Der Tempel von Garni - Zwischen Gott und Göttern
Unweit der armenischen Hauptstadt Jerewans findet man unzählige Schätze der armenischen Geschichte. Glänzendes Beispiel ist der heidnische Mithras-Tempel von Garni, auf dessen Gelände sich auch Überreste einer später errichteten Kirche befinden und eines römischen Bads befinden.
Etwa 30 km östlich von Jerewan liegt nahe der gleichnamigen Kleinstadt der Tempel Garni innerhalb eines Festungsgeländes, welches jahrhundertelang als Sommerresidenz für den armenischen König diente. Heute sind von der Anlage nur noch Ruinen erhalten, während sich der Mithras-Tempel, welcher vermutlich im 1. Jahrhundert von König Tiridates I. erbaut (einige wenige Historiker schreiben den Bau auch Tiridates III. zu) und 1679 von einem Erdbeben zerstört wurde, seit seiner Rekonstruktion 1976 wieder in voller Erhabenheit präsentiert. Der Besuch kostet für Ausländer 1000 Dram, ist sein Geld aber alle Mal wert, zumal der Wechselkurs gerade bei 1:550 liegt (für 1 Euro bekommt man also tagesabhängig etwa 550 Dram). Für „Amateurfoto- und Filmaufnahmen“ werden laut eines Aushanges noch einmal 1000 Dram berechnet, da dies aber niemand kontrolliert, kann man sich den Erwerb getrost schenken. Empfehlenswert ist der Besuch im Frühjahr oder Herbst, weil dann nicht so viele Touristen da sind und man die Anlage und die Aussicht in Ruhe genießen und ungestört fotografieren kann.
Da Garni oberhalb einer Basaltschlucht liegt, ist der Tempel aus Basaltsteinen errichtet. Das Gebälk wird von 24 ionischen Säulen getragen, der Altar ist Mihr, dem Gott der Sonne geweiht. Anlass des Baus war vermutlich die Eingliederung Armeniens ins Römische Reich, Geldgeber der römische Kaiser Nero, den König Tiridates I. zu gegebener Angelegenheit in Rom besuchte.
Direkt neben dem Tempel stehen die Grundrisse der christlichen St.-Sion-Kirche aus dem 7. Jahrhundert, einem Tetrakonchos, welcher der Gregorkirche in Swartnoz nachgeahmt war. Am Nordende der Ruine befindet sich in einem kleinen Extrakapellchen der Grabstein vom Katholikos Mashtots Yeghivardetsi, der 876 nach der Verteidigung Etschmiadsins gegen die Araber den Heiligen Stuhl der armenisch-apostolischen Kirche sowie deren Kirchenschatz von dort nach Garni brachte. Als Katholikos bezeichnet man das Oberhaupt der armenischen Kirche. Er hat die Stellung eines Patriarchen.
Unweit der religiösen Bauten befindet sich auch ein römisches Badehaus, welches erst in den letzten Jahren bei Ausgrabungen entdeckt wurde. Eine griechische Inschrift verkündigt "Wir bekamen nicht einmal toten Fisch, weder von der See, noch aus dem Meer", was so viel bedeutet wie, dass die Erbauer ohne Lohn arbeiteten.