakdance ist.
Freitags findet einmal ein Theater-Workshop statt und etwas später dann traditioneller Tanz für Erwachsene. Da haben wir natürlich auch gleich versucht unsere Tanzskills zu erweitern, was allerdings ziemlich schwierig war, da es kein wirklicher Unterricht ist, bei dem die einzelnen Schritte nach und nach erklärt werde, sondern es wird einfach Musik angemacht und getanzt. Wir sind dann irgendwie hinterher gestolpert und bei manchen einfacheren Tänzen haben wir gerade dann den Dreh rausgehabt, wenn das Lied und damit der Tanz vorbei war. Aber wir haben ja noch 9 Monate Zeit!
Heute ist der Independence Day, was wir erst heute realisiert haben, vor 51 Jahren haben die Engländer die Insel geräumt und Zypern wurde in die Unabhängigkeit entlassen. Für uns hieß das, dass wir heute frei hatten, was wir aber vorher nicht wussten. Und es hieß auch, dass heute die Geschäfte geschlossen haben, was wir vorher auch nicht wussten, und das hat dann auch ein paar Pläne über den Haufen geworfen. Letztendlich sind wir heute dann mit unserer Mentorin in ein Dorf, Meniko, 30 Minuten von Nikosia entfernt gefahren, in dem eine Art Markt stattfand, den ich am ehesten als Flohmarkt einordnen würde, es gab allerdings auch eine Menge Essbares, vor allem typisch zypriotische Süßigkeiten: getrocknete Früchte, dicke Blöcke aus mit Honig zusammengeklebten Nüssen, Σουτζούκος (lange Stange aus Traubensaft und Nüssen) und Λοκμάδες (frittierte Teigbällchen in Honig und Zucker getränkt). Die haben wir natürlich probiert. Einen kurzen Blick in die griechisch orthodoxe Kirche vor Ort haben wir auch noch geworfen. Dort war eine lange Schlange von Leuten, die anstanden um einmal jedes Bild aller Heiligen am Altar zu küssen und ein Wattebäuschchen mit heiligem Öl zu empfangen.
Auf der Rückfahrt hat unsere Mentorin von ihrem ältesten Sohn erzählt, der gerade seinen Militärdienst ableistet. Zwei Jahre muss hier jeder Junge zum Militär aufgrund der politischen Situation. Laut unserer Mentorin sind sie dort nur am Essen und weil dort auch kein Sport und keine Übungen gemacht werden, wie man das von hier kennt, nehmen sie alle ganz viel zu. Ziemlich blödsinnig finden das hier alle und da kann ich nur zustimmen. Zwei verschenkte Lebensjahre. Dann doch lieber ein Jahr europäischen Freiwilligendienst! ;)
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