Die ersten Tage in Lettland
Kurz zu mir: Ich bin Paula und werde meinen europäischen Freiwilligendienst in Lettland in Ikšķiles Brīvā Skola, also in Ikšķiles Freier Schule verbringen. Meine ersten Tage waren bisher reichlich mit Aktivitäten gefüllt.
Ich bin am Dienstag losgeflogen von Berlin Tegel nach Riga. Dort wurde ich von Evija, der Verantwortlichen für die Freiwilligen empfangen und zusammen haben wir auf meine zwei Mitfreiwilligen gut eine Stunde gewartet, da sie von München geflogen kamen. Wie sich herausstellte, habe ich doch gar nicht so viel Gepäck mit, sondern man packt für 11 Monate einfach auch eine Menge ein. Nach dem Mittagessen in Riga sind wir zur Schule gefahren. Ikšķile ist ein Ort der etwa 5km von der Stadt entfernt ist, in der wir jetzt wohnen Ogre. Am Rand des Ortes steht ein Schulgebäude mit einem riesen großen Garten. Aktuell beherbergt die Schule 76 Kinder im Alter zwischen 3 und 12 Jahren. Das ist also in etwa Vor- und Grundschule. Evija hat uns durch die Schule geführt und den meisten Lehrern vorgestellt, wobei wir wohl etwas überfordert waren. Danach sind wir weiter zu unserer Wohnung gefahren hier in Ogre. Ogre ist eine relativ große Stadt. Im 19. Jahrhundert wurde es als Kurort für die Rigaer Stadtbevölkerung aufgebaut, da die Pinienwälder eine heilende Wirkung haben sollen für Menschen mit Atemwegserkrankungen. Es wurde die Eisenbahn hierher verlegt, sodass die Stadtbevölkerung bequem die 30km zurücklegen konnte. Außerdem durfte in Ogre kein Geld verdient werden also es durfte keine Pubs, Restaurants oder Märkte geben. Der Ort wurde im ersten Weltkrieg dann allerdings zerstört und in den 1930er Jahren wieder aufgebaut und bekam das Stadtrecht verliehen. Zu Zeiten der UdSSR wurde dann eine Fabrik in Ogre und Wohnhäuser gebaut. Die Fabrik ist nach der Unabhängigkeit in der Zeit nach 1991 eingegangen, soweit ich das verstanden habe. Den Abend des ersten Tages haben wir dann gemeinsam mit unseren Mentoren in der Stadt verbracht in einem Restaurant und schon ein paar Sachen über Lettland gehört z.B. dass Namenstag gefeiert wird.
Am Mittwoch haben wir uns dann wieder mit Evija getroffen und sie hat mit uns einen Stadtrundgang gemacht. Abends war dann noch Elternabend, der bestimmt interessant war, aber leider verstehe ich erst wenige Worte lettisch, sodass wir nur einzelne Abschnitte uns haben von um uns sitzenden Eltern erklären lassen. Dennoch wurde die Versammlung mit einem Lied eröffnet, welches alle zusammen gesungen und haben und danach sollten wir unserem Nachbarn jeweils sagen, was unser schönstes Sommererlebnis war. Das fand ich eine sehr nette Art eine Elternversammlung zu beginnen.
Donnerstag waren wir dann bei Evija zum Pizza essen eingeladen. Das war ein sehr schöner Abend und wir durften auch gleich die von ihrem Mann selbstgebauten lettischen Instrumente Guokle (Ich hab keine Ahnung wie das geschrieben wird) ansehen und ausprobieren. Das ist ein Saiteninstrument, welches gezupft wird.
Freitag war dann der große Festtag. Schon als wir früh das erste Mal hinunter auf die Straße geschaut haben, haben wir sehr viele hübsch gemachte Jungen, Mädchen und Eltern zu einer Schule hier in der Nähe laufen sehen. In unserer Schule sollte das Fest zum 1. September also Ferienende und erster Schultag allerdings erst um 3 beginnen. So sind wir mit Evija und einer Lehrerin Blumen schneiden gefahren um diese dann in Form eines Labyrinths in den Garten legen zu können. Dieses Labyrinth sollte dann für Achtsamkeit und Aufmerksamkeit stehen und alle Gäste durften durch das Tor zum Labyrinth kommen und selbst den Weg finden. Dieses Labyrinth steht wohl in etwas größerer und haltbarerer Form auf einem Hügel. Es wurde erbaut von dem Verband von alternativen Schulen zu dem die Ikšķiles Brīvā Skola auch gehört. Wieder zurück in der Wohnung haben wir uns auch etwas schick gemacht um dann abermals zur Schule zu fahren. Zu Beginn der Feier haben wir dann wieder verschiedene traditionell lettische Lieder gesungen, denn wie mir eine Mutter erzählt hat gibt es ca. 2 Mio lettische Volkslieder für jeden Anlass. Auch haben dann die verschiedenen Gruppen bzw. Klassen eingeschlossen von einem Kreis von Erwachsenen kleine Spiele gemacht während alle Drumherumstehenden für sie gesungen haben. Danach haben wir noch unsere schlechten Angewohnheiten aber auch Wünsche in ein Feuer geworfen. Damit war dann der offizielle Teil beendet und es gab ein großes Büfett aus verschiedensten Dingen, die die Eltern mitgebracht haben. Vor allem für die Erwachsenen und einige Kinder, die wollten, gab es dann noch lettische und auch zwei irische Volkstänze, die ziemlich anstrengend waren aber sehr viel Spaß gemacht haben.
Gestern waren wir noch im Museum von Ogre, wo ich das meiste über den Ort gelernt hab, auch wenn Evija uns schon einiges erzählt hatte.
Montag ist also unser erster Arbeitstag und ich bin schon sehr gespannt, wie das so wird!
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