Die neue Sicht auf mein Projekt
Nach dem On-Arrival-Training wird Einiges anders: Beschreibung meines neuen Gefühls und meiner Tätigkeiten im Waldorfkindergarten in Spanien.
Nachdem ich vom Anreiseseminar zurückgekehrt bin, hatte ich die Absicht, mit meiner Tutorin und den anderen Erzieherinnen über meine leichte Unzufriedenheit und Überverantwortung im Projekt zu sprechen. Doch fühlte ich mich auf einmal wohler und wollte das Gespräch dann doch noch ein bischen herauszögern. Meine Hilfe wurde nun mehr in meiner Gruppe benötigt, weil zwei neue Kinder hinzugekommen waren und sich nun auch das Wetter geändert hatte, sodass den Kindern manchmal Regenkleidung angezogen werden musste. Insgesamt wurde mir öfter gesagt, was zu tun ist, was ein verirrtes Arbeiten in der Küche oft verhinderte.
In derselben Woche noch hatte ich eine Zusammenkunft mit den Erzieherinnen, von denen ja eine meine Tutorin ist. Sie wollten mit mir über meinen Arbeitsplan sprechen, was ebenfalls ein Anliegen meinerseits war und wir zählten die Aktivitäten auf, mit denen ich mich im Projekt beschäftige. Diese zu einem dem EFD (angesichts eines ununterstützten Waldorf-Kindergartens) angemessenen Tagesplan zusammengefügt, der sogar theoretisch eine Stunde Pause vorsieht, beendeten wir die Sitzung. Diesen neuen Tagesplan probierte ich dann am folgenden Tag aus und da ich ihn auch zeitlich erfüllen konnte, spiegelt er auch heute noch meine Tagesordnung wieder.
Er umfasst das Vorbereiten des morgendlichen Obstsalats und das gemeinsame Frühstück mit den Kindern, das Anziehen der Kinder, damit sie auf den Spielplatz gehen können und eine kurze Reinigung und Vorbereitung des Gruppenraumes (Essensreste unterm Tisch, Erde und Dreck im Eingangsbereich, Pipi auf dem Badezimmerboden, spülen und den Tisch decken für das Mittagessen). Danach habe ich ähnliche Aufgaben in den anderen Gruppenräumen, während alle Kinder auf dem Spielplatz spielen. Ich esse mit den Kleinen und der Erzieherin meiner Gruppe zu Mittag und muss mich danach beeilen, den Tisch abzuräumen und zu fegen, denn nun holt schon jedes Kind seine Mattratze und positioniert sich nach wildem Rumgehüpfe, um zu schlafen. Nachdem ich die Teller meiner nun 7-kindsköpfigen Gruppe gespült habe, decke ich die Tische der Grundschule. Jetzt kann ich meine Pause beginnen, die sich, je nachdem, ob die Kinder beim Essen länger gebraucht haben oder ob alles nach Zeit lief, auch mal nach hinten verlagern kann. Um halb 3 am Nachmittag hole ich die Kinder für die Nachmittagsbetreuung ab, die bis kurz vor 5 geht.
Ich kann mich sehr gut anfreunden mit durchorganisierten Stundenplänen und bin auch der Auffassung, dass das nicht nur „den Deutschen“ gefällt.
Eine weitere gute Veränderung: Nun, da morgens und abends die Kälte hereinbricht, beziehungsweise die Sonne glücklicherweise mittags in die Kälte hereinbricht, fahre ich seit einer Woche nicht mehr mit dem Fahrrad zur Arbeit, sondern werde morgens von der Erzieherin meiner Gruppe mitgenommen, die eine Stunde früher fährt. Nachmittags suche ich mir Eltern, die in meine Richtung fahren, damit sie mich mitnehmen können. Ich habe das Gefühl, dass mir das Fahrradfahren wichtige Energie (und Abwehrkräfte) des Tages abverlangt hat, denn nun fühle ich mich stärker und freue mich, zur Arbeit zu kommen.
Für einen perfekten Abschluss einer schönen Woche mit mehr Kraft und vielen warmen Sonnenstrahlen hat die Kastanienfeier, La Castañada, gesorgt. Es wurden selbst gesammelte und geröstete Kastanien, Kurbiscremesuppe und kleine süße Küchlein, Panallets, gegessen. Zudem besuchte zur freudigen Aufregung der Kinder die Castanyera das Fest – eine als „Kastanienfrau“ verkleidete Mutter. Es war ein schönes Fest, das mir auch festlichen, nicht alltäglichen Kontakt zu Eltern, Kindern und Erzieherinnen ermöglichte.
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