Die Reise in ein fremdes Land
"Du willst wissen, wo Moldawien liegt? Frag nach dem Weg zum Paradies. Es liegt irgendwo auf dem Weg dort hin."
Es ist Sonntag morgen. Ich packe noch ein paar Sachen zusammen und bereite mich auf eine - im Nachhinein bemerkenswert lange - Reise vor. In wenigen Tagen beginnt mein EFD in der Hauptstadt Moldawiens, Chişinău. Da ich gerade "nur" 260km (Uman', Ukraine) davon entfernt bin, habe ich mich für einen kleinen Ausflug mit dem Auto in die Stadt, in der ich ein Jahr leben werde, entschlossen. Die ersten Kilometer geht es die M05 Richtung Odessa. Recht ordentliche Autobahn. Dann zweigt eine Straße nach Westen ab. Die letzten Kilometer auf ukrainischer Seite sind geprägt vom Steppenklima und verfallen Häusern. Einige sind noch bewohnt, aber spätestens in 15 Jahren wird die letzte Generation auch nicht mehr da sein. An der Grenze zum de-facto-Regime Transnistrien werden wir wider Erwarten überhaupt nicht von Kalashnikow tragenden Grenzsoldaten mit Panzern, sondern von relativ freundlichen Beamten kontrolliert. Etwas Stress ist es dann aber doch, die ganzen Papiere über sich und das selbst mitgebrachte Fahrzeug auszufüllen (und das exakt in englisch). Aber nach etwa zwei Stunden passieren wir die Grenze in die letzte sozialistische Möchtegern-Republik Europas. und nach ein paar hundert Metern stehen sie dann doch da: Russische Militärpolizisten mit sowjetischen Schützenpanzern. Kaum zu glauben! Die nächste Grenze lässt auch nicht lange auf sich warten. Nach gerade einmal 20 Minuten Autofahrt geht es von Transnistrien nach Moldawien. Diesmal etwas schneller, da die korrekt ausgefüllten immigration-cards von uns vorgelegt werden können.
Chişinău selbst ist eine unerwartet schöne Stadt! Irgendwie hat sie etwas von Westen UND Osten. Man sagt ja nicht umsonst, dass Europa in Moldawien zusammenkommt. Das einheimische Essen im Restaurant "La Placinate" schmeckt vervorragend und ist auch gar nicht teuer. Genauso sieht es mit den Lebensmittelpreisen aus. Etwas wirr war die Suche nach dem Office meiner Aufnahmeorganisation. Das konnte gefunden werden, nachdem wir darauf hingewiesen wurden, dass zwei gegenüberliegende Hochhäuser die selbe Hausnummer haben.
Ich glaube, dass ich mich nicht sofort in der Stadt zurecht finden werde, aber wenn es ersteinmal so weit ist, werde ich ne schöne Zeit dort haben.
Der Weg zurück in die Ukraine ging über Tiraspol Richtung Odessa. Eine Fehlentscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Was ich an diesem Tag gelernt habe ist, dass korrupte Beamte immer etwas (er)finden, um an Geld zu kommen, dass die Warnung eines Reiseberichts im Internet ("Reisen sie niemals mit dem eigenen PKW über Transnistrien nach Moldawien ein!") völlig berechtigt war (und ich hatte sie vorher belächelt).
Noch ein Zitat aus einer Reportage über Moldawien:
"Du willst wissen, wo Moldawien liegt? Frag nach dem Weg zum Paradies. Es liegt irgendwo auf dem Weg dort hin." wie wahr!