Die Italiener und ihr Abendessen
Mein erstes italienisches "Cena" in einem tollen Restaurant.
Am Donnerstag hatte ich volles Programm. Am Vormittag, Dienst in der Casa Bakhita. Danach schnell nach Hause, zu meinem ersten Sprachunterricht und anschließend hat mich Andrea zum "Farewell-Dinner" für Anca abgeholt... aber nun Eins nach dem Anderen...
Auf der Arbeit hab ich diesmal beim Kochen des Mittagessen geholfen. Ich erklär euch mal grob den Ablauf. Als Unterstützung kommen gegen 10 Uhr meistens noch ein-zwei freiwillige Helfer die in Schio leben. Am Do war es ein Geschwisterpärchen, das sich einfach etwas sozial in Schio engagieren möchte. Leider konnten beide kein Englisch oder Deutsch aber wir haben uns trotzdem prima verstanden :-) Es wird dann zusammen gekocht/ improvisiert ;-P Ab 12.30 bis 13.30 ist dann Essensausgabe und danach wird dann natürlich noch, die Küche wieder auf Vordermann gebracht. In der Casa Bakhita ist es so, dass Mittag immer frisch gekocht wird und Abends gibt es dann die Reste + die Sachen aus dem Krankenhaus. Es gibt jedoch noch einen weiteren Unterschied zwischen Mittag- und Abendessen. Mittags können alle Ospiti (Gäste) der Casa Bakhita kommen und auch die Ex-Ospiti, also die, die aktuell nicht mehr dort wohnen. Abends ist es dann jedoch so, dass nur die Bewohner (aktuell 20) dort essen dürfen. Für das Mittagessen müssen die Ospiti einen Tag vorher ihren Namen in eine Liste eintragen, damit wir wissen, für wie viele Leute gekocht werden muss. Diese Liste spielt noch eine weitere tragende Rolle. Denn es wird kontrolliert, ob auch wirklich alle zum Mittagessen da waren, die sich eingetragen haben. Falls jemand nicht gekommen ist und auch nicht Bescheid gegeben hat, bekommt er einen Eintrag. Sobald jemand 3 Einträge hat, darf er eine Woche nicht zum Mittagessen kommen. Dieses System ist zwar sehr simpel, aber es funktioniert sehr gut und die Ospiti lernen dadurch Verantwortung zu übernehmen und auch, dass ihr Handeln/Verstoß Konsequenzen haben kann!
Nach der Arbeit bin ich dann schnell nach Hause, da ich nur eine halbe Stunde Zeit hatte, bis meine Sprachlehrerin Mathilde gekommen ist. Am Anfang haben wir erst mal eine kleine Fragerunde (gleich auf Italienisch) gemacht, um uns besser kennen zu lernen. Danach ging es ein bisschen an die ersten Grundkenntnisse der Satzstellung... Also Italienisch ist schon nicht so ohne... Im ersten Moment hab ich mich ziemlich überfordert gefühlt, aber Mathilde ist sehr nett und geduldig. Sie hat mir alles immer sehr genau erklärt und ist auch auf jede noch so bescheuerte Frage von mir eingegangen. Sie hat mir auch immer wieder versichert, dass ich mich nicht so rein stressen und es entspannt angehen soll. Für die erste Stunde würde ich mich ganz gut anstellen. Das hat mich dann schon etwas beruhigt und gefreut... Morgen gibt´s dann auch schon die Fortsetzung mit ihr, mal schauen, wie es dann läuft!? ;-)
Am Abend hat mich dann Andrea zum Farewell-Dinner für Anca abgeholt. In der Casa Bakhita ist es nämlich üblich, dass ein Freiwilliger, der seinen Dienst beendet hat, ein Abschiedsessen bekommt. Als Treffpunkt wurde eine kleine Kneipe im Centro vereinbart. Dort ging´s dann schon gut los… noch nix zu Abend gegessen und gleich nen leckeren Spritz (halb Wein/halb Wasser oder halb Aperol) hingestellt bekommen. Als alle da waren wurden drei Autos voll gemacht und wir sind in ein Restaurant in die Berge gefahren (ca. 10 Min. Fahrt). Für mich war das etwas Besonderes, denn wir hatten eine tolle Aussicht auf Schio. Wenn man hier in Italien in ein Restaurant zum Essen geht, also nicht nur schnell in eine Trattoria oder Pizzeria ums Eck, dann wird das richtig zelebriert… Ein „vollständiges“ Abendessen besteht aus:
- Antipasto
- Primo (piatto)
- Secondo (piatto)
- Dolce
- Espresso
Antipasto= Vorspeise, z.B. luftgetrocknete Salami oder Schinken; verschiedenes, eingelegtes Gemüse, Bruschetta, Tomate/Mozarella,…
Primo (piatto)= 1. Hauptgang, z.B. eine Suppe; ein-zwei kleine Teller Pasta, Gnocchi oder Risotto,…
Secondo (piatto)= 2. Hauptgang, es wird meistens für alle Personen verschiedene Platten bestellt z.B. Fleisch; Fisch; div. Gemüse; Frittiertes; Polenta; Salat;…
Dolce= Dessert, z.B. Eis (mit heißen Früchten), Kuchen,...
Espresso (der darf natürlich auch nicht fehlen)
Kleine Anmerkung: eine Pizza wird meistens als piatto unico (einzelner Gang) bestellt. Also z.B. wenn man keine zwei Hautgänge möchte… Genau so durfte ich den Abend dann auch genießen. Das Essen war mega lecker und der ganze Abend einfach ein echtes Highlight. Obwohl ich nicht mal Ansatzweise 1 % von den Gesprächen am Tisch verstanden habe, war einfach dieses Gefühl des Beisammenseins und der ganzen Atmosphäre der Wahnsinn.
Wir waren dann auch die letzten Gäste und obwohl das Restaurant eigentlich schon längst geschlossen hatte, hat man sich nicht gedrängt oder genötigt gefühlt. In Deutschland hätte man uns wahrscheinlich schon längst gebeten zu gehen… Ich dachte dann auch, dass wir uns alle verabschieden und nach Hause gehen. Aber nix da. Es wird immer noch ein Absacker getrunken ;-) Also wieder ab ins Centro in eine Bar und noch ein lecker Bier oder Wein bestellt. Um halb zwei war ich dann letztendlich wieder in meiner Wohnung. Gott sei Dank, musste ich am Freitag erst um 10.30 Uhr zu meiner Verabredung mit… das erfahrt ihr im nächsten Beitrag ;-P
PS: Bilder gibt es leider keine, habe vor lauter Aufregung/Trubel meine Kamera und auch mein Handy vergessen :-(