Die Legende von San Escobar
Einige nennenswerte Entdeckungen der letzten Wochen
Nach 2 Wochen Winterferien ist unser Haus wieder voll mit Leben, ich habe meine Zimmernachbarin zurück und bin zu meiner Arbeit zurückgekehrt. Ich werde in diesem Beitrag nicht von allem was in den letzten Wochen passiert ist, berichten können. Das ginge von einem wunderschönen Familienurlaub im Schnee, über deutsche Konversationstreffen, dem Besuch der Marienburg, Hallenklettern, Schlittschuhlaufen und Swing tanzen, bis hin zu einer Präsentation der Europäischen Freiwilligendienstes in einer polnischen Schule. Doch auch wenn ich all dies auslasse, gibt es noch genug zu erzählen.
Während für mich die Weihnachtszeit spätestens am 27. Dezember endgültig vorbei ist, haben wir hier Mitte Januar „Kolędowanie“ gefeiert- dabei trifft man sich noch einmal zum Weihnachtslieder singen. Bis dahin kann man also den Weihnachtsbaum stehen lassen. Für mich war das eine weitere Gelegenheit, ganz lange Querflöte zu spielen. Am darauffolgenden Tag fand im ganzen Land eine große Spendenaktion statt: „Wielka Orkiestra Świątecznej Pomocy“, die Geld für medizinische Versorgung in Polen sammelt. Die Meinungen über diese (nichtstaatliche) Organisation spalten sich. Die Regierung sieht es kritisch und als eine Art Konkurrenz zu der kirchlichen Wohlfahrt, die Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe, sind eher von der positiven Erfahrung, was man zusammen erreichen kann, angetan.
Bei einem der deutschen Konversationstreffen machte ich die Bekanntschaft eines älteren deutsch-polnischen Ehepaars, das Spaziergänge in Danzig und Umgebung organisiert. Anne und ich beschlossen spontan, uns dem zum Thema der Murales im Stadtteil Gdańsk-Zaspa anzuschließen. Die Murales sind große Wandgemälde auf den Seitenwänden der Häuserblocks in Zaspa, meine Eindrücke davon seht Ihr auf den Bildern. Die ersten ihrer Art wurden bei dem 1000jährigen Geburtstagfest der Stadt gemalt, seitdem kommen jedes Jahr neue Gemälde von Künstler aus allen Ecken der Welt dazu. Dadurch dass es Kunst in so großem Format ist, eröffnen sich manche Einblicke erst aus bestimmten Perspektiven. So gibt es zum Beispiel eine Wand, die voll von bräunlichen Quadraten ist. Das hat sich Anne und mir nicht so recht erschlossen, bis wir durch die Kamera das Gesicht von Lech Wałęsa erkannten.
Außerdem durfte ich wieder an der Kunsttherapie teilnehmen, die alle zwei Wochen stattfindet. Diese Woche haben wir Masken gebastelt. Es ist erstaunlich, wie Stepan, der das Ganze anleitet, alle participants anregen kann, kreativ zu werden und ich ihnen Inspirationen gibt, ohne sie einzuschränken. Pani Teresa war erst sehr unsicher, wie sie ihre Katzenmaske machen soll, auf ihr Ergebnis dann aber sehr stolz. Ich fand all die verschiedenen Masken so schön, dass ich meine Kamera holte und so wurden alle mit ihrer Maske porträtiert.
Und warum dieser exotisch klingende Titel? Am 10. Januar erzählte der polnische Außenminister Waszczykowski Reportern, Polen habe sich zum ersten Mal in seiner Geschichte mit einigen karibischen Nationen getroffen, unter anderem San Escobar. Nun gibt es dieses Land leider gar nicht. Im Internet wurde das Ganze zum Witz. San Escobar hat mittlerweile eine fiktive Flagge und es werden Reisen dorthin angeboten. Bestimmt scheint die Sonne dort häufiger als hier, also warum nicht?
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