Die ersten zwei Wochen - Angekommen
... nicht nur körperlich, sondern auch mental. Außerdem mein ersten (wenigen) Arbeits- und sonstigen Erfahrungen in einem Land, in dem fast niemand Englisch spricht.
Здравей!
Mittlerweile bin ich jetzt zwei Wochen in Bulgarien und so langsam komme ich auch mental an und realisiere, dass Gorna Oryahovitsa jetzt mein neues Zu Hause ist. Die Stadt ist nicht sehr spannend und nach zwei Morgenspaziergängen hatte ich alles gesehen, was es zu sehen gibt: den Platz in der Stadtmitte, die winzige Fußgängerzone und den Busbahnhof. Nur am Bahnhof war ich noch nicht, da der etwas außerhalb liegt. Da die Stadt so schnell erkundet war, konnte ich mit der vielen Freizeit bisher nicht all zu viel anfangen.
Bisher hatten wir drei Treffen des Jugendparlamentes, jeweils gute zwei Stunden. Einerseits habe ich mich darauf gefreut, da wir Leute in unserem Alter getroffen haben und es was zu „tun“ gab. Andererseits waren die Treffen für mich und meine lettische Mitfreiwillige, Elina, ziemlich langweilig, da nur Bulgarisch gesprochen wurde, wir daher nichts verstanden haben, und der Raum auch noch total warm war.
Am Samstagvormittag war ich in Lyaskovits, ein Dorf weiter, in einer Tagesbetreuung für behinderte Jugendliche. Es war nicht nur schwierig, da ich nicht verstanden hab, was die Jugendlichen mir erzählt haben, sondern ich kam mir auch noch ziemlich überflüssig vor: Es waren vier Jugendliche da und außer mir noch vier Betreuer.
Gestern war dann das erste Treffen der Theatergruppe, in der wir mitarbeiten sollen. Wir haben viel getanzt und Pantomime gemacht. Das funktioniert glücklicherweise ohne Sprache, denn wie dem hier in Bulgarien so ist, spricht fast niemand Englisch. Die Jugendlichen im Parlament und der Theatergruppe können zwar Englisch, aber die Verantwortlichen nicht.
Mittlerweile hatten wir jetzt schon zweimal Sprachunterricht. Unsere Lehrer hat jedes Mal betont, dass wir uns unbedingt in Unterhaltungen einbringen sollen. Tja, mit unserem sehr begrenzten Wortschatz wird das schwierig – oder die Unterhaltung einfach sehr kurz. Казвам се Мириам. Аз съм доброволка от Геpмания. Как се казваш? (Ich heiße Miriam. Ich bin eine Freiwillige aus Deutschland. Wie heißt du?).
In der übermäßig vielen Freizeit war ich mehrmals in Veliko Tarnovo, einer größeren Stadt, etwa 7km entfernt. Die Busfahrt dorthin ist ein kleines Abenteuer, da die Straßen in einem besseren Zustand sein könnten und das in Kombination mit dem durchschnittlichen Fahrtstil der Busfahrer ein ziemliches Gehoppel ergibt. Einmal war ich mit einer anderen lettischen Freiwilligen, die Elina kennen gelernt hat, dort. Wir haben die Altstadt und die Überreste der Festung angeschaut. Vor vielen, vielen Jahren war Veliko Tarnovo einst die Hauptstadt von Bulgarien. Die Altstadt ist echt schön, mit engen und leider auch sehr steilen Gassen und alten Häusern. Mit Elina war ich auch in Veliko Tarnovo, da sie in die Mall wollte. Das war aber gar nicht so einfach. Ihre Mentorin konnte uns nicht genau erklären wo wir hätten aussteigen müssen, wenn wir mit dem Bus gefahren wären. Busfahren ist hier eh so eine Sache bei der man echt wissen muss, wohin man will und welche Linie man braucht, da es an den Haltstellen weder einen Fahrplan noch einen Linienplan gibt. Ich bin mir auch nicht so ganz sicher, ob die Bushaltestellen Namen haben. Sie einfach nur durch ein winziges Schild mit einem Bus darauf gekennzeichnet. Deswegen haben wir beschlossen zu Fuß zu gehen. In Internet auf der Karte sah es ganz einfach aus: immer gerade aus und am Ende der Straße nach links abbiegen. Wir sind ewig gelaufen, bis zum Stadtrand ohne je die Mall zu finden. Da es hier so verdammt warm ist, hatten wir dann auch keine Lust mehr groß zu suchen und die Wahrscheinlichkeit, ein Person zu finden, die uns auf Englisch erklären kann wo wir hin müssen, tendiert hier gegen Null. Heute waren wir noch mal in Veliko Tarnovo und haben die Mall dieses Mal sogar gefunden, allerdings nur auf einigen Umwegen. Wir haben extra alle Straßennamen aufgeschrieben, doch leider gibt es hier keine Schilder mit Straßennamen.
Aber trotz allem gefällt es mir hier sehr gut und ich hab hier nur nette Menschen getroffen. Nur bei unserer Projektverantwortlichen und ihrem Mann, dem Leiter des Theaters, bin ich mir noch nicht so ganz sicher.
Viele Grüße aus dem sonnigen und viel zu heißen Bulgarien!
Miriam
(Heute war der erste Tag an dem die Sonne nicht richtig vom Himmel gebrannt hat und trotzdem ist es im Moment noch 28° warm.)